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Daniel Ricciardo: Massa, Button – Rücktritt schwierig

Von Daniel Ricciardo
Felipinho Massa gegen Daniel Ricciardo

Felipinho Massa gegen Daniel Ricciardo

​Red Bull Racing-Star Daniel Ricciardo denkt über den richtigen Zeitpunkt für Rücktritt nach: «Ich halte das für extrem schwierig.» Und er bedauert, dass wir Felipe Massa und Jenson Button verlieren.

In unregelmässigen Abständen greift Daniel Ricciardo für Red Bull zur Feder und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen des Formel-1-Rennfahrers. Der dreifache GP-Sieger sagt in seiner jüngsten Kolumne: «Ich habe schon oft darüber nachgedacht – wie lange soll ein Sportler seiner Leidenschaft treu bleiben? Soll er auf der Spitze seiner Karriere aufhören? Nur um dann darüber zu grübeln, ob nicht der Zeitpunkt vielleicht verfrüht war? Oder soll er so lange als möglich weitermachen, bis sein Ruf ramponiert wird?»

«Da fragst du dich natürlich, wie du selber vorgehen würdest. Ich bin nun 27 Jahre alt, und ich würde mir schon wünschen, dass ich noch etwas Zeit habe, um darüber nachzudenken. Aber ich kam deshalb auf diese Gedanken, weil Felipe Massa Ende 2016 mit der Formel 1 aufhören wird und weil Jenson Button angekündigt hat, 2017 keine Grands Prix zu fahren. Ich finde, ihr Timing stimmt.»

Als ich in die Formel 1 kam, und ich weiss, dass klingt jetzt lächerlich, dachte ich: „Gut, ich mach das ein paar Jahre, hoffentlich gut, dann erfreue ich mich des Lebens!“ Aber so einfach ist das alles nicht. Alain Prost hat das fabelhaft hinbekommen. Nach seinem vierten Titel 1993 war Schluss, und jeder erinnert sich an den Franzosen als grossen Champion.»

«Bei Boxern oder Fussballspieler kann es hin und wieder ein wenig offensichtlich werden, dass sie sich zu viele Kämpfe antun oder nicht mehr auf dem Feld stehen sollten. Bei Rennfahrern kommt mir das etwas simpler vor: Wenn du eines Tages aufwachst und nicht mehr das Risiko eingehen willst, Rad an Rad mit einem Jungspung zu kämpfen, dann musst du gehen. Wenn du von der nächsten Generation siehst, dass sie Kurven locker voll fahren, wo du zögerst, dann musst du den Helm an den Nagel hängen.»

«Aber eigentlich wollte ich ja von Felipe und Jenson reden. Aus menschlicher Sicht bedaure ich es, dass wir sie nicht mehr in der Formel 1 haben werden. Wir erleben einen Generationswechsel. So wie 2006, als Michael Schumacher zum ersten Mal zurücktrat und eine ganze Reihe junger Fahrer nachrückte – Hamilton und Vettel, Rosberg und Kubica und Kovalainen. So ist das jetzt auch. Bald werde ich einer der Dienstältesten im Feld sein, und das klingt für mich absurd.»

«Ich wohne in Monaco in der Nähe von Felipe (was zum umwerfend komischen Kartduell zwischen Daniel und Felipes Sohn durch die Wohnung und über die Terrasse von Familie Massa führte, das als YouTube-Video um die Welt ging, M.B.), wir haben uns im Laufe der Zeit angefreundet. Wir schätzen beide den Wert von Familie. Allein schon die Art und Weise, wie Massa über sein Zuhause spricht, ist einfach herzerwärmend. Ich erkenne da viele Gemeinsamkeiten. Ich glaube fest daran, dass es dich bodenverbunden hält, wenn du mit der Familie gut verwurzelt bist, und das kann sicher jeder bestätigen, der Felipe kennt. Und ich glaube, das kann ich von mir auch behaupten.»

«Felipe ist mir auch wichtig wegen Brasilien 2008. Jeder kann sich an das hochdramatische WM-Finale von Interlagos erinnern, als Felipe im Ferrari das Rennen gewann, an der Ferrari-Box brach Tumult aus, weil alle dachten, er sein Champion, dann überholte in der letzten Runde Hamilton noch Timo Glock und er wurde Weltmeister, nicht Massa. Ich bekomme schon Gänsehaut, nur wenn ich an diese Momente und diese Bilder denke! Es war einfach das unfassbarste WM-Finale aller Zeiten.»

«Ich lebte damals als Pilot der Zweiliter-Formel-Renault in Italien und schaute das Rennen zusammen mit einem brasilianischen Nachwuchspiloten. Also könnt ihr euch ungefähr vorstellen, was da vor dem Fernsehgerät abging!»

«Wie Felipe mit dieser Niederlage umging, wie er auf dem Podest auf sein Herz pochte, wie er weinte, zu sehen wie tief das alles ging, das war unglaublich emotional. Wenn dich so etwas nicht berührt, dann bist du wahrlich aus Stein. Ich finde, er hat damals wahnsinnig viel Respekt verdient, und diese Grösse in der Niederlage ist einer der Gründe, warum Felipe im Fahrerlager so beliebt ist.»

«Ich habe gemerkt, dass ich grundlegend mit älteren Fahrern sehr gut auskomme, also mit Jenson und Felipe und so weiter. Vielleicht liegt es daran, dass wir zum Zeitpunkt meiner ersten GP-Erfolge 2014 selten mehr auf Augenhöhe kämpften, was das Material angeht. Das nimmt viel Dampf aus dem Kessel.»

«Die ganzen Reisen zu den Rennen werden ohne Felipe und Jenson 2017 nicht mehr so viel Spass machen. Aber bevor ich jetzt endgültig sentimental werde: Wir haben noch sechs Rennwochenenden vor uns, und ich will die Zeit mit ihnen so gut es geht geniessen.»

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