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Jean-Eric Vergne: Champion am Nationalfeiertag!

Von Gerhard Kuntschik
Jean-Eric Vergne schaffte es bereits im ersten Lauf – und am französischen Nationalfeiertag – die Formel-E-Titelkrone zu erobern

Jean-Eric Vergne schaffte es bereits im ersten Lauf – und am französischen Nationalfeiertag – die Formel-E-Titelkrone zu erobern

Der Letzte wurde Champion: Im spannenden ersten Formel-E-Lauf in Brooklyn (New York) sicherte sich Jean-Eric Vergne den 5. Platz – und damit den Meistertitel. Denn Titelrivale Sam Bird kam nur auf Platz 9 ins Ziel.

Es gibt Geschichten, die schreibt besonders der Rennsport gern, wenn auch selten. Oder im konkreten Fall des vorletzten Formel-E-Laufs der vierten Saison am Samstag in Brooklyn, New York: Der Letzte wird Champion sein. Und es genügte dafür Rang 5, als Abt-Audi einen Doppelsieg landete.

Keine Frage, Jean-Eric Vergne hat sich als dominierender Fahrer der Formel-E-Saison den Titel verdient. Aber der Weg dorthin war nicht einfach. Wenige Minuten nach absoluter Bestzeit in der Gruppen-Qualifikation wurden alle Rundenzeiten von ihm selbst und seinem Teamkollegen André Lotterer gestrichen: «Überzogene Nutzung von Energie» war die Begründung der Kommissare.

Die Ursache war offenbar ein Software-Problem in der Energiekontrolle. Vergne und Lotterer waren deprimiert, Techeetah-Teamchef Mark Preston wirkte ratlos. Die beiden mussten von ganz hinten starten, Vergne als 19. und Letzter – weil sich Oliver Turvey (Nio) bei einem Crash im freien Training das Handgelenk gebrochen hatte und Startverbot erhielt.

Derweil hatte auch Titelrivale Sam Bird nicht wirklich zu lachen: Startplatz 14 für den DS-Virgin-Fahrer nach mässiger Quali-Zeit. In die Super-Pole rückten Sébastien Buemi, Nico Prost, Jérôme D’Ambrosio, Daniel Abt und Mitch Evans auf. Der Schweizer eroberte dort den besten Startplatz vor Jaguar-Pilot Evans, mit Audi-Jungstar Abt auf Rang 5.

Das erste Renndrama traf Jaguar: Evans blieb am Start liegen, vermutet wurde ein Schaden an der Antriebswelle. Ebenfalls nach technischem Gebrechen stand Teamkollege Nelson Piquet nach dem Fahrzeugwechsel nach wenigen Metern unbeweglich auf der Piste.

Vorn führte zuerst Buemi im vorletzten Rennen von Renault, Teamkollege Prost wurde bei seinem eigenen Fast-Abschied immer weiter zurückgereicht, dafür setzte sich Tom Dillmann bei der Premiere von Venturi mit Teamchefin Susie Wolff in Szene. Und von hinten kamen Lotterer und Vergne, die bald an den Punkträngen dran waren.

Buemis Führung hielt nur sechs Runden, dann war Abt vorn, wenig später ging Lucas Di Grassi am Schweizer vorbei und machte Audis Doppelführung komplett, die – in umgekehrter Reihenfolge – bis ins Ziel hielt. Dabei war auch der nun entthronte Weltmeister von 2017 nur von Platz 11 gestartet.

Es wurde noch einmal spannend: In Runde 34 drehte sich Alex Lynn im zweiten DS Virgin rückwärts in die Reifen – Safety-Car. Wir wollen jetzt nichts unterstellen, aber war das eine verzweifelte Aktion wie bei Piquet und Renault anno 2008 in Singapur in der Formel 1? Bird wurde damit der Anschluss «geschenkt», doch der Engländer kam aus eigener Kraft nicht weiter vor, derweil Vergne auch Lotterer überholte und schließlich Platz 5 absicherte.

Bird holte als Neunter nur zwei Punkte, damit kann er Vergne Sonntag im letzten Rennen und Tag 2 des New Yorker Doppelspiels nicht mehr einholen. Hinter Mortara-Ersatz Dillmann und Vergne kam das deutsche Trio Nick Heidfeld (Mahindra), Lotterer und Maro Engel (Venturi) auf die Plätze 6 bis 8.

Für Vergne wurde der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag, also zum Glückstag. Vier Jahre nach der Ausbootung von Red Bull aus der Formel 1, als er seinen Toro-Rosso-Platz an Carlos Sainz verlor, ist der 28-Jährige aus Pontoise nahe Paris Meister und Nachfolger in der Formel E von Piquet, Buemi und di Grassi. 30 Punkte Vorsprung auf Bird sind vom enttäuschten Briten auch mit einem Sieg von der «Pole» samt schnellster Runde (das wären 29 Zähler) nicht aufzuholen.

«Meister! Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Wir haben so hart dafür gearbeitet, der Druck war doch gross, aber jetzt haben wir es geschafft. Danke an mein Team, ihr wart unglaublich», jubelte Vergne. «Was für ein Tag, von den höchsten Höhen bis zu den tiefsten Enttäuschungen haben wir in dieser Saison alles erlebt. Gratulation an meinen guten Freund Jean-Eric, er hat etwas ganz Spezielles erreicht!», meinte Lotterer.

Zwischen Techeetah und Abt-Audi geht es Sonntag noch um den Team-Titel. Audi-Teamchef Allan McNish sagte schon vorausschauend: «Zunächst einmal einen grossen Glückwunsch an Jean-Eric Vergne, der Lucas heute als Fahrer-Champion abgelöst hat, aber seinem Team sind wir heute deutlich nähergekommen. Vom riesigen Rückstand sind jetzt nur noch fünf Punkte übriggeblieben. Damit sind unsere Karten deutlich besser, und wir haben es selber in der Hand. Ich freue mich auf einen ultimativen Showdown beim Finale.»

Was noch auffiel: Ein Zuschauer in Brooklyn auf Krücken – Pietro Fittipaldi. «Ich sitze nächste Woche zum Testen wieder in meinem Dale-Coyne-IndyCar-Renner. Ende Juli in Mid-Ohio gebe ich mein Renncomeback», sagte der Brasilianer, der sich im Training für die Sechs Stunden von Spa Anfang Mai schwer an den Beinen verletzt hatte. Der Heilungsverlauf sei gut, beteuerte er, obwohl ihm das Gehen offensichtlich nicht leichtfiel.

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