Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

Harsche Kritik am Attack Mode: «Damit verlierst du»

Von Andreas Reiners und Gerhard Kuntschik
In der Kritik: der neue Attack Mode

In der Kritik: der neue Attack Mode

Die Formel E ist in Saudi-Arabien in eine neue Ära gestartet: Mit den neuen Gen2-Autos, einem neuen Rennformat, und auch mit einem neuen strategischen Element.

Die neuen Autos beziehungsweise die neuen Batterien schaffen im Gegensatz zu früh inzwischen ein ganzes Rennen, der Autowechsel zur Rennmitte fällt damit weg.

Um diese nun fehlende Spannungskomponente zu ersetzen, wurde der sogenannte Attack Mode eingeführt. Innerhalb dieses Modus steigt die Power der Autos zeitweise an, von 200 kW auf 225 kW, also von 272 auf 306 PS.

Die Fahrer müssen während des Rennens eine festgelegte Zone auf der Strecke neben der Ideallinie durchfahren, um den Mode zu aktivieren. Da sie beim Durchfahren die Ideallinie verlassen, verlieren sie Zeit – weshalb Fingerspitzengefühl gefragt ist. Laut Reglement ist die Nutzung Pflicht. Wie oft und wie lange, wird vor dem Rennen durch den Automobil-Weltverband festgelegt.

Die zusätzliche Leistungsanhebung hat bei den Fahrern sehr unterschiedliche Reaktionen ausgelöst, besonders positiv wurde «das künstliche Hilfsmittel» nicht aufgenommen, wie Nissan-Pilot Sébastien Buemi sagt: «Wir brauchten das nicht unbedingt, es ist halt ein Element für die Show, nicht für den Rennsport. Im Finish aktivierte ich den Modus zur falschen Zeit und verlor dadurch Plätze.»

«Der Attack Mode ist in Wahrheit ein Verlust. Wenn du ihn aktivierst, verlierst du im Nahkampf eine Position oder zwei», bestätigt Audi-Star Lucas di Grassi, und Buemi kann davon ein Lied singen.

«Außerdem», ergänzt der Schweizer, «gehst du ein Risiko ein, wenn es eine Safety-Car-Phase geben sollte.» Audi-Teamkollege Daniel Abt («Wir konnten nach den Startplätzen zwölf und 18 im Rennen nur noch Schadensbegrenzung betreiben») hält von der Leistungszufuhr auch nicht viel: «Um sie wirklich ausnützen zu können, ist sie zu gering.»

Felipe Massa (Venturi), der die Formel E erst lernen muss, kam mit dem Modus ganz gut zurecht: «Das war nicht einfach, aber ich verwendete den Attack Mode immer richtig.»

Max Günther (Platz 15 nach den Zeitstrafen gegen Felipe Massa) hingegen kann dem Attack Mode durchaus Positives abgewinnen: «Du spürst die Power sofort, vorausgesetzt, du machst alles richtig beim Überfahren des Kontakts. Wenn es passt, ist es eine coole Sache.» Ähnlich sah es der viertplatzierte Jaguar-Pilot Mitch Evans: «Wenn du nicht genau hinfährst, verlierst du Zeit. Wenn es gelingt, bist du dann aber schneller.»

Diplomatisch gab sich Titelverteidiger Jean-Eric Vergne (DS Techeetah): «Wichtig war, dass die FIA unsere Bedenken der Positionierung anerkannte und handelte.»

Der Attack Mode war das ganze Wochenende über ein Streitthema gewesen. Denn die ursprüngliche Position der Aktivierung war für die Piloten einhellig an zu gefährlicher Stelle vorgenommen worden. Nach einigen Diskussionen war die Position schließlich versetzt worden.


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