BMW-Duo: «Marrakesch war der schlimmste Moment»
António, Alexander, wie fällt vor dem ersten Rennen in Europa Ihr Zwischenfazit zur bisherigen Saison aus?
António Félix da Costa: Mit einem Sieg, einer Poleposition, drei Podiumsplätzen und Platz eins in der Fahrerwertung hatten wir eine wirklich starke erste Saisonhälfte. Seit klar war, dass BMW i Motorsport als Werksteam in die Formel E einsteigen würde, habe ich hart gearbeitet, um für Saison 5 bereit zu sein. Nun zu sehen, dass wir als BMW i Andretti Motorsport eines der Top-Teams sind, ist für mich eine große Bestätigung – und eine ebenso große Motivation, genauso hart weiterzuarbeiten.
Alexander Sims: In den bisherigen Rennen haben wir immer wieder großes Potenzial gezeigt. Nicht immer konnten wir die entsprechenden Ergebnisse erzielen. Dafür gab es viele verschiedene Gründe, die wir analysiert haben, um es in der zweiten Saisonhälfte besser zu machen. Die Performance des BMW iFE.18 lässt uns optimistisch auf die kommenden Rennen blicken.
Was waren bisher die Höhepunkte, und welche Enttäuschungen haben Sie erlebt?
Félix da Costa: Mein bester Tag der Saison war gleichzeitig der erste: Die Poleposition und der Sieg beim Debüt von BMW i Andretti Motorsport in Ad Diriyah waren unglaublich. Ich habe mich riesig gefreut, dem Team diesen Erfolg schenken zu können. Enttäuschend war leider der Ausgang des Rennens in Marrakesch, als sich acht Minuten vor Schluss ein Traumtag plötzlich ins Gegenteil verkehrt hat.
Sims: Stimmt, der schlimmste Moment war wohl das unglückliche Ende des Rennens in Marrakesch. Einen eindeutig besten Moment hatte ich für mich persönlich in dieser Saison noch nicht, dafür aber viele, die mir gezeigt haben, dass ich in der Formel E schnell unterwegs sein kann. Großartig war, António beim Auftaktrennen in Ad Diriyah siegen zu sehen. Das hat dem gesamten Team einen großen Schub gegeben.
Wie sind Sie intern mit dem Vorfall in Marrakesch umgegangen, und was haben Sie daraus gelernt?
Sims: Zunächst einmal muss man sagen, dass uns dieser Zwischenfall, so enttäuschend er auf der Strecke war, als Team noch enger zusammengebracht hat. Rückblickend kamen in diesem Moment viele Dinge zusammen, die falsch gelaufen sind. Wir haben danach offen und ehrlich über den Vorfall gesprochen und unsere Lehren gezogen.
Félix da Costa: Alexander hat Recht. Der Tag hat das Team im Nachhinein wahnsinnig zusammengeschweißt. Wir haben durch unseren Umgang mit der Situation bewiesen, dass wir eine Familie sind. Darauf bin ich sehr stolz.
Wie bewerten Sie den BMW i Antriebsstrang im Vergleich zur Konkurrenz?
Félix da Costa: Die BMW i Ingenieure haben einen fantastischen Job gemacht. Unser Antriebsstrang ist schnell und effizient – wir haben einfach ein richtig gutes Paket zur Verfügung. Und das, obwohl es für die BMW i Ingenieure das erste Mal ist, dass sie einen Antrieb nicht für die Serie, sondern für den Rennsport entwickelt haben. Das hat sie vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Hut ab vor ihrer Leistung.
Sims: Unser Antriebsstrang ist wirklich sehr effizient. Das merken wir daran, dass wir genau in jenen Rennen am besten aussehen, in denen es darauf ankommt, so viel Energie wie möglich zu sparen. Das ist in der Formel E einfach extrem wichtig.
Wo können Sie sich noch verbessern?
Sims: Ich sehe immer wieder, dass ich den Speed habe, um ganz vorne mitzufahren. Aber die Formel E ist so komplex, dass man als Fahrer in jeder Session das Maximum herausholen muss, um letztlich auch die entsprechenden Ergebnisse einzufahren. Außerdem muss man seinen Fahrstil sehr schnell von purer Performance im Qualifying auf Effizienz im Rennen umstellen. An diesen Aspekten arbeite ich. Dabei hilft es sehr, einen erfahrenen Mann wie António neben mir zu haben.
Félix da Costa: Ich sehe das größte Potenzial neben der Strecke. Wir lernen uns als Team immer besser kennen und arbeiten auch immer besser zusammen, aber natürlich gibt es immer noch mehr Raum für Verbesserungen. Dabei will ich helfen, so gut ich kann, denn ich bin stolz auf die gesamte Mannschaft.
Wie eng arbeiten Sie mit Ihren Ingenieuren zusammen – mehr als in anderen Rennserien?
Sims: Die wenige Zeit, die man an einem Renntag in der Formel E zur Verfügung hat, ist der stärkste limitierende Faktor. Entsprechend weniger intensiv kann man sich mit den Ingenieuren austauschen. Wir versuchen das durch eine intensive Vorbereitung auf den Renntag auszugleichen – auch mit Hilfe des Simulators.
Félix da Costa: Die Technologie in der Formel E ist unglaublich komplex. Es gilt immer, den perfekten Kompromiss aus Speed und Effizienz zu finden. Das ist gar nicht so einfach und kann nicht von mir als Fahrer allein bewältigt werden. Dafür brauche ich den engen Austausch mit meinen Ingenieuren.
Haben Sie auch während der Saison Kontakt zu den BMW i Ingenieuren in München?
Félix da Costa: Die Verbindung zu den BMW i Ingenieuren war vor allem in der Testphase intensiv. Ich fand es großartig, mich mit Leuten auszutauschen, die nicht aus dem Rennsport kommen. Während der Saison arbeiten sie im Hintergrund hart daran, unseren Antriebsstrang von Rennen zu Rennen noch weiter zu verbessern.
Sims: Wir hatten einmal die Gelegenheit, die BMW i Ingenieure in München zu besuchen. Das war unglaublich interessant. Sie haben uns sogar schon einen ersten Vorgeschmack auf Saison 6 gegeben. Ihre Arbeit ist für uns der Schlüssel zum Erfolg.