Eva Stein: «Die Genesung ist zäh wie Kaugummi»
Im Sommer 2019 hatte es Eva Stein beim Rennen zum Twin-Cup, der im Rahmenprogramm der IDM dabei ist, im tschechischen Most erwischt. Bei einem unverschuldeten Sturz im zweiten Rennen krachte es nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch der eine oder andere Rückenwirbel wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Zweiradmechanikerin, die im elterlichen Betrieb von Papa Alois Stein in Rüsselsheim arbeitet, konnte nach einer Operation und einem internen Fixateur an den verletzten Wirbeln die Klinik auf ihren eigenen Beinen verlassen. Immerhin.
Die Ärzte sprachen damals von mindestens 1,5 Jahren bis zur Genesung. Und sie sollten Recht behalten. Erneute Operationen, Schmerzen und Reha sind seitdem Eva Steins ständigen Begleiter. Einen herben Rückschlag musste sie im Februar letzten Jahres wegstecken. Die Schrauben am Fixateur hatten sich verbogen, da ein ziemlich mitgenommener Wirbel kollabiert war und eine erneute OP stand an, die nichts für schwache Nerven war. Die bis dahin erzielten Reha-Erfolge waren wieder dahin.
Jetzt meldete sich Eva Stein seit langem wieder über Facebook bei ihren zahlreichen Unterstützern. «Die zweite Operation im Februar hat mich körperlich ziemlich mitgenommen», verrät sie jetzt. «Auch danach gab es Höhen und Tiefen. Die letzten 2,5 Monate verbrachte ich in einem ambulanten Reha Zentrum in Mainz. Das zählt zu einem Hoch. Ich wurde dort gut gefordert und ich habe dort meinen Kämpfer-Willen wieder gefunden.» Im Dezember kam dann in der Klinik in Regensburg die nächste Untersuchung und die Planung der nächsten OP. Stein steht auf einer Warteliste, da auf Grund der Corona-Pandemie eine Operationssperre herrscht.
«Momentan ist alles recht schwierig», gibt Stein dann auch unumwunden zu. «Ich bin seit dem Unfall arbeitsunfähig und hab es bis jetzt noch nicht zurückgeschafft. Ich habe noch ziemlich Probleme und starke Einschränkungen bei der Beweglichkeit. Ich bin bis heute auch leider noch nicht schmerzfrei. Vor allem die kalten Tage sind besonders anstrengend und schlimm. Die zweite Operation war wirklich ziemlich heftig und ich habe sehr lange gebraucht, mich davon zu erholen. Jetzt bei der dritten Operation ist geplant, den Fixateur zu entfernen.»
«Die Platte und diverse Schrauben bleiben drin», beschreibt sie die OP-Planung. «Derzeit sind drei Wirbel versteift, nach der Operation sind es nur noch zwei, aber die für immer. Den einen Brustwirbel hat es wirklich ziemlich zerstört. Na ja ist halt so. Ich versuch das Positive an allem noch zu sehen: Dass ich trotz allem noch laufen kann. Gerade gestaltet sich alles ziemlich schwierig. Durch die Pandemie bekam ich vor paar Tagen die Information, dass die Operationssperre bis März verlängert wurde und ich muss jetzt weiter Abwarten. Wir suchen gerade noch nach einer Alternative, dies gestaltet sich aber sehr schwierig.»
«Für mich ist die Situation gerade sehr anstrengend», so Steins Bilanz, «und ich hätte gern mal wieder etwas Positives. Die Verletzung zieht sich wie Kaugummi. Letztens war ich tatsächlich mal wieder bei meinen Motorrädern, die ich beide noch besitze. Die mussten Anfang letzten Jahres wegen Platzmangel aus der Firma weichen und kamen in ein Außenlager. Tatsächlich habe ich sie dort nie wieder abgeholt. Es war aber schön, sie wiederzusehen und es hat sich wirklich gut angefühlt. Ich habe mich auch dazu entschlossen, mein Twin Cup Motorrad zeitnah zu holen, in den Ausstellungsraum zu stellen und wenn wir nach dem Lockdown wieder öffnen, können die Leute sie besichtigen können. Mein Motocross Motorrad werde ich vermutlich im Sommer in Angriff nehmen - dort ist etwas mehr zu machen, sie steht dort noch total zerlegt.»
«Mein Fokus liegt weiterhin bei meiner Genesung und dass ich bald wieder bei uns in der Firma stehen und arbeiten kann», meint sie abschließend. «Das Thema, normal Motorrad zu fahren, rückt immer weiter in die Ferne. Und das Thema Corona? Die Situation kann ich nicht einschätzen und möchte darüber auch nicht so viel sagen. Für mich ist es in dem Sinne gerade nur schlimm, dass es meine weitere Genesung verhindert. Ich hoffe, dass wir in einem Jahr über die Situation heute lachen können.»