Sarah Heide: Schmerzen sind noch treuer Begleiter
Das Finale der IDM Superbike auf dem Hockenheimring dürfte eines der schwierigsten Wochenenden des Jahres für Sarah Heide vom Team Suzuki Laux gewesen sein. Denn statt sich selber auf ihre Suzuki GSX R 1000 zu schwingen, wackelte Heide mit Krücken durchs Fahrerlager und musste zuschauen, wie Ersatzfahrer Rafael Neuner ihr Motorrad um den Kurs jagte. Auch wenn sie ihn tatkräftig unterstütze, wäre selber fahren doch schöner gewesen.
Die Krücken ist Heide inzwischen los. Für sie war es trotz langer Jahre in der IDM, erst Supersport jetzt Superbike, das erste mal, dass sie sich derart die Knochen verbogen hatte. Und das noch nicht mal mit dem Motorrad. Schuld war Mitte August ein Sturz mit dem Fahrrad im niederländischen Assen. Der Befund nach der ärztlichen Untersuchung war ernüchternd und schockierend: Kreuzband- und Meniskus gerissen. Das bedeutete das Aus für Sarah Heide und ihre Saison 2017. Die seelischen Schmerzen wogen eindeutig stärker als die körperlichen. Eine Genesungszeit von mindestens 12 Wochen war angesagt. Die hat sie inzwischen geschafft.
Den Plan, gemeinsam mit Mentor Jörg Teuchert nach Spanien zu reisen, um dort wieder aufs Motorrad zurückzukehren, musste sie auf Dezember verschieben. «Das vordere Kreuzband war komplett durch», schildert Heide. «Das wurde dann bei einer OP mit einer Sehne aus dem Schenkel ersetzt. Der Arzt meinte damals, es dauert zwölf Wochen, bis man sicher sein kann, dass das auch alles hält. Bisher war auch die Beugung einfach nicht möglich, wie man sie eben fürs Motorrad fahren braucht. Ich komme inzwischen mit der Ferse auf die Raste, mehr aber auch nicht.»
Seit Ende Oktober ist Heide zurück an ihrem Arbeitsplatz bei Suzuki-Händler Stefan Laux und betreibt intensiv Physiotherapie. Vor allem das Treppensteigen ist noch immer eine Herausforderung. Laufen, laufen, laufen heißt jetzt die Devise. «Und immer muss man ein Stück über den Schmerzpunkt hinaus gehen», so Heide. «Das war meine erste Operation in der Art, die ich hatte. Ich dachte, ok, das wird jetzt repariert und dann geht’s wieder. Aber so läuft das nicht. Das musste ich erst kapieren. Das neue Band muss es erst lernen mit der Dehnung. Ich habe ehrlich gesagt ein wenig gebraucht, um zu verstehen, wie das zusammenhängt und das man selber rausfinden muss, was einem gut tut. Die Jungs bei Ortema haben mir das alles super erklärt.»
«Mein Knie kann ich biegen, das Band lässt das schon zu», schildert sie. «Und da muss man eben drüber. Da ist also ständig Druck drauf und ständig muss man rein in den Schmerz. Dann geht es einen Millimeter mehr und das ist dann schon ein echtes Erfolgserlebnis. Es hängt von mir ab, je konsequenter man ist, desto schneller geht es vorwärts. Das ist echt ein 24 Stunden Job.»
Im Dezember soll es dann tatsächlich wieder zurück auf die Suzuki gehen. Bisher geht es nur per Heimtrainer vorwärts. Auch ein paar neue Muckis müssen her, denn Heide hat vier Kilo der mühsam im Frühjahr extra für den Superbike-Einstieg antrainierten Muskeln wieder verloren.
«Aber ich muss auch Danke sagen», schließt sich ihren Bericht ab. «Für die ganze Unterstützung. Von Ortema und Suzuki und die ganze Fanpost. Denn es ist schon hart, wenn man an der Strecke steht und sein Moped da fahren sieht.»