Christof Höfer: «Schleizer haben Bier kalt gestellt»
Als Rennfahrer liegen Freud und Leid oftmals sehr eng beieinander, und genau das habe ich Anfang Juni bei der German Speedweek in Oschersleben am eigenen Leib erfahren. Höchstmotiviert und voller Vorfreude bin ich in Oschersleben zur Speedweek am Dienstag als Doppelstarter angereist. Geplant war ganz normal mein Einsatz in der IDM für das Team alpha Racing-Van-Zon-BMW um Werner Daemen und zusätzlich ein Start in der Langstrecken-WM beim 8-Stunden Rennen für Team Gert#56.
Nachdem ich mich in den Wochen vor der Speedweek mit etlichen Zusatzstunden auf dem Fahrrad gequält und meinen Laufschuhen einen täglichen Geruch zugemutet hatte, wie ich es keinem wünsche, war ich guter Dinge. Die Speedweek konnte kommen. Die ersten Tage verliefen soweit reibungslos und es wurde so langsam ernst.
Als ich Freitagmorgen in aller Herrgottsfrüh, also quasi noch vor dem Aufstehen, nach dem freien Training von meiner IDM Maschine abstieg und auf den Zeitenmonitor schaute, war ich sehr zuversichtlich. Ich bin im freien Training aus der Hüfte heraus direkt auf 0,1 Sekunden an meine persönliche Bestzeit rangekommen. Zufrieden und gelassen ruhte ich mich etwas aus, bevor ich dann das Känguru wechselte, denn es stand das zweite Qualifying der Langstrecken-WM an.
Ich fuhr raus und fühlte mich trotz der unterschiedlichen Motorräder sehr wohl auf der Langstrecken-Maschine. Nachdem ich in meinem zweiten Stint die zweite Runde bei vollem 24-Liter Tank die Ziellinie mit einer 29er-Zeit überquerte und mich pudelwohl fühlte, wollte ich noch ein Schippchen drauflegen, was aber leider nicht ganz funktioniert hat. Ausgangs des Shell-S' ist mir beim Umlegen von rechts auf links für ca. 1 Sekunde das Talent ausgegangen (grins) was gleichzeitig für mich das Aus bei der Speedweek bedeutete.
Extremstfrustriert und mit gebrochenem Schulterblatt habe ich mir dann die Rennen am nächsten Tag aus der Box und von den Tribünen aus angeschaut. Leider gehören auch diese Stürze zu unserem Sport dazu. Man gibt sein bestes und kämpft am Limit, um das bestmöglichste Ergebnis herauszuholen. Aber wie sagt man so schön: Wer mit Wasser spielt, wird ab und zu auch mal nass.
Es ist zum Glück keine komplizierte Verletzung, aber auch so ein Bruch und die dazugehörigen kleinen Begleitverletzungen benötigen etwas Zeit. Ich bin täglich fleißig am Bewegen und mache meine Physio-Übungen, damit ich schnell wieder auf dem Bike sitze und nicht viel vom Rennkalender verpasse, aber es kann mir nicht schnell genug gehen.
Nach aktuellem Stand und Absprache mit dem Team sieht es so aus, dass ich den IDM Lauf im belgischen Zolder leider noch als Zuschauer beobachten werde, um dann beim Rennen des Jahres am Schleizer Dreieck wieder 100% fit zu sein. Teamchef Werner Daemen hatte vor ein paar Jahren dieselbe Verletzung und war zu früh wieder auf dem Bike, was ihm dann eine noch längere Pause beschert hat. Er legte mir ans Herz, nichts zu überstürzen. Aktuell ist für mich persönlich an Fahren leider eh absolut noch nicht zu denken, aber bis Schleiz muss das.
Auf Schleiz freue ich mich extrem. Es ist jedes Jahr aufs Neue wieder eine absolute Gänsehaut-Atmosphäre, wenn man vor Tausenden von Zuschauern auf der Strecke Richtung Buchhübel hochjagt. Für mich ist es absolut einmalig und was mich riesig freut, dass ein paar eingefleischte Schleizer Jungs und Mädels vor drei Jahren einen Schleizer Fifty-Fanclub gegründet haben und mich jedes Jahr aufs neue mit Fanshirts und Fahnen von den Tribünen aus anfeuern. Gerade so etwas motiviert mich noch mehr, dass ich wieder absolut fit sein möchte.
Gebt auf euch Acht, und nehmt euch für Ende Juli frei. Wir sehen uns, Euer Fifty.