Ilya Mikhalchik (BMW): «So muss sich Rea fühlen»
Im Team alpha Racing-Van Zon-BMW übernahm Ilya Mikhalchik zu Beginn der Saison 2018 den Platz des Vorjahresmeisters Markus Reiterberger und füllte die großen Fussstapfen gekonnt aus. Während Reiterberger neben der Rennstrecke der gesellige Typ war, ist der Ukrainer allerdings eher zurückhaltend unterwegs. Im Interview mit SPEEDWEEK.com gewährt Mikhalchik einen seltenen Blick hinter die Kulissen.
Kanntest du die IDM schon bevor du hier gefahren bist?
Klar kannte ich die Serie. Von Anfang an. Einige Fahrer aus meiner ukrainischen Heimat sind ja in der Vergangenheit auch schon in der IDM gefahren. Genauer habe ich das dann im letzten Jahr verfolgt. Ich fuhr ja in der Superstock-1000-EM. Ich habe genau hingeschaut, was Markus Reiterberger so macht. Und auch durch meinen letztjährigen Teamkollegen Marc Moser, der ja auch schon IDM gefahren ist, bekam ich so einiges mit. Ein paar der Fahrer kannte ich schon vorher. Im Winter läuft man sich bei irgendwelchen Testfahrten schon öfters mal über den Weg.
Deine IDM-Vorstellung vor der Saison und die Realität nach der Saison. Wo lagen da die Unterschiede?
Illusionen habe ich mir im Vorfeld keine gemacht. Ich wusste, dass ist eine Top Nation, ähnlich wie Italien oder England. Nur schade, dass es keinen Live-Stream in der IDM gibt. Viele Leute in der Ukraine würde gerne sehen, was ich hier so mache.
Interessiert sich in der Ukraine tatsächlich jemand für die IDM?
Oh ja, das Interesse ist groß. Es gibt ja auch eine ukrainische Meisterschaft. Manche mögen bei mir Zuhause den Rennsport gar nicht, aber die meisten schon und sie unterstützen mich auch. Ausserdem werde ich nie vergessen, wo ich die ersten Schritte in meiner Laufbahn gemacht habe. Und ich will zu all denen, die mich unterstützt haben und mich noch unterstützen ein gutes Verhältnis haben.
Was hast du denn hier in Deutschland gelernt?
Leider habe ich nicht viel von Deutschland gesehen. Von Italien oder Spanien habe ich da schon mehr mitbekommen. Deutsch habe ich ehrlich gesagt auch keines gelernt, ausser ein paar spezielle Wörter. Aber ich habe mit Schleiz und Zolder zwei ganz besondere Rennstrecken kennengelernt. Die Fahrer aus der WM wären da geschockt gewesen. Ich bin total happy, dass ich auch dort von Anfang an schnell war. Das ist gut für meine Zukunft.
Du hast das Meistermotorrad übernommen. Hat dich das nervös gemacht?
Das Motorrad ist ja doch jedes Jahr anders. Klar hatte ich die Daten von Markus Reiterberger zur Verfügung. Aber die Reifen waren anders als im Vorjahr und das eine oder andere Teil auch. Um damit Resultate zu bringen, musst du das passende Selbstvertrauen haben. Es kommt ja auf das Leval an, auf dem du fährst. Ich hatte aber keine Angst davor oder so. So dummes Zeug denke ich nicht. Ich sehe so was immer positiv.
Wie stellst du dir deine nächsten Schritte vor?
Hätte ich einen mehrjährigen Vertrag in einem guten Team, würde ich natürlich gerne in der Superbike-WM fahren. Auch die IDM ist eine gute Möglichkeit. Natürlich habe ich auch Träume. Aber da rede ich nicht so gerne drüber, sondern arbeite einfach daran, mir diese zu erfüllen. Ich bin ja erst 22 Jahre alt und habe es nicht eilig. Nochmals die IDM zu fahren, wäre zwar kein großer Schritt, aber ich könnte mich weiter verbessern und kann weiter mit einem Top-Team zusammenarbeiten. Der Eindruck, den ich in diesem Jahr vom Team und der Serie hatte, ist schon toll gewesen. So muss sich wohl Rea in der WM fühlen. Hier will auch jeder von mir ein Foto und Autogramm. Das tut einem als Fahrer natürlich auch gut.
Wie sehen die Pläne für deine Winterpause aus?
Ich habe jetzt erst mal noch am rechten Ellbogen einen Eingriff vornehmen lassen. Eine alte Verletzung. Schmerzen habe ich da keine, aber nach dem Training und dem Rennen spüre ich das. Dann mache ich ein wenig frei und fahre irgendwohin, denn Sommerferien hatte ich dieses Jahr keine. Zuhause habe ich auch so einiges zu tun. Und ab Anfang Dezember gehen die Vorbereitungen für die kommende Saison schon los.
In der IDM hat man dich als einen eher ernsten Menschen kennengelernt. Kannst du auch anders?
Klar. Aber ich bin ja nicht hier, um nur meinen Spaß zu haben. Rennen zu fahren ist mein Job. Und für mich ist die Rennstrecke nicht der richtige Platz, um Blödsinn zu machen. Das passt woanders besser.