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Dominic Schmitter (27) hört auf: Alle Hintergründe

Von Ivo Schützbach
Nach seinem schweren Unfall am 14. August 2021 auf dem TT Circuit in Assen geht es Dominic Schmitter gesundheitlich wieder gut. Doch Rennen wird der 27-Jährige zukünftig keine mehr bestreiten.

Es hätte die IDM-Saison von Dominic Schmitter werden können: Nach drei Podestplätzen in den ersten vier Rennen der Saison 2021 in Oschersleben und Most, darunter ein Sieg in Tschechien, führte der Rheinthaler die Gesamtwertung an. Daran änderten auch die mageren Ränge 12 und 11 beim dritten Event in Schleiz nichts.

Dann kam das Unglückswochenende Mitte August in Assen. Im zweiten Qualifying hatte Schmitter in Kurve 3 einen fürchterlichen Highsider und wurde von seiner Yamaha R1 geschleudert. «Ich war auf einer schnellen Runde und habe in dem Sektor zu Florian Alt aufgeschlossen», erzählte Domi. «Dann ist mir im Drift das Hinterrad weggerutscht – ich dachte noch, das könne ich handhaben. Dann habe ich aber in Schräglage einen Tick zu viel beschleunigt und es kam der typische Highsider.»

«Das war menschliches Versagen», schmunzelte Schmitter beim Treffen mit SPEEDWEEK.com bei sich zuhause in Altstätten. «Das war ein klarer Fahrfehler. Es wäre auch nichts passiert, hätte ich nicht versucht, den Sturz abzufangen. Aber ich konnte schon viele solche Stürze abfangen. Ich flog über das Motorrad, habe mich zu lange festgehalten und bin genau vor dem Bike gelandet. Das Motorrad hat mich am Hals getroffen, ich hatte dort alles verbrannt von der Bremsscheibe. Das war nicht zum Spaßen.»

Schmitter wurde auf der Rennstrecke erstversorgt und wachte erst im Medical Center wieder auf. «Mir war schwindelig, ich hoffte aber, dass nichts Schlimmes mit dem Gehirn ist», schilderte der 27-Jährige die bangsten Minuten. «Ich weiß noch den Schlag in den Nacken, dann wurde ich bewusstlos – ich war zwischen 15 und 30 Minuten weg. Als ich aufwachte hatte ich nur einen Gedanken: Ich will sofort zurück in die Schweiz, ohne vorherige Abklärung in einem Krankenhaus. Ich hatte davor im Ausland die Erfahrung gemacht, dass sie alle möglichen Tests mit dir machen, wenn du als Rennfahrer privat versichert bist, nur um Geld zu verdienen.»

Obwohl sich Schmitter beim harten Aufprall auf dem Asphalt die Hüfte brach, verließ er hinkend aber auf eigenen Beinen das Medical Center. «Die Schmerzen kamen erst, als ich mich anschließend hinlegte, ich stand wohl unter Schock», meinte er. «Mein Mechaniker Roger Grünenfelder hat mich mit dem Wohnmobil heimgefahren, er fuhr die ganze Strecke durch. Am Sonntagmorgen um 5 Uhr waren wir in Sankt Gallen im Krankenhaus. Ich hatte Riesenglück, dass sie mich nicht am Becken operieren mussten, der Bruch war nicht verschoben. Ich habe bis Anfang Dezember morgens doppelt gesehen, wenn ich zum Beispiel schräg aufs Handy geschaut habe. Das kam von dem Schädel-Hirn-Trauma zweiten Grades. Der Arzt sagte mir, dass ein Kilogramm mehr Aufschlagskraft schwerste Folgen hätte haben können. Dass ich im Koma lande oder Schlimmeres. Ein Kilo mehr, das ist gar nichts bei so einem Sturz.»

Schmitter blieb nur vier Tage im Krankenhaus, «rumliegen kann ich auch daheim», grinste er. «Auf die Thrombosespritzen habe ich verzichtet, weil ich so Angst vor Spritzen habe. Ich bin lieber viel mit Krücken zum Laufen. Lieber Schmerzen als Thrombosespritzen.»

Domi fuhr 2015 für Go Eleven Kawasaki Supersport-WM, im Jahr darauf für Grillini Kawasaki in der Superbike-WM. In beiden Klassen holte er Punkte. 2018 und 2019 gewann er die Schweizer Meisterschaft, mit Pole-Position in allen Rennen und Siegen in allen Läufen bis auf einen. 2020 beendete er die IDM Superbike hinter Jonas Folger und Ilya Mikhalchik als Dritter.

Nach seinem Sturz in Assen war für den Nordostschweizer klar: Er wird seine Rennfahrerkarriere beenden.

«Ich habe schon länger übers Aufhören nachgedacht», gestand Schmitter. «Dann kamen aber verschiedene Faktoren ins Spiel, etwa dass ich in der IDM mit Podiumsplätzen erfolgreich wurde und vorne mitfahren konnte. Ich hatte auch immer sehr gute Unterstützung von den Sponsoren, entsprechend war ein Erfolgsdruck da, dass ich das machen sollte. Warum soll ich etwas aufgeben, wenn ich erfolgreich bin? Unabhängig von meinem Sturz wollte ich nur noch die Saison 2021 fahren, deshalb habe ich auch meine Ausbildung zum Fahrlehrer angefangen. Mir macht Fahrschule richtig Spaß, im Moment sogar mehr als Rennsport.»

Du wärst selbst dann zurückgetreten, wenn du die IDM gewonnen hättest? «Ja, garantiert», unterstrich der Yamaha-Pilot aus dem Team von Koni Hess. «Ich war Erster der Meisterschaft, als ich gestürzt bin. Die IDM zu gewinnen, ist schwierig. So kann ich aber wenigstens als Erster aufhören.»


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