GERT56: IDM Superbike ohne Puffe und mit Hobelsberger
Patrick Hobelsberger
Noch in Hockenheim beim IDM Finale präsentierte sich GERT56 nach dem Seuchenjahr mit den Verletzungen von Julian Puffe und Toni Finsterbusch in der Verfassung, in der man sich die gesamte Saison präsentierte: Mit einem weiteren starken Podium und dem zweiten Platz von Gaststarter Dominik Vincon. Schon die Ankündigung eines dritten Superbikes für das kommenden Jahr ließ die Gerüchteküche hochkochen. Der am meisten genannte Name, der von Jan-Ole Jähnig, ist es nun auch schlussendlich geworden.
Zusätzlich hat nun auch Superport WM-Pilot Patrick ‚Pax‘ Hobelsberger den Wechsel in die Superbike-Kategorie beschlossen und den IDM-Vertrag bei GERT56 unterschrieben. «Der Anruf von Patrick Hobelsberger kam postwendend, nach dem von ihm selbst und im Einvernehmen mit Kallio Racing gewählten Aus in der Supersport WM», berichtet Teamchef Karsten Wolf. «Dass wir dabei seine erste Option waren und er das BMW Superbike zu seinem neuen Sportgerät auserkoren hat, freut uns und das Haus BMW Motorrad gleichermaßen.»
Über ein paar Telefonate fand man schnell eine gemeinsame Sprache und so saß Wolf wenige Tage später am massiven Eichentisch des elterlichen Zimmereibetriebes der Hobelsbergers. Der Wunsch, die Katze nicht im Sack zu kaufen und sich kennenzulernen bestand auf beiden Seiten und so konnten an diesem Abend schon die ersten ‚dicken Bretter‘ gebohrt werden. Dem Wunsch nach einem eigenen T-Bike noch im November, der eigenständige Testbetrieb im Winter in Spanien, sowie die kaufmännischen und logistischen Rahmenbedingungen wurden schnell in eine gemeinsame Richtung vorangetrieben. Technische Fragen wurden direkt zwischen Hobelsberger und GERT56-Mastermind Ronny Schlieder geklärt, der ihn in der IDM auch als Crewchief betreuen wird.»
«Pax hatte sicher in der Supersport WM kein glückliches Jahr», so Wolf «Doch habe ich natürlich mitbekommen, wie er 2021 in der IDM Supersport alle gebügelt hat. Sein Auftritt in Most dieses Jahr unter Schmerzen und sein Gaststart auf dem Red Bull Ring haben gezeigt, was er für eine Granate er ist. Mir hat in den Gesprächen sehr imponiert, dass er sich, ich glaube, das sagt man in Bayern so‚um gar nix scheißt‘, mit Anstand und Würde zu seinem Ex-Team die Supersportsache beendet hat und trotzdem den Kompass sofort brutal auf Neuanfang stellt. Zweifeln überlässt er, glaube ich, auch gern den anderen, sein Ding ist das eher nicht. Er ist extrem fokussiert und strukturiert in der Vorbereitung und Durchführung seiner Projekte und dabei leicht fordernd. Ist nicht so schlimm, dann sind wir halt leicht fordernd beim Liefern von Ergebnissen.»
«Trotzdem rate ich seiner Fanbase und dem ihm freundlich zugewandten Umfeld zur optimistischen Besonnenheit», sagt Wolf weiter. «Zum einen reden wir von einem Klassenwechsel, dass kann sofort funktionieren, muss es aber nicht. Dann muss du dieses Jahr mit all dem Pech, Stürzen und Verletzungen aus dem Kopf bekommen und schlussendlich trifft er in der SBK1000 auch auf keine Nasenbohrer. Pax ist ein starker Individualsportler, er muss sich im Wertesystem GERT56 und dem noch aus der Endurance herrührenden Teamgedanken erst einfinden. Sich hinter gemeinsamen Zielen aufzustellen, erzeugt gemeinsames Handeln und dies bildet wiederum die Basis für den individuellen Erfolg. Wenn er das versteht und konsequent für sich nutzt, wird er mit uns erfolgreich sein.»
«Mit Toni Finsterbusch hat er einen Teamkollegen, der sich durch alle Klassen auf Top Niveau gekämpft hat, ein Ästhet unter den Superbikern ist und eine ‚Sau auf der Bremse‘. Er hat den Charakter, seine eignen Ziele konsequent zu verfolgen, aber die Klasse und Größe, Jähnig und Hobelsberger an das Superbike und die BMW M 1000 RR heranzuführen. Das Ziel, alle drei Piloten in einer Range zu haben, ist unser Anspruch. Lässt es doch zum einen den guten Datenvergleich zu und zum anderen erwachsen daraus natürlich auch taktische Möglichkeiten in der Renn- und Saisongestaltung.»
«Ich habe mich umorientieren wollen», beschreibt Hobelsberger die Geschehnisse. «Das Team Kallio und ich haben uns freundschaftlich geeinigt, dass wir getrennte Wege gehen. Ich brauche etwas Neues. Ich habe mich dieses Jahr drei Mal gleich verletzt am Ellbogen. Es sind ein paar Sachen passiert, wo ich nichts dafürkann. Daher hatte ich aber auch etwas Abstand vom Sport gebraucht, aber in der gleichen Sekunde auch schon wieder angefangen, neu zu planen und mich neu zu orientieren. Das Superbike-Ding hat mich schon immer interessiert, auch als ich IDM-Meister war, da habe ich immer die Superbikes verfolgt. Auch in der WM habe ich die WorldSBK immer angesehen und auf der Service-Road geschaut, was die Jungs da machen. Ich fahre ja erst seit fünf Jahren Motorrad, habe mit dem Yamaha-Cup 2017 angefangen und war direkt Vize-Meister. Fünf Jahre war ich jetzt auf 600er unterwegs. Manche sagen, das ist ja nichts, aber für mich ist das die ganze Karriere. Ich wollte auf jeden Fall eine Superbike-BMW fahren und daher war Karsten meine erste Anlaufstelle. Ich bin von dem Konzept überzeugt, was BMW macht, ich habe Tommy Wagner als BMW-Händler als Sponsor. In Most hatte ich dieses Jahr schon mal kurz mit Karsten gequatscht und er war jetzt auch der erste, den ich angerufen habe und das Telefonat hat fast zwei Stunden gedauert. Dann habe ich auch gleich den Ronny Schlieder noch kennenlernen dürfen. Die beiden Jungs und ich sind auf einer Wellenlänge: Wenn die was machen, machen sie das zu 110 Prozent und so ticke ich auch, weil, wenn du es nur zu 99 Prozent machst, ist das absolute Zeitverschwendung. Im Winter werde ich wenigstens 25, 30 Tage in Spanien testen sein mit dem Superbike. Ziele? Na, die sind sehr hochgesteckt, aber ich habe ja auch richtig Bock drauf. Ich bekomme von Karsten auch ein Trainings-Bike, ein paar Teile sind vorbereite. Die Jungs sind extremst motiviert und ich freue mich, wenn es schon im Januar losgeht. Ich darf auch meinen Mechaniker Christoph mitbringen, weil er absolut der beste Mechaniker ist und er ist immer mit mir unterwegs. Ich glaub wir werden eine ziemlich geile Truppe werden.»