IDM-Rennleiter über den Most-Crash ohne Folgen
Most: Kommt ein Toni geflogen
Die erste Schikane nach dem Start ist im Autodrom von Most berühmt, aber auch berüchtigt. Denn nach dem Start drängeln sich alle auf einen Schlag duch das Nadelöhr. Rempeleien sind an der Tagesordnung. Und Stürze nicht ausgeschlossen. Beim IDM-Ausflug nach Most durfte nach dem Reverse Grid der GERT56-Pilot Toni Finsterbusch von der Pole-Position. Nach dem er von zwei Spätbremsern in der ersten Kurve berührt worden war, landete er im Kiesbett. Das Rennen war für ihn vorbei. IDM-Rennleiter Stefan Beck erklärt im SPEEDWEEK.com-Interview, was in Most los war.
SPEEDWEEK.com: Nach dem Startcrash beim IDM Superbike-Lauf 2, bei dem Toni Finsterbusch zu Sturz kam, stand der Vorfall laut Monitor „under investigation“. Wie müssen wir uns das vorstellen? Denn das Rennen läuft ja und da muss schnell eine Entscheidung her.
Stefan Beck: «Während einer Session untersuchen wir in der Rennleitung generell jeden Vorfall auf der Strecke. Sollte eine Untersuchung etwas mehr Zeit benötigen, setzen wir den Vorfall offiziell „under investigation“, um zu kommunizieren, dass wir den Vorfall intensiv prüfen. In diesem Fall schauen wir uns den Vorgang mehrmals aus allen zur Verfügung stehenden Perspektiven an und entscheiden dann, ob es sich um einen „Race Incident“ oder einen bestrafungswürdigen Vorfall handelt. Bei sehr klaren Situationen (z.B. Jump Start) erfolgt sofort eine Bestrafung während der Session. Bei Vorfällen, die nicht während einer Session entschieden werden können, da sie einen größeren Ermittlungsaufwand bedeuten, geben wir den Fall an die Sportkommissare weiter. Dieser Vorgang wird mit „Incident reported to the Stewards“ kommuniziert. Die Sportkommissare ermitteln in diesem Falle dann weiter und können aufgrund der Komplexität mancher Vorfälle erst im Laufe des Veranstaltungstages oder -wochenendes zu einer Entscheidung kommen.»
Es gab in Most keine Strafe. Als was wurde dieser Unfall dann eingestuft? Denn er kam ja durch übermotiviertes Bremsen zweier Fahrer zustande. Den Bremspunkt hatte weder Florian Alt noch Leandro Mercado optimal erwischt. Und Toni war, um mit seinen eigenen Worten zu sprechen, der Depp. Er hätte sich dabei auch verletzten können.
«Kommuniziert wurde „no further action - race incident“. Wir kamen nach Durchsicht aller möglichen Perspektiven zu dem Ergebnis, dass es sich um einen Rennunfall handelte.»
Florian Alt kam durch das Reverse Grid aus der dritten Reihe. Erhöht man durch dieses System nicht auch das Risiko für Unfälle?
«Das Risiko für Unfälle in der ersten Kurve und der ersten Runde bei Sprintrennen ist grundsätzlich gegeben und kann nicht auf das Reverse Grid zurückgeführt werden. Die Kurven 1 und 2 am Autodrom Most sind zudem besonders eng. Dennoch hatten wir zum Beispiel am Sachsenring in Kurve 1 wesentlich mehr Stürze nach dem Rennstart, auch in Klassen, in denen nicht nach dem Reverse Grid-Verfahren gestartet wird. Die Fahrer der IDM Superbike sind durchgehend auf einem sehr hohen sportlichen Niveau und die letzten Jahre haben gezeigt, dass dieses Startverfahren in der Superbike-Klasse gut funktioniert. Auch wurde das Reverse Grid im letzten Jahr mit den Teams im Rahmen des Teammanager-Meetings diskutiert und man kam hier einhellig zu der Meinung, dass das Startverfahren nicht die Sicherheit beeinflusst. Dennoch arbeiten wir fortlaufend an neuen Formaten und sind im ständigen Dialog mit allen verantwortlichen Personen rund um die IDM. Dies ist ein fortlaufender Prozess über die gesamte und bereits für die kommende Saison.»
GERT56 Teamchef Wolf fordert für Schleiz eine Ansage an die Fahrer beim nächsten IDM-Rennen in Schleiz. Ist da was in Planung?
«Ich konnte mich mit Karsten Wolf sehr sachlich über unsere beiden Ansichten zum Vorfall mit Toni austauschen und wertschätze generell die offene Kommunikation mit den Team-Managern der IDM. Wir haben auch über eine zusätzliche Fahrerbesprechung der Superbike-Klasse gesprochen. Es wird sicherlich nicht als „Ansage“ angesehen werden, dass schon einmal vorweg. Wir sehen in der IDM SBK viele verschiedene Manöver, die man als „hart“ oder „zu hart“ bewerten könnte. Sicherlich gehen die Meinungen hier auseinander. Hierzu könnte ein Austausch mit den Fahrern anberaumt werden.»