Dario Giuseppetti und Denis Hertrampf trennen sich
Verträge macht man bekanntlich nicht für die Hochzeit, sondern für die Scheidung. Nach bald fünfjähriger Zusammenarbeit in der IDM Superbike steht nun auch für Teambesitzer Denis Hertrampf und seinen Piloten Dario Giuseppetti die Trennung ins Haus; die einst getroffenen Verträge kommen auf den Tisch. Störungsfrei verläuft der Abschied nicht.
Denis Hertrampf und Dario Giuseppetti waren seit dem Jahr 2008 in der IDM Superbike unterwegs und setzten dabei stets auf die Marke Ducati. Einen neuen Angriff auf den Titel wollten die beiden in dieser IDM-Superbike-Saison starten. Doch schon nach dem ersten Test war alles vorbei. Nach einem Sturz in Almeria ist Dario Giuseppetti durch massive Rückenverletzungen seitdem mit Ausnahme von wenigen Stunden am Tag ans Bett oder wahlweise an die Couch gefesselt. Schuld trifft den Berliner am Sturz nicht; die Beschreibung der Geschehnisse sehen Giuseppetti und Hertrampf ähnlich.
Dario Giuseppetti war bis einschliesslich 2011 mit der Ducati 1098 R ausgerückt. Im Vorjahr stieg man auf die Ducati 1199 Panigale um. Auf der Ducati Panigale kann man die Räder der 1098 R benutzen, was auch im Vorjahr schon öfters gemacht wurde. Voraussetzung ist, dass der dafür von Ducati Corse gelieferte Transformations-Kit mit den entsprechenden Distanzhülsen montiert wird. Beim Test in Almeria kam es zu dem entscheidenden Montagefehler. Denn mit der falschen Hülse, so wie beim Test in Almeria geschehen, hat die 1098 R-Felge auf der Panigale etwas Spiel, das Rad beginnt auf der Achse zu wandern.
Wenn das passiert, drückt die Bremsscheibe die Beläge auseinander, vor allem bei schnellen Richtungswechseln. Und genau das ist bei Dario Giuseppetti in Almeria geschehen. Nach einem Boxenstopp und einer Überprüfung der Bremse, Giuseppetti hatte mangelnden Bremsdruck beklagt, ging es für den Ducati-Piloten wieder auf die Strecke. Der Fehler war beim stehenden Motorrad nicht entdeckt worden. In der zweiten Kurve blieb jeglicher Bremsdruck aus, bei rund 160 km/h sprang Giuseppetti von seinem Motorrad ab und landete mit dem Rücken in den Reifenstapeln. Der Rest ist bekannt.
Auflösungsvertrag liegt auf dem Tisch
Für Giuseppetti bedeuten die Folgen des Unfalls nicht nur körperlich Schwerstarbeit, auch finanziell treibt ihn die Sache an den Rand des Ruins. Denn weder mit Gehalt noch Sponsorgeld kann der Patient rechnen. Die Gespräche mit Denis Hertrampf empfand Giuseppetti in den letzten Wochen als ernüchternd; die Vorwürfe des Berliners liegen bereits bei seinem Rechtsbeistand auf dem Tisch.
«Ich will, dass Denis als Teamchef für die Geschehnisse die Verantwortung übernimmt», erklärt Giuseppetti. «Bis heute ist es zu keiner Einigung gekommen. Das Problem mit den verschiedenen Rädern und den Buchsen war bekannt. Aber ich habe ihm wie schon in den Jahren zuvor blind vertraut. Natürlich unterstelle ich ihm keine Absicht. Aber er hat sich nicht auf seinen Job konzentriert und die Sache nicht professionell vorbereitet.»
Dario Giuseppetti ist neben der Belastung durch die lange Genesungszeit auch die tiefe menschliche Enttäuschung anzumerken. Denn der Berliner war zwar nach aussen immer der lustige Spassvogel, doch mit dem Spass war es auf der Strecke vorbei. Gerne war er mit seiner Ducati auch mal über dem Limit unterwegs. Gebracht hat es ihm am Ende nichts. «Ich habe Denis alles geglaubt», erklärt Giuseppetti. «Ich wollte um jeden Preis diese Ducati fahren und habe immer alle anderen Angebot abgelehnt. Ich war völlig fixiert und habe nichts hinterfragt. Jetzt hatte ich genügend Zeit, mich mit der Sache zu beschäftigen. Inzwischen sehe ich viele Geschehnisse der letzten Jahre in einem anderen Licht.»
Denis Hertrampf hat ein Angebot von Dario Giuseppetti auf dem Tisch liegen, das neben dem Trennungswunsch auch finanzielle Forderungen enthält. «Ich will, dass er zu seiner Verantwortung steht», stellt Giuseppetti fest. «Ich war perfekt auf die Saison vorbereitet. Von ihm war es fahrlässig, mich wieder mit diesem Baukasten-System auf die Strecke zu schicken.»
Denis Hertrampf möchte die ganze Angelegenheit nicht in der Öffentlichkeit kommentieren. «Ich habe einen Aufhebungsvertrag mit einer Schadenersatzforderung vorliegen», bestätigt er. «Dazu habe ich mich bereits gegenüber Dario schriftlich geäußert und ihm dabei einen finanziellen Beitrag angeboten. Ich halte Dario nach wie vor für einen hervorragenden Fahrer und bedaure, dass unsere Zusammenarbeit endet.»