Dario Giuseppetti: In den Mühlen der Bürokratie
Während sich Mama und Papa Giuseppetti in den wohlverdienten Sommerurlaub verabschiedet haben, ist Dario Giuseppetti daheim in Berlin geblieben und hütet Haus und Hof. Für den IDM Superbike-Piloten bedeutet auch dies ein Fortschritt. Denn immerhin kann er sich inzwischen wieder halbwegs selber versorgen. Vor ein paar Wochen war er noch komplett auf Hilfe angewiesen.
Nach seinen Wirbelverletzungen, die er sich im März bei einem Trainingssturz in Spanien zugezogen hatte, musste Giuseppetti monatelang das Bett hüten. Inzwischen hat sich seine Verletzung soweit stabilisiert, dass er je nach Tagesform zwischen zwei und vier Stunden aktiv sein kann.
«Zwischendurch lege ich mich eben immer wieder eine Weile hin», erklärt der Patient. «Aber sitzen ist immer noch sehr unangenehm.»
Sein Drang, endlich wieder ganz fit zu werden, ist gross. Doch die Mühlen der Bürokratie mahlen auch bei den Krankenkassen in Berlin langsam. Seit Wochen wartet Giuseppetti auf die Bewilligung seines Antrags auf einen Rehabilitations-Aufenthalt, den er am liebsten bei Ortema in Markgröningen in der Nähe von Stuttgart verbringen würde.
«Die Jungs dort sind startklar, ich könnte jederzeit anfangen», berichtet Giuseppetti. Inzwischen musste er auch bei einem Amtsarzt antreten, doch das Okay lässt noch auf sich warten.
«Ich mache zurzeit drei Mal in der Woche Physiotherapie», schildert der Berliner. «Und ich gehe zur Wasser-Gymnastik. Ich will unbedingt meinen normalen Alltag zurück. Aber ich bin in meiner Bewegungsfreiheit noch sehr eingeschränkt und bin nach wie vor auf Hilfe angewiesen. Ich habe neben meiner Familie super Freunde, die mich seit dem ersten Tag nach meinem Unfall unterstützen und auch nicht nachlassen, auch wenn das alles hier schon seit Monaten geht. Die kutschieren mich auch schon mal in der Gegend rum.»
Denn Autofahren ist für Giuseppetti, der seine Physiotherapie inzwischen sogar mit ein bis zwei Kilo-Hanteln machen kann, nicht drin. Auch an Kino, Ausgehen, Sport treiben oder gar an Motorrad fahren braucht er noch längst nicht denken.
«Der Arzt meint ja, es sieht besser aus», beschreibt Giuseppetti die Lage. «Die Bruchstelle des weggebrochenen Knochens ist noch sichtbar, aber sie härtet langsam aus. Ich darf nicht zuviel machen. Denn wenn ich mal einen Tag bei der Physiotherapie etwas mehr mache, komme ich am nächsten Tag nicht mehr hoch.»
Zu Beginn des harten Weges hatte Dario Giuseppetti damit spekuliert, Ende diesen Jahres wieder eine Runde auf dem Motorrad drehen zu können. Doch die Realität spricht eine andere Sprache. «Das wird wohl nichts», ist sich auch Giuseppetti bewusst.