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Jürgen Röder: Nachwuchs bei den Seitenwagen gesucht

Von Rudi Hagen
Bonovo action Teambesitzer Jürgen Röder (Mitte), Frau Petra (r.) und Top-Pilot Tim Reeves (l.)

Bonovo action Teambesitzer Jürgen Röder (Mitte), Frau Petra (r.) und Top-Pilot Tim Reeves (l.)

Wie geht es weiter mit den Seitenwagen? Wie kann man den Nachwuchs an den Sport heranführen? Seitenwagen-Liebhaber und Bonovo-Team-Eigentümer Jürgen Röder im Exklusiv-Interview.

Das neue Team «Bonovo action powered by MGM Racing» hat die IDM Seitenwagen gehörig ins Gespräch gebracht. Vor allem deren professionelle Ausrichtung ist bemerkenswert, stößt in der Sidecar-Szene aber durchaus auch auf Kritik und wird teils neidisch beäugt. SPEEDWEEK.com traf sich mit Bonovo-Chef Jürgen Röder, der die IDM Seitenwagen mit einem mittleren fünfstelligen Betrag sponsert, zum exklusiven Gespräch.

Herr Röder, wie geht es bei den Sidecars weiter? Wie sehen sie die Zukunft für diese Klasse?

Wenn es so weitergeht wie bisher, ist die Zukunft endlich. Ich denke maximal drei Jahre. Sepp Sattler, Tim Reeves, Pekka Päivärinta und andere, sie sind alle schon älter, über 40, zum Teil über 50. Die Frage ist doch: Wo bleibt der Nachwuchs? Wir machen uns da momentan intensiv Gedanken über dieses Thema. Bei mir zuhause steht zur Zeit auch ein 600er-Gespann mit einem Yamaha Motor, das ist das Bike von Tim Reeves, mit dem er 2018 Dritter in der Weltmeisterschaft geworden ist. Dieses freie Gespann könnte mit jungen Leuten besetzt werden. Die könnten das mal ausprobieren und hinter dem Tim oder dem Sepp herfahren, um zu sehen, wie es geht.

Sie denken an eine Form von Schnupperkurs?

Genau. Ich habe das Thema Nachwuchsförderung zuletzt intensiv mit Ralph Bohnhorst von der Geschäftsleitung der Motorsport Arena Oschersleben besprochen, der ja früher selbst ein erfolgreicher Gespannfahrer und fünfmal Deutscher Meister war. Ich kenne Bohni sehr gut und schätze ihn. Er hat uns kürzlich unglaublich geholfen, als er uns die Motorsport Arena zum Testen zur Verfügung gestellt hat. Das war klasse. Er will uns in dieser Hinsicht weiter unterstützen.

Dort haben die drei Bonovo-Teams Reeves, Sattler und Streuer samt Beifahrern und Max Zimmermann/Ferry Segers als Juniorteam sowie die beiden Schweizer Markus Schlosser/Marcel Fries als ihre schärfste Konkurrenten mit Hilfe ihres Sponsorings testen dürfen.

Ja, genau. Aber wir hatten auch mit Markus Venus und Beifahrer Markus Heiß aus Pfarrkirchen das beste deutsche Bahngespann eingeladen. Die sind mit dem alten Bike vom Sepp Probe gefahren und die waren superschnell. Leider wollten sie sich auf die EM im Bahnsport konzentrieren, die aber aufgrund von Corona bisher nicht stattfinden konnte. Auf jeden Fall ist klar, der Venus kann es. Man muss auch sehen, ob der André Kretzer noch mal kommt. Das ist ebenfalls ein interessanter Mann. Ich versuche auf jeden Fall für den Sport irgendwas zu bewegen und ich bin für Anregungen in jeder Hinsicht dankbar.

Also können sich Interessierte bei ihnen melden?

Ja, ich sage es noch einmal: Wenn da jemand ist, der gerne mal ein Sidecar ausprobieren möchte als Fahrer oder als Beifahrer, dann habe ich ein Bike für ihn und eine Rennstrecke, wo getestet werden kann. Natürlich sind wir auch für weitere Anregungen und Vorschläge dankbar, wie wir den Nachwuchs finden und dann ausbilden können. Wortmeldungen und ein offener Dialog sind da sehr erwünscht, ich kenne auch kein Allheilmitttel.

Wie hilft da das Geld?

Nur einfach Geld reinzupumpen, das ist nicht das richtige Mittel. Wir müssen die Medien wieder interessieren. Dazu muss der Sport sauber, rasant und spannend sein. Mir geht es gar nicht darum, Deutscher Meister oder Weltmeister zu werden, wir müssen den Sport wieder nach vorne bringen. Dazu sind natürlich Leute gut, die vorne fahren. Wenn aber fünf Sidecars vorne wegfahren und dahinter ist eine Lücke von zwei Minuten, dann fehlt die Spannung. Also muss das Mittelfeld erstarken. Ich bin da für Anregungen extrem dankbar. Wie kann das Mittelfeld denn erstarken? Einfach mit dem Füllhorn Geld ausschütten, das hat noch nie funktioniert. Meiner Meinung müssen da klare Ideen dahinter stehen.

Im Moment fahren in der IDM zwei Klassen zusammen, die 600er und die 1000er. Da haben sich sehr große Leistungsunterschiede aufgetan. Auf dem Lausitzring waren nur noch fünf 1000er-Gespanne am Start, die auch als eigene IDM-Klasse gewertet werden und 13 600er.

Das ist ein Problem. Da gibt es Riesenunterschiede und man fragt sich, ob es Sinn macht, die Leute, die jetzt 1000er fahren bei der Umrüstung auf 600 ccm zu unterstützen oder ob es sinnvoller ist auf den Nachwuchs zu setzen und auszubilden. Es ist allen klar, dass die 1000er irgendwann ein Auslaufmodell sind. Aber wir müssen die Lücke, die dann klafft, mit 600ern füllen.

Welche Rolle spielt die Interessengemeinschaft Gespannrennen, die IGG , bei den ganzen Überlegungen?

Wir arbeiten eng mit der IGG und Robert Werth in dieser Hinsicht zusammen. Sie sind bei dem ganzen Fragenkatalog, wie es zukünftig weitergeht mit den Gespannen, wichtige Ideengeber.

Warum gibt es eine Altersbeschränkung von 18 Jahren, um ein Gespann zu fahren?

Gute Frage. In Frankreich fährt ein Ted Peugeot mit seinem Vater Vincent als Beifahrer sehr schnell und erfolgreich, aber mit seinen 16 Jahren darf er bei uns im DMSB-Bereich kein Gespann lenken. Die Zugang müsste auch hier gesenkt werden, denn in der Moto3 fahren ja noch viel jüngere Leute mit und dann bei Geschwindigkeiten um 200 km/h. Bei unserem Sidecar-Festival am 3. und 4. Oktober in Oschersleben dürfen die Franzosen übrigens mitfahren.

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