Markku Artiola: Sidecar-Pilot mit Querschnittslähmung
Trotz Handicaps schnell: Markku Artiola und Joonas Salu
Markku Artiola (58) und Beifahrer Joonas Salu (26), beide aus Kouvola, einer Stadt im Süden Finnlands, haben auf ihrem knapp zweiwöchigen Trip durch die Niederlande und Deutschland drei Rennen bestritten. Zwei auf dem TT Circuit in Assen im Rahmen der British Superbikes (BSB) und eines beim IDM-Finale auf dem Hockenheimring eine Woche später.
Die Platzierungen waren für die Finnen eher nebensächlich. Ein Ausfall in Assen und Platz 20 von insgesamt 27 ins Ziel gekommenen Gespannen sowie Platz 13 (von 21) als IDM-Gaststarter in Hockenheim waren für sie ok. «Der Seitenwagensport ist unser Ding», sagte Markku Artiola im Gespräch mit SPEEDWEEK.com und drehte eine fröhliche Pirouette mit dem Rollstuhl.
Auf diesen ist der 58-Jährige seit 1988 angewiesen, denn er ist von der Hüfte abwärts gelähmt. «Damals ist bei einem Rennen irgend etwas am Bike gebrochen», erinnerte sich Artiola an das tragische Geschehen, «meine letzte Erinnerung war, dass ich jemanden überholen wollte. Als ich dann später im Krankenhaus wieder aufwachte und mir die Diagnose Querschnittslähmung mitgeteilt wurde, fragte ich mich, wie es wohl weitergehen könne mit meinem Leben.»
Für Markku Artiola begann dann ein Überlebenskampf, der von Tag zu Tag andauerte. «Ich habe den Motorsport nicht aus den Augen verloren und ihn eineinhalb Jahre später auch wieder als Chance begriffen, mein Leben zu meistern. In Finnland sagt man, wenn man mit dem Rennen aufhört, fängt man an zu Trinken. Das wollte ich nicht. Anfangs bin ich Snow-Mobil-Rennen gefahren und habe mir 2003 von einem Schweden eine 4-Zylinder-Yamaha gekauft. Wir haben das Straßengespann dann auf meine Bedürfnisse umgebaut.»
Die ASR Yamaha R1 hat links am Lenker eine Handbremse, geschaltet wird per Automat. «Das funktioniert wunderbar», so Artiola, «wir sind in dieser Saison Dritte in der Finnischen Meisterschaft geworden. Wir haben zwar zehn Rennen lang die Meisterschaft angeführt, aber die letzten beiden Läufe vergeigt.»
Vom Umstieg auf ein F1-Gespann mit 600 ccm hält Markku Artiola nichts. «Das ist keine gute Idee, denn erstens gibt es nicht so viele Motoren in diesem Segment und dann braucht man viel Geld für das Tuning.»