Suzuki-Laux setzt auf IDM-Talent von Lucy Michel
Ob der Adrenalinpegel bei Lucy Michel in letzter Zeit mal wieder Normalpegel erreicht hast, ist nicht überliefert. Aber die junge Pilotin wird vor allem in dieser Woche mit einem Haufen neuer Eindrücke und Erfahrungen überschüttet. Allerdings immer wohlbehütet durch ihren Teamchef Stefan Laux. Der war wie in den 15 Jahren zuvor mit Sarah Heide in die IDM Saison gestartet. Nach Jahren in der IDM Supersport 600 und einem Abstecher in die IDM Superbike hatten sich die beiden für 2020 auf einen Start in der IDM Supersport 300 geeinigt.
Doch Heide hatte sich in Assen bei einem Rennsturz an der Hand verletzt und ließ den Rest der Saison auf Anraten ihres Arztes sausen. Dadurch erhält derzeit Lucy Michel, die nach der Absage des bLU cRU Cups 2020 ohne Auftrag unterwegs war, ihre Chance. Auf dem Sachsenring dann die Premiere.
«Mein erstes IDM-SSP 300 Event ist nun schon wieder vorüber», stellte sie Anfang der Woche fest. «Ich konnte mich schnell mit meinem neuen Bike anfreunden und die freien Trainings liefen schon recht gut. Nach den beiden Qualis fand ich mich auf Startplatz 29 wieder. Ich ging schon ziemlich aufgeregt ins erste Rennen, der Start klappte gut. Ich hatte viele Zweikämpfe, am Ende des ersten Rennens sah ich die Zielflagge als 26. Das zweite Rennen sollte noch besser funktionieren. Hier war der Start gut gelungen. Ich kämpfte im gesamten Rennen in einer Vierer-Gruppe mit ständigen Positionswechseln und kam am Ende als 24. über die Ziellinie.»
«Die Rennen haben wirklich mega Spaß gemacht», so ihr Fazit. «Ich denke, mein Einstand ist ganz gut gelungen, auch wenn noch viel Luft nach oben ist. Ich wurde in ein tolles Team aufgenommen. Danke an mein neues Team Suzuki Laux für die mega Betreuung und das wirklich tolle Bike. Ich bin mega stolz und dankbar, dass ihr mir diese Chance ermöglicht und werde mein Bestes geben. Nun freue ich mich auf den Lausitzring. Ich hoffe, ich kann an meine Leistungen anknüpfen. Danke sagen möchte ich auch den vielen Leuten, die mir von überall her die Daumen gedrückt haben. Ich hoffe, Ihr drückt mir auch weiterhin die Daumen.»
Auch Stefan Laux kann der neuen Zusammenarbeit viel Positives abgewinnen. «Klar ist sie erst 15 und unerfahren im Rennsport, aber wir passen gut zusammen», erklärt er. «Wir haben uns auch viel Mühe gegeben, damit sie ein Gefühl der Sicherheit bekommt. Sie hat definitiv Talent, auch wenn sie noch so manchen Fehler macht und wir noch viel Arbeit vor uns haben.»
Besonders die Konkurrenz in der IDM Supersport 300 ist bis zum letzten Platz eine Herausforderung. Denn da wird auch um den letzten Platz noch so gefightet, als wenn es um den MotoGP-Sieg beim Heimrennen geht. «Da ist in jeder Ecke ein anderer vorne», urteilt Laux. «Egal was ist, es wird reingehalten. Wir hatten mehr Schleifspuren von der Konkurrenz an der Verkleidung als in jeder anderen Klasse vorher.»
Eine Weile wird es noch dauern, bis sich die Abläufe im Team eingespielt haben und Lucy Michel sich an ihre neue Aufgabe gewöhnt hat. «Sie saugt alle Infos auf», beschreit Laux. «Die vielen Eindrücke konnte sie glaub noch gar nicht verarbeiten.» Wie weit das Talent reicht, kann auch Laux aktuell noch nicht sagen, aber eine gute IDM-Pilotin kann aus Michel allemal werden. Bleibt erneut die Hürde der Finanzierung. Einen Teil würde Stefan Laux einbringen. «Aber es läppert sich bei dem, was man so braucht», weiß er nach Jahren in der IDM. «Auch Dario Giuseppetti unterstützt sie, vielleicht fahren wir im Winter mal runter nach Spanien in seine Rennfahrer-Schule.»
Aktuell wäre der jungen Fahrerin, die mit Leder und Helm gerade mal 46 Kilo auf die Waage bringt, schon mal mit einer vernünftigen Lederkombi geholfen, denn das aktuelle Modell macht’s nicht mehr lange. Auf dem Lausitzring und dem Hockenheimring geht es für Lucy Michel noch weiter in der IDM, danach folgt die Planung für das Jahr 2021.