Stefan Ströhlein: «Corona verschiebt die Prioritäten»
Stefan Ströhlein
Die Saison 2020 bedeutet für den Rothenburger nicht, dass es so wie in den letzten beiden Jahren weitergeht. Denn statt IDM Superstock heißt es nun IDM Supersport. Weil er im letzten Jahr durch seine Erfolge neue Partner gewinnen konnte, gelang es ihm, sich eine aktuelle Yamaha YZF R6 zuzulegen. Die neue Kategorie unterscheidet sich zwar nur durch ein kleines Wort, aber der technische Unterschied ist doch um einiges kostspieliger als das was Stefan Ströhlein bisher auf die Beine stellen musste.
Allerdings ist der Klassenwechsel noch nicht alles. Sein erster Ausflug in die Langstrecken-Weltmeisterschaft im Dezember des letzten Jahres brachte ihm auch gleich eine Verpflichtung für den Rest der Saison ein. Somit wird er neben der IDM Supersport im Team Neumann auch die EWC-Langstrecken-Weltmeisterschaft für das Team Motobox Kremer, da mit einer Yamaha YZF R1, bestreiten. Dort hat der selbstständige Zweiradmechanikermeister aber den Vorteil, dass lediglich seine Dienste als Fahrer gefragt sind und er mit dem Aufbau des Motorrades weniger zu tun hat. In der IDM Supersport dagegen ist er wie auch in den letzten Jahren selbst für die Technik verantwortlich.
Seine Vorbereitungen über die Wintermonate verliefen mit dem neuen Motorrad nicht immer so wie er es sich vorgestellt hatte. Bei den Tests im Januar in Cartagena und im Februar in Valencia ging er, für den sonst sattelfesten Ströhlein eher untypisch, zweimal mit einem Highsider schmerzhaft zu Boden. «Die Ursache war nach Valencia an dem fast schrottreifen Motorrad schnell gefunden», erklärt Ströhlein. «Es war ein fehlerhaftes Federbein, welches wohl schon beim Kauf des Motorrades verbaut war. Anfang März hatte ich dann das Motorrad wieder komplett neu aufgebaut und fuhr damit zum vorerst letzten Test nach Almeria.» Mit einem vom Partner Zupin aufgebauten Federbein konnte er sich bei dem Speer Renntraining drei Tage lang ausgiebig auf die neue Supersport-600-Kategorie einschießen. «Was auch hervorragend funktionierte», wie der IDM-Pilot versichert.
Die Rückfahrt verlief nicht wie geplant. Durch die Ausbreitung des Coronavirus‘ musste der Ausflug nach Cartagena, die Strecke war inzwischen geschlossen worden, abgesagt werden und Ströhlein fuhr auf dem direkten Weg ins heimische Rothenburg. Auch bei Ströhlein rückt bei der aktuellen Lage das Thema Rennsport in den Hintergrund. Die IDM-Rennen auf dem Red Bull Ring und in Oschersleben mussten aufgrund der Pandemie und den Vorgaben der Regierung bereits abgesagt oder verschoben werden.
«Jetzt gilt es», erklärt der Firmeninhaber Ströhlein, «sich um die heimische Werkstatt zu kümmern, womit ich schließlich den Rennsport finanziere. Dazu steht natürlich die Gesundheit an absolut erster Stelle.»
«Mit dem 2019er Superstock600-Titel in der Tasche, einem guten Motorrad und einer ordentlichen Vorbereitung über den Winter, hatte ich eigentlich gedacht, gut in die neue Saison starten zu können», erläutert er. «Aber leider hat uns zwischenzeitlich die Realität ordentlich eingeholt. Das Coronavirus beherrscht die Bevölkerung und jetzt ist es wichtiger, gesund zu bleiben und diese Krise mit einem blauen Auge zu überstehen. Natürlich würde ich mich jetzt gerne auf die ersten IDM-Rennen und die EWC Langstrecken-Weltmeisterschaft freuen, aber in der aktuellen Situation sind die Gedanken bei allem, nur nicht beim Rennsport. Ich hoffe, dass wir das alle gesund überstehen und ich freue mich jetzt schon darauf, wenn wir uns hoffentlich beim ersten Rennen wiedersehen.»