Thomas Gradinger: Von Null auf Hundert
«Hat jemand ein Foto von Thomas Gradinger?», lautete im Pressezentrum von Assen die allgemeine Fragerunde. Denn beim IDM-Lauf in den Niederlanden hatte den Österreicher, der von Platz 13 aus ins Rennen gegangen war, niemand so wirklich auf dem Zettel. Doch spätestens nach dem zweiten Rennen sollte man sich den Namen Gradinger merken und entsprechend vorbereitet sein. Denn aus dem Nichts sauste der KTM-Testfahrer mit seiner Yamaha R6 vom Team Buchner Motorsport auf den zweiten Platz, 3,5 Sekunden hinter Lokalmatador Bryan Schouten und drei, beziehungsweise vier Zehntel vor dem Suzuki-Duo Eemeli Lahti und Kevin Wahr.
Angefangen hatte Gradinger seine Saison 2016 im Team Fritze Tuning in der Spanischen Moto2-Meisterschaft. Doch nach zwei Rennen trennte man sich schon wieder und Gradinger, der hauptberuflich Testfahrer für Hersteller KTM ist, musste auf Jobsuche gehen. «Bei KTM teste ich hauptsächlich Strassen-Bikes», erklärt er. «Meistens sind wir auf dem Testgelände unterwegs, aber auch auf der Strasse. Es geht los bei der 125er Duke bis hin zur 1290 Super Duke. Da in Österreich der Stufenführerschein gilt und ich bis vor kurzem nur mit 35 kw unterwegs sein durfte, war ich mit den schweren Motorrädern nur auf dem Testgelände dabei.»
Erfahrungen im ADAC Junior Cup, in der IDM Moto3 und der Spanischen Meisterschaft stehen ebenso in seinem Lebenslauf, damit konnte Gradinger auch das Team Buchner Motorsport überzeugen.
Doch der Start in die verbliebene IDM-Saison war holprig. In Zolder stieg Gradinger in die IDM Superstock 600 Saison ein und brach sich bei einem Sturz gleich mal das Kahnbein an der linken Hand. Damit fiel auch das Rennen in Schleiz für den Yamaha-Piloten flach. Umso beeindruckender dann das Comeback in Assen mit dem zweite Platz. Momentan ist Gradinger und das Team Buchner bei Testfahrten in Oschersleben, um sich für die letzten beiden Rennen der IDM, am Lausitzring und beim Finale am Hockenheimring, vorzubereiten.
«Vor meinem IDM-Einstieg in Zolder hatte ich nur einen Testtag in Schleiz und einen auf dem Sachsenring», zählt Gradinger auf. «Das freie Training in Assen war nach dem Unfall dann der erste Tag zurück auf dem Motorrad.» Der zweite Platz in Assen hatte Gradinger selber ein wenig überrascht. «Dass es gleich so weit nach vorne geht. Aber das Team hat mich nach dem Training wieder aufgebaut und ich habe immer gewusst, ich kann es noch.»
Bei den letzten beiden IDM-Runden möchte Gradinger gerne noch bessere Ergebnisse abliefern. Viel Auswahl bleibt dem Österreicher da nicht mehr, denn vor Platz 2 kommt bekanntlich nur noch Platz 1.