Triumph: Erste Fotos von Einzylinder-Motorrad
Spätestens seit 2011, seit der Markteinführung der ersten KTM 390 Duke, die die Österreicher bereits damals gemeinsam mit dem indischen Fahrzeugkonzern Bajaj entwickelten und in Indien produzierten, gelten Kooperationen mit lokalen Herstellern als probates Mittel für europäische Hersteller, um auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen.
BMW folgte diesem Beispiel und produziert seit einigen Jahren die G310-Baureihe gemeinsam mit TVS, einem weiteren großen indischen Fahrzeughersteller. Das Rezept ist bei beiden klar: Günstige Produktionskosten vor Ort und Zugang zu einem gigantischen Markt mit Hilfe lokaler Produktion und lokaler Vertriebsnetze.
Nun werden seit Jahren die in Asien bereits als Big-Bikes bezeichneten, hierzulande eher in der Einsteigerklasse verorteten Modelle zwischen 200 und 500 ccm Hubraum auch im Rest der Welt immer populär. Speziell in Europa erzielen die entsprechenden Modelle von KTM, Kawasaki und Honda immer größere Verkaufserfolge.
Da hat Triumph wohl etwas vergeigt, denn die britische Marke hatte schon zu Anfang des letzten Jahrzehnts im Alleingang neue Einstiegsmodelle mit 250 ccm entwickelt und das Projekt erst kurz vor der geplanten Markteinführung 2014 gestoppt. Triumph ging 2017 eine Partnerschaft mit dem indischen Hersteller Bajaj ein, der ebenfalls Partner von KTM ist.
Die Befürchtung, Triumph würde an den Tank der bei Bajaja gefertigten KTM 390 Duke einfach den eigenen Namenszug draufschreiben, dürfte sich nicht bewahrheiten. Die ersten aus der Kooperation von Triumph und Bajaj hervorgehenden Modelle sollen nun, nach einer neunmonatigen pandemiebedingten Verzögerung, Anfang 2023 fertig werden. Erste Prototypen sind uns bei geheimen Testfahrten in Südeuropa vor die Linse gefahren.
Zu erkennen sind zwei Motorräder die schon recht weit entwickelt scheinen und technisch wie optisch keinerlei Ähnlichkeit mit bestehenden Modellen von Bajaj oder deren zweitem Partner KTM vermuten lassen. Das Styling scheint in einigen Details noch nicht final, so wird das Design der Leuchteinheiten vorn und hinten sicherlich noch ein wenig angepasst.
Doch Statur und Grundrichtung scheinen klar und Assoziationen zur Modern Classic-Modellfamilie der Engländer gewollt: So greifen bereits nahezu fertige Designelemente an den hier gezeigten Prototypen offenbar die Optik von Triumph Trident, vor allem aber Bonneville und Scrambler auf. So bedient sich der gänzlich neu und eigenständig konstruierte Einzylindermotor einer optischen Finte und imitiert das Styling alter luftgekühlter Antriebe, obwohl neben dem einzelnen Krümmer ein ordentlich dimensionierter Wasserkühler verbaut ist - ein Trick den die Briten auch bei ihren Classic-Modellen bereits angewendet haben.
Über Hubraum und Leistungsdaten ist noch nichts genaues bekannt (lediglich von Modellen im Bereich zwischen 200 und 750 Kubik ist die Rede), doch der Marktführer KTM 390 Duke mit seinen 373 ccm dürfte ein guter Anhaltspunkt sein - die Konkurrenz aus Österreich wird von den Briten auch als Entwicklungsreferenz betrachtet. Federung, Upside-Down-Gabel, Schwinge und sonstige Fahrwerkselemente sind offensichtlich komplett neu entwickelt, ebenso wie der Rahmen, der auch keine Ähnlichkeit zum gestoppten Einzylindermotor-Projekt der Briten aufweist.
Generell scheinen die hier gezeigten Modelle auch größer dimensioniert. Ein Grund dafür dürfte sein, dass bei der Ergonomie der europäische Markt mit seinen im Durchschnitt größeren Fahrern und Fahrerinnen dieses Mal als Referenz gedient haben dürfte - ein Weg den auch KTM in jüngerer Vergangenheit vermehrt gegangen ist und der, gemessen an der weiter zunehmenden Wichtigkeit dieses Segments in unseren Breiten, auch sinnvoll erscheint.
Bei Verkündung erster Details der Kooperation machte man weder bei Bajaj noch bei Triumph einen Hehl daraus, dass hier eine ganze Modellfamilie entstehen dürfte. Offensichtlich wird es bereits das erste Modell in verschiedenen Versionen geben. So zeigen unsere Fotos ein eher sportlich orientiertes Modell mit 17-Zoll-Vorderrad und eher sportlicher Bereifung sowie ein Modell mit 19-Zoll-Vorderrad, stilistisch leichten Anleihen bei Scrambler und Street Scrambler sowie etwas gröberer Bereifung. Der Federweg jedoch scheint bei beiden Modellen identisch zu sein. Denkbar erscheint, dass im späteren Verlauf auch eine Tiger mit 21 Zoll-Vorderrad und Drahtspeichenfelgen auf Offroad-affine Kunden zielt.
Die Präsentation wurde für das Frühjahr 2023 angekündigt und bereits kurz danach dürfte die Produktion in einem neu errichteten Werk in Chakan, Indien starten. Etwa zur gleichen Zeit wird auch KTM seine neue Generation der 390 Duke präsentieren und auch BMWs G310-Nachfolgerin lässt dann nicht mehr lang auf sich warten.