Schwierige Zeiten für die Pierer Mobility Group

Entlassungen bei Pierer: «Es tut mir um jeden leid»

Von Ivo Schützbach
Hubert Trunkenpolz, der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG

Hubert Trunkenpolz, der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG

Dieses Jahr geriet die Pierer Mobility Group wegen Entlassungen in die Schlagzeilen. Vorstandsmitglied Hubert Trunkenpolz ordnet die Maßnahmen für SPEEDWEEK.com ein.

Die Pierer Mobility Group kann auf mehrere Rekordjahre zurückblicken, der Knick kam 2024. «In den vergangenen sieben Jahren haben wir von 2000 auf 6000 Mitarbeiter aufgebaut, jetzt wurden um die 400 Stellen abgebaut», erklärte der Stellvertretende Vorstandsvorsitzende Hubert Trunkenpolz im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Der Stellenabbau ist damit nahezu abgeschlossen, spätestens mit Ende September ist das Thema vom Tisch. Die Mitarbeiter werden aber trotzdem weniger, denn wir haben einen Einstellungsstopp und auch eine natürliche Fluktuation. So werden es auch ohne weitere Kündigungen nach dem September und bis zum Jahresende weniger Mitarbeiter werden.»

Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet der Vorstand der Pierer Mobility Group aufgrund der Marktentwicklung einen Umsatzrückgang von 10 bis 15 Prozent für die beiden Segmente Motorrad und Fahrrad. Im Motorradbereich rechnet die Chefetage damit, dass die eingeleiteten Kosteneinsparungen die negativen Auswirkungen des rückläufigen Absatzes dahingehend kompensieren können, dass ein ausgeglichenes bis leicht positives EBIT (operativer Gewinn) erwirtschaftet werden kann.

«Kündigungen gab es zirka 300», ergänzte Trunkenpolz. «Ende September werden wir den Personalstand erreicht haben, den wir für die geplanten Produktionsmengen in den nächsten Jahren brauchen. Überwiegend betraf das Mitarbeiter aus dem Produktionssektor. Während Corona, in den Jahren 2021 und 2022 haben wir deutlich über 200.000 Motorräder produziert, haben wir eine Sonderkonjunktur erlebt, diese ist vorbei. Wir müssen zurückbauen auf einen Stand von 2018 oder 2019, das sind 160.000 bis 180.000 Stück. Es geht zurück zur Normalität, Angebot und Nachfrage muss wieder ins Gleichgewicht. Die Überbestände in den Lagern müssen abgebaut sein, wir sind auf einem guten Weg. Auch bei den Händlern steht zu viel, damit müssen wir die Produktionsmengen anpassen. Das ist genau das, was passiert. Mir tut es um jeden einzelnen Mitarbeiter leid, das ist alles andere als erfreulich, aber es führt leider kein Weg dran vorbei. Wir haben die letzten Jahre viele Tausend Arbeitsplätze geschaffen, es bleiben über 5000 übrig. Aber es ist immer bedauerlich, wenn man Mitarbeitern mitteilen muss, dass man keine Arbeit mehr für sie hat. Die Realität kann man leider nicht beseitigen.»

Mit welchen Entwicklungen rechnet die Pierer Mobility AG mit ihren Marken KTM, Husqvarna, GASGAS und MV Agusta mittelfristig? «Unsere Planungen sehen ein einstelliges prozentuales Wachstum für die nächsten Jahren vor», schilderte Trunkenpolz. «Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Zeiten von 20 Prozent plus pro Jahr vorbei sind. Wir wollen die Markenprofile schärfen und wieder mehr in Richtung Premium gehen. Aufgrund der großen Produktionsmengen hatten wir zum Teil Qualitätsabfälle, die wir jetzt dabei sind, sukzessive zu lösen. Wenn sie über der Kapazitätsgrenze produzieren, mit riesigen Kräften, dann sind das die Auswüchse.»

Das statistische Bundesamt in Deutschland, ein sehr wichtiger Markt, prognostiziert bis 2029 ein stetiges Wachstum des Motorradabsatzes, was sich mit den Plänen der Pierer-Gruppe deckt. Trunkenpolz gibt jedoch zu bedenken: «Marksättigung ist das eine. Und die Anzahl der Marktteilnehmer wird mehr. Die chinesischen Hersteller kommen, sind schon da und wachsen kräftig. Deswegen wird es auch notwendig sein, die Marken wieder präziser zu definieren und zu positionieren. In diesem umkämpften Marktumfeld müssen wir uns eine loyale Kundengruppe erhalten und gegebenenfalls ausbauen. Es wird nicht leichter, die Zeiten des zweistelligen Wachstums sind aus unserer Sicht in Europa und Amerika zu Ende, in anderen Regionen auf der Welt schaut es anders aus. Da ist durchaus noch etwas drin, das gilt es im Auge zu haben.»


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