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Ducati Streetfighter V4: Neu 214 PS – wie Panigale V4

Von Rolf Lüthi
Die Ducati Streetfighter V4des 2025er Modelljahrgangs rückt technisch noch näher ran ans Superbike Panigale V4: Gleiche Motorkonfiguration, Fahrwerk und Elektronik ebenfalls identisch. ​

Ducati preist den 2025er Jahrgang der Streetfighter V4 unverblümt als Superbike, bei dem die Verkleidung entfernt und ein hoher und breiter Lenker montiert wurde. Die Ableitung von der Panigale V4 ist kompromissloser als je zuvor: Der Motor entspricht wie das Fahrwerk und die elektronischen Features der Konfiguration der Panigale V4. Damit überträgt Ducati erstmals die Technologie und die Performance der Panigale V4 ohne Abstriche auf ein Naked-Bike. Es wurde ein Motorrad geschaffen, bei dem gemäss Ducati das Beste aus beiden Welten zusammenfließen soll: Handling auf der Rennstrecke wie bei einem Superbike und Fahrspaß auf der Straße wie bei einem Naked-Bike.

Der nach Euro5+ zugelassene Desmosedici Stradale-Motor liefert 214 PS bei 13.500/min und 120 Nm bei 11.250/min. Markenkenner werden kurz stutzen, lauten die Kennzahlen für die Panigale V4 doch 216 PS bei 13.500/min und 121 Nm bei 11.250/min. Ducati begründet die minime Leistungsdifferenz mit Unterscheiden bei der Führung der Ansaugluft. Die Leistungswerte können mit der Racing-Konfiguration weiter gesteigert werden: Durch den Einsatz der Racing-Komplettanlage von Akrapovič steigt die maximale Leistung der Streetfighter V4 auf 226 PS.

Der V4-Motor der Streetfighter stammt von dem der Panigale ab und ist eng mit dem Motor der MotoGP-Motorräder von Ducati verwandt, mit dem er zahlreiche technische Lösungen teilt. Es handelt sich um einen 90°-V4 mit desmodromischer Ventilsteuerung, rückwärts drehender Kurbelwelle und Twin-Pulse-Zündfolge, wodurch die Streetfighter V4 ähnlich klingt wie Ducatis Werksrennmaschinen der MotoGP.

Im Vergleich zum Vorgängermodell erhielt die Streetfighter V4 geänderte Nockenwellen mit geänderten Steuerzeiten und mehr Ventilhub. Lichtmaschine und Ölpumpe sind baugleich mit denen der Panigale V4 R, während die Schaltwalze die gleiche ist wie bei der Superleggera V4. Und zum ersten Mal verfügt die Streetfighter V4 auch über Ansaugtrichter mit variabler Länge, mit einem Wert von 25 mm in der kurzen Konfiguration und 80 mm in der langen, was gleichzeitig die maximale Leistung und die Fahrbarkeit verbessern soll.

Dank des sehr fahrstabilen Fahrwerks, übernommen von der Panigale V4, war es bei der 2025er Streetfighter nicht notwendig, für stabileren Geradeauslauf die Schwinge zu verlängern. Eine minime Anpassung der Geometrie (+0,5° Lenkwinkel, +1 mm Nachlauf) war ausreichend, um die gemäss Ducati perfekte Synthese zwischen Agilität und Stabilität zu erhalten.

Der Frontrahmen dieses neuen Fahwerks ist leichter (3,47 kg statt 4,42 kg) und weist im Vergleich zum Vorgängermodell eine geringere Steifigkeit auf (-39 % in seitlicher Richtung). Das sorgt für mehr Vertrauen in Schräglage, ermöglicht höhere Kurvengeschwindigkeiten und erleichtert das Halten der gewählten Linie.

Außerdem verbessert nun auch in der Streetfighter verbaute die Zweiarmschwinge die Traktion am Kurvenausgang und somit die Beschleunigung. Die seitliche Steifigkeit wurde reduziert (-43 % im Vergleich zur Einarmschwinge des Vorgängermodells). Die Baugruppe aus Schwinge und Umlenkung ist insgesamt um 2,9 kg leichter als beim bisherigen Modell. Die Schmiedefelgen der Streetfighter V4S mit fünf tangentialen Speichen, die von denen der DesmosediciGP inspiriert sind, wiegen nur 2,95 bzw. 4,15 kg für vorne und hinten.

Das Basismodell Streetfighter V4 ist mit einstellbaren Federelementen von Showa/Sachs ausgestattet, die Version V4S mit elektronisch gesteuerter Öhlins NIX/TTX-Federelementen der dritten Generation. Diese verfügt über ein größeres Einstellspektrum und ermöglicht die Verwendung komfortablerer Kalibrierungen für den Einsatz auf der Straße und straffere Abstimmungen für die Rennstrecke. Gleichzeitig bietet das erhöhte Arbeitstempo der Hydraulik eine präzisere und genauere Rückmeldung in jeder Fahrsituation.

Darüber hinaus wurde im Vergleich zur Panigale V4 die hintere Aufhängung in ihrer Progressivität überarbeitet, um mehr Komfort auf der Straße zu erreichen. Der Fahrkomfort wird durch die «Cruise Detection»-Strategie weiter erhöht. Das System macht die Federung weicher, wenn eine konstante Geschwindigkeit erkannt wird, wie beispielsweise bei Autobahnfahrten.

Wie die neue Ducati Panigale V4 ist auch die Streetfighter V4 mit Brembo Hypure-Bremszangen ausgestattet, die 30 Gramm leichter sind als die Stylema-Bremszangen des Vorgängermodells, dazu sind sie leistungsstärker und leiten die beim Bremsen entstehende Hitze effektiver ab, was eine konstantere Bremsperformance ergibt.

Das in Zusammenarbeit mit Bosch entwickelte Race eCBS-System mit Kurvenfunktion kann die Hinterradbremse aktivieren und modulieren. Dadurch werden Lastverlagerungen begrenzt und die Fahrstabilität des Motorrads in der Bremsphase sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke verbessert, selbst wenn der Fahrer nur die Vorderradbremse betätigt. Das System, das jetzt in fünf statt wie bisher in drei Stufen einstellbar ist, greift auf den für den Einsatz auf der Rennstrecke entwickelten niedrigsten Stufen ähnlich ein, wie es professionelle Fahrer tun. Auf den höheren Stufen, die für den Straßeneinsatz vorgesehen sind, verbessert es die Sicherheit und die Fahrstabilität.

Der Ducati Vehicle Observer, ein von Ducati Corse in der MotoGP entwickelter Algorithmus, simuliert mehr als 70 Sensoren und verfeinert so die elektronischen Kontrollstrategien. Die Präzision dieser Funktionalität erlaubt es der Assistenzelektronik, nahezu vorausschauend einzugreifen.

Die Streetfighter V4 des Modelljahres 2025 verfügt neben dem Vehicle Observer über ein umfassendes Paket elektronischer Steuerungen: Traktionskontrolle, Slidekontrolle, Wheeliekontrolle, Starthilfe, Motorbremskontrolle und die neueste Version des Quickshifters. Ducati Quick Shift 2.0 verwendet eine Strategie, die ausschließlich auf dem Winkelstellungssensor der Schaltwalze basiert. Dadurch kann auf den Mikroschalter im Schaltgestänge verzichtet werden. Der Fahrer soll so ein direkteres Schaltgefühl erhalten und der Hebelweg spürbar verkürzt werden.

Im Erscheinungsbild fallen ein neuer LED-Scheinwerfer auf, ebenso ein längeres Heck und ein kürzerer Kennzeichenhalter. Die nach vorne geneigten Doppeldecker-Winglets, ein charakteristisches Element der Streetfighter V4 seit der ersten Version, dürfen nicht fehlen. Im Vergleich zum Vorgängermodell seien sie effektiver (+17 kg Abtrieb bei 270 km/h).

Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde die Kröpfung des Lenkers um 10 mm nach hinten und damit näher an den Fahrer herangeführt. Die Fußrasten sind niedriger und weiter vorne angebracht und zudem 10 mm weiter innen positioniert. Dies erhöht den Komfort für den Fahrer, ohne die Bodenfreiheit zu beeinträchtigen. Schließlich leiten die beiden in den Seitenverkleidungen befindlichen Lüfter heiße Luft von den Beinen des Fahrers weg und verbessern so den thermischen Komfort.

Die Sitz/Tank-Einheit bietet dank des größeren Platzangebots mehr Bewegungsfreiheit in Längsrichtung und erleichtert das Einnehmen und Beibehalten der aerodynamischen Haltung. Eine tiefe Aussparung im oberen Teil des Tanks für den Kinnschutz des Helms ermöglicht dem Fahrer, sich auf den Geraden besonders windschlüpfrig zu machen.

Gleichzeitig kann sich der Fahrer effektiver am hinteren Bereich des Tanks abstützen, der in Kombination mit den Seitenpads und der Form des Sitzes beim Bremsen, am Kurveneingang und in den Kurven eine bessere Unterstützung bietet. Der Fahrer kann sich leichter mit den Knien verankern, was beim Verzögern und dem Hanging-Off in den Kurven ein ermüdungsfreieres Fahren ermöglicht – erklären die Designer.

Das neue 6,9 Zoll große Farbdisplay hat ein Seitenverhältnis von 8:3. Der Bildschirm nutzt die Optical Bonding Technologie, um auch bei Tag eine optimale Ablesbarkeit auf schwarzem Hintergrund zu gewährleisten. Das Display bietet unterschiedliche Ansichten für Straße oder Rennstrecke. Angezeigt werden je nach gewähltem Modus Navigation, aber auch Drehmoment und abgegebene Leistung, Werte der Quer- und Längsbeschleunigung, Schräglagenwinkel und Betätigung von Gas und Bremse.

Die Ducati Streetfighter ist trifft im März 2025 bei den Händlern ein, in den Versionen V4 und V4S, beide serienmässig als Einsitzer, für beide ist ein Soziuskit optional erhältlich. Die V4S ist neben den elektronischen Federelementen von Öhlins mit Schmiederädern und Lithium-Batterie ausgestattet, was das Gewicht auf 189 kg senkt (fahrfertig ohne Benzin). Die V4 wiegt 191 kg. Die Preise: V4 ab 24.990 € (Schweiz Fr. 25.190.-) V4S ab 27.990 € (Schweiz Fr. 28.190.-).

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