Honda, Nissan und Mitsubishi: Mögliche Hintergründe
Kurz vor Jahresende berichteten Zeitungen und Newsportale, was SPEEDWEEK-Leser seit fast einem halben Jahr wissen: Nissan und Honda haben sich auf eine Zusammenarbeit bei der Elektrifizierung der Mobilität geeinigt, nun wird sich Mitsubishi auf Ende Januar dieser strategischen Partnerschaft anschliessen.
Mehr als die weitgefasste Andeutung, dass es bei dieser Partnerschaft um Automobile und eventuell Motorräder mit Elektroantrieb geht, verraten die bekannt diskreten japanischen Geschäftsführer nicht, schon gar nicht anlässlich einer Pressekonferenz einer Journalistenschar, die kaum aus verschwiegenen, wortkargen Einzelgängern bestehen dürfte. An Nuancen im Verhalten der drei Repräsentanten anlässlich der Pressekonferenz lässt sich jedoch erkennen, dass Honda bei diesem Projekt die Federführung hat.
Möglicher Hintergrund ist, so die Spekulation ihres SPEEDWEEK-Autors, die Weiterentwicklung und der Aufbau einer Massenproduktion von Feststoff-Batterien, englisch Solid-State-Battery. Wie in den heute als veraltet geltenden Bleibatterien wird auch in modernen Lithiumionen-Batterien ein flüssiges Elektrolyt verwendet, nämlich ein Lösungsmittel, in dem Lithiumsalz gelöst ist – vereinfacht gesagt.
Bei der Feststoff-Batterie erfolgt der Ionentransport (laden und entladen) durch einen Festkörper (aus Keramik oder Kunststoff) hindurch. Das Funktionsprinzip ist bekannt, erste Feststoffakkus sind in Omnibussen im Einsatz. In Omnibussen deshalb, weil Feststoffakkus zwar eine hohe Energiedichte, aber eine niedrige Energiedichte aufweisen. Das heisst, sie können auf kleinem Raum viel Energie speichern, diese Energie aber nur mit zeitlicher Begrenzung wieder abgeben. Für volle Power für eine kurze Zeit, etwa für einen Überholvorgang, ist die Feststoffbatterie der Lithiumionen-Batterie unterlegen.
Trotzdem arbeiten fast alle namhaften Automobilhersteller an der Entwicklung einer Feststoffbatterie, weil diese bei gleichem Bauvolumen viel mehr Reichweite ermöglicht und weil bei einer Beschädigung etwa bei einem Unfall kein brennbares Elektrolyt ausläuft. Dazu ist die Feststoffbatterie temperaturtolerant und braucht darum bei der Anwendung im Auto weder Kühlung noch Heizung. Und auch das Recycling wäre einfacher.
Honda hat im November 2024 in Sakura/Japan eine Fabrik für eine «Demonstrations-Produktion» von Feststoffbatterien eröffnet. Darunter versteht Honda eine Produktions-Versuchsanlage, bei der Produktions-Prozesse ausprobiert und getestet werden.
Honda will so einen Produktionsprozess entwickeln, bei dem die verschiedenen, dünnen Schichten dieser Batterien nacheinander aufeinander draufgerollt und verpresst werden. Dabei muss dieser Prozess nicht nur für eine Massenproduktion taugen. Die Batterie muss in vertretbarer Zeit und zu konkurrenzfähigen Kosten produziert werden.
Gut möglich, dass Honda bei diesem Schritt Nissan und Mitsubishi als Partner hinzugezogen hat, denn die Zeit eilt. Käme man bei dieser Entwicklung allen Herstellern zuvor, könnte der Verbund Honda/Nissan/Mitsubishi zu einem der grössten Automobilhersteller der Welt (dem grössten?) aufsteigen. Verpasst man sie komplett, besteht die Gefahr, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken.