Michael Härtel: «Langbahn ist der einfachere Weg»
Michael Härtel (gelb) kommt auch auf der Langbahn bestens zurecht
Zwar stellt Deutschland 2016 mit Erik Riss den Weltmeister, außer dem Schwaben hat sich aber kein anderer aus der ehemaligen Langbahn-Hochburg für den Grand Prix 2017 qualifiziert.
Martin Smolinski wurde vom Motorrad-Weltverband FIM eine Dauer-Wildcard angeboten, doch der Olchinger lehnte ab – weil sich der erste Grand Prix in Herxheim mit dem Speedway-Best-Pairs-Rennen in Landshut überschneidet.
Weder Zu- noch Absage bekamen bislang Michael Härtel, Stephan Katt und Jörg Tebbe, die eine Wildcard beantragten.
«Wenn ich die Möglichkeit bekommen würde Grand Prix zu fahren, dann probiere ich es», sagte der 18-jährige Härtel zu SPEEDWEEK.com. «Wenn dem nicht so ist, dann möchte ich schauen, ob ich für 2017 einen EM- oder WM-Startplatz bekomme. Es war unglücklich, dass ich wegen meiner Fußverletzung nicht beim DM-Finale in Hertingen fahren konnte. Ich hoffe, dass der DMSB meinen verletzungsbedingten Absagegrund akzeptiert und mich trotzdem für Prädikatsplätze in Betracht zieht.»
Während die reinen deutschen Langbahnfahrer altersbedingt einer nach dem anderen ihren Rücktritt erklären, konzentrieren sich die schnellen nachkommenden Piloten auf Speedway. So ist es bei Erik Riss, Kai Huckenbeck und auch Michael Härtel.
«Bis man sich von Langbahn auf Speedway und anders herum umgestellt hat, dauert beim einen zwei Runden, beim anderen zwei Rennen», weiß Härtel. «Da muss jeder Fahrer für sich abwägen, wie arg ihn das beeinträchtigt oder für wie schlimm er das empfindet. Dann gibt es halt auch welche, die sich zu 100 Prozent auf Speedway festlegen.»
Keine Frage der Sponsoren
Erstaunlich: Für die drei Genannten ist die Disziplin Speedway deutlich wichtiger, obwohl sie dort international nonames sind. Der Reiz, auf der Langbahn um Edelmetall in der Weltmeisterschaft zu kämpfen, ist überschaubar.
«Als Fahrer muss ich mir anschauen, was für und was gegen den Speedway- und Langbahnsport spricht», meint Härtel. «Es ist nicht so, dass man Langbahn fahren muss, um den Sport finanzieren zu können. Es war schon immer so, dass es Sponsoren gibt, die den Speedway-Sport lieben und andere die Langbahn. Ich gehe den Mittelweg und schließe nichts aus, mir macht beides Spaß. Ich sage mal ganz banal: Im Langbahn-Sport geht es einfacher. Dort kommt man einfacher in die Weltspitze und kann um den WM-Titel mitfahren. Als junger Fahrer denkt man aber anders. Im Speedway ist der ganze Sport größer, es gibt eine größere Masse an guten Fahrern. Wenn ich mir den Speedway-Grand-Prix betrachte, der ist schon groß aufgezogen. Ich war letztes Jahr in Melbourne, das ist ein Topevent, extrem professionell. Das macht den Reiz aus. Ich gibt immer Leute die sagen, man soll sich auf die Langbahn konzentrieren, weil man dort Weltmeister werden kann. Andere sagen, dass man Langbahn auch später noch fahren kann, mit 25 oder 30 Jahren. Diese zwei Seiten gibt es immer – ich will mich aber auf keine davon stellen. Das ist für einen jungen Fahrer schwierig zu entscheiden. Bei mir im Team ist es so, dass ich das mit meinem Vater und meinem Tuner Robert Barth bespreche. Wir wägen alles ab und treffen dann eine Entscheidung.»
Als vierfacher Weltmeister war Robert Barth immer ein großer Verfechter der Langbahn. Was sagt er zu deinen Speedway-Ambitionen? «Ich habe Robert seit über zehn Jahren als Tuner, er unterstützt mich», unterstreicht Härtel. «Er ist zwar nach wie vor ein Langbahn-Fan, dort war er extrem erfolgreich. Er sieht es aber auch so, dass Speedway keine schlechte Geschichte ist, ich soll meinen Weg wie bislang weitergehen.»