Stephan Katt: Der Traum von WM-Titel lebt
Stephan Katt: «Ich habe Spaß wie ein kleines Kind»
Du warst letztes Jahr bei fast allen offenen Rennen top, aber die WM war mal wieder ein Desaster. Hast du dafür eine Erklärung?
Bis auf Marmande und ich glaube Morizes hatte ich überall Probleme mit den Motoren. Egal, ob es in Norwegen war oder wo auch immer wir gefahren sind. Das hat mich so zurückgeschmissen. Das ging in Finnland los, wo mir die Motoren nacheinander um die Ohren flogen. Es ging in Norwegen weiter. Marmande lief sehr gut für mich, bis zu dem Sturz mit Joonas Kylmäkorpi im Halbfinale, für den man mich disqualifiziert hat. Weil ich genügend Punkte hatte, bin ich aber trotzdem noch ins Finale gekommen. Polen war sehr schwer für mich, weil das absolut Speedway war. Da habe ich mir selbst Steine in den Weg gelegt und kam einfach nicht zurecht.
Zusammenfassend war es also eher ein technisches als ein fahrerisches Problem?
Ja, definitiv.
Wenn du den WM-Stand anschaust und liest, dass Jannick de Jong Vize-Weltmeister ist und Richard Hall WM-Dritter: Kommt dir das nicht ein wenig komisch vor?
Was heißt komisch? In der Saison bei offenen Rennen habe ich die Jungs immer schlagen können. Dass ich jetzt auf Platz 13 gelandet bin, spiegelt nicht meine fahrerische Leistung wider.
Joonas Kylmäkorpi ist zum vierten Mal in Folge Weltmeister geworden. Hast du eine Ahnung, was er besser macht als der Rest?
Er ist richtig fit. Man braucht jetzt nur Facebook oder Instagram verfolgen, wo der Junge sich rumtreibt. Er hat das Geld dafür, den Winter über in Spanien zu sein und sein Training weiterzuführen. Wenn du das das ganze Jahr über machen kannst, dann bist du einfach topfit. Wobei er durch seinen Übermut ein paar Punkte verloren hat, siehe Morizes zum Beispiel. Aber er ist im großen und ganzen ein fitter Typ auf dem Motorrad. Das ist der Hauptgrund, warum er zum vierten Mal Weltmeister geworden ist.
Mit ihm haben wir ja den Sonderfall, dass er viermaliger Langbahn-Weltmeister ist, aber so gut wie keine offenen Langbahn-Rennen fährt.
Na ja, guck dir das letzte Jahr an: Ohne seine Leistung zu schmälern, aber das waren im Prinzip alles Bahnen, die für Speedway-Fahrer gemacht waren – ob das nun Vechta oder Morizes war. Oder die Bahnen in Finnland und Norwegen, die knüppelhart waren, sodass du in den Kurven auch ein bisschen Speedway fahren musstest. Das war ein Riesenvorteil.
Glaubst du, dass einer wie er, der nie offene Rennen fährt, dem Sport etwas bringt?
Jein. Er zieht keine Zuschauer in Herxheim, Lüdinghausen oder in Klein-Krotzenburg, weil er dort halt nicht ist. Demnach bringt er in dem Sinne dem deutschen Bahnsport nichts. Er fährt nur WM. Dieses Jahr in Herxheim ist es natürlich gut, dass er dabei ist, weil die Fans ihn dann mal wieder dort fahren sehen. Aber im großen und ganzen bringt er dem Langbahn-Sport nicht all zu viel.
Du hast die WM erst einmal in den Top-3 beendet. Glaubst du immer noch, dass du irgendwann Weltmeister wirst?
Ja, natürlich. Dafür investiere ich viel Zeit, Geld und Energie. Ich meine, guck dir sämtliche Rennen von mir an. Ich habe alle schon in offenen Rennen geschlagen und ich habe so viel Lust darauf. Ich fühl mich wie ein kleines Kind, wenn ich auf dem Motorrad sitze. Das ist einfach mein Ein und Alles. Das ist immer noch mein Ziel. Ja klar, ich bin 34 Jahre alt, aber wenn du dir die Agenda anschaust, wie alt die ganzen Weltmeister waren auf der Langbahn, da bin ich in der goldenen Mitte.
Du bist einer der besten Starter der Welt. Du lebst aber auch viel von diesen Starts. Man sieht selten, dass du nach einem schlechten Start von hinten angeflogen kommst. Ist das deine einzige Schwäche?
Ich sag mal so: Ich sitze jetzt hier und kann mit dir reden. Ich hatte nie richtig schwere Verletzungen oder musste lange pausieren. Das ist vielleicht ein Grund, denn ich habe teilweise, wie soll ich sagen, schon etwas riskiert, aber gekonnt riskiert. Ich fahre nicht über meinen Zenit hinaus. Wenn ich eine Lücke sehe, fahre ich auch rein. Aber wenn vor mir zwei Fahrer sind, die sich gegenseitig attackieren, fahre ich sicher nicht dazwischen, um vielleicht der lachende Dritte zu sein. Da bin ich vielleicht des Öfteren mal zu vorsichtig gewesen. Das nervt mich selber.