Comeback von Paul Hurry (41): «Viele düstere Tage»
Letztes Jahrzehnt gehörte Paul Hurry auf der Langbahn zu den Besten
1994 feierte der damals 19-jährige Paul Hurry mit dem Gewinn der Britischen Speedway-U21-Meisterschaft seinen ersten großen Erfolg. Ein Jahr später schrammte der Youngster als Vierter in der Grasbahn-Europameisterschaft knapp am Podium vorbei.
In der Weltmeisterschaft startete der Pilot aus Canterbury ab 1999 richtig durch, fuhr während seiner Grand-Prix-Karriere 17 Mal ins A-Finale, gewann zweimal und stand neunmal auf dem Podium.
Seine beste Saison erlebte Hurry 2005, damals wurde er hinter Robert Barth und Gerd Riss WM-Dritter und Grasbahn-Europameister, insgesamt wurde er viermal Britischer Meister auf der Grasbahn.
Nach mehreren schweren Armverletzungen erklärte Hurry 2007 seinen Rücktritt, kehrte aber 2009 für zwei weitere Jahre in die Britische Speedway Elite League zurück und fuhr auch die Grasbahn-EM. Nach 2010 war endgültig Schluss.
Kommende Saison will sich der heute 41-Jährige noch einmal versuchen, SPEEDWEEK.com sprach mit ihm.
Paul, wann bist du dein letztes Rennen gefahren?
Das war 2010 im EM-Finale in La Réole in Südfrankreich. Ich stürzte damals im A-Finale, brach mir jeweils unterhalb des Knies beide Beine und renkte mir die Knie aus. Außerdem brach ich mir zum wiederholten Mal den rechten Oberarm und verletzte mir in beiden Augen die Muskulatur.
Warum willst du mit 41 Jahren wieder Rennen fahren?
Ich habe hart an meiner Fitness gearbeitet und daran, dass ich wieder laufen und ein normales Leben führen kann. Zum normalen Leben gehört für mich das Rennen fahren und der damit verbundene Genuss.
War dein vielfach gebrochener Arm damals der Hauptgrund, dass du zurückgetreten bist?
Ja, es hat sehr lange gedauert, bis in meinem Arm alles verheilt war, in meinen Knien ebenso. Wenn ich nicht laufen oder Fahrrad fahren kann, dann kann ich auch keine Rennen fahren.
Nach meinem Sturz erlebte ich viele düstere Tage, jetzt geht es in meinem Leben wieder aufwärts. Das beste Gefühl, das ich kenne, ist zu gewinnen und das Motorrad fahren zu genießen.
Willst du ausschließlich britische Speedway-Liga fahren oder auch wieder Langbahnrennen?
Es gab Anfragen von Teams aus niedrigeren Ligen die wollen, dass ich für sie fahre. Für den Moment stimmen die finanziellen Voraussetzungen aber nicht. Ich würde gerne zusagen, was sie mir anbieten ist aber nicht genug, um den Rennsport zu bezahlen. Viele der jungen Fahrer heute fahren für sehr wenig Geld, damit kannst du nicht einmal die Kosten für jedes Rennen decken. Wenn ich Rennen fuhr, dann waren mein Auftritt, mein Material und meine Einstellung immer erste Klasse. Das kostet seinen Preis und dieser muss bezahlt sein.
Vielleicht sage ich später in der Saison ja zum Ligageschäft, im Moment beschränke ich mich aber auf das Training und versuche scharf zu bleiben, wenn mir ein Club einen Notruf schickt.
Wirst du versuchen, wieder in den Langbahn-GP zu kommen?
Ich habe einen Qualiplatz, werde dort mein Bestes geben und versuchen, die Rennen zu genießen. Wenn es mir gelingt mich zu qualifizieren, dann fahre ich gerne wieder Grand Prix. Das würde für mich bedeuten, dass ich zurück in meinem alten Leben und auf einem guten Level bin.
Dein Landsmann Chris Harris hat eine Dauer-Wildcard für den Langbahn-GP erhalten. Wie wird er sich schlagen?
Chris Harris im Grand Prix zu haben ist gut. Ich gehe aber davon aus, dass es für ihn schwieriger wird Rennen zu gewinnen, als er sich vorstellt.
Wir müssen den Sport auf den Stellenwert zurückbringen, den er früher mal hatte. Das Beste, was dem Langbahn-Sport passieren könnte, ist die Rückkehr zum Weltfinale. Das Grand-Prix-System ist nicht das beste für die Langbahn. Es trägt dazu bei, den Sport in Europa seinem Ende näher zu bringen.
Wie steht es um den britischen Langbahn-Nachwuchs?
Es kommen einige junge Fahrer nach. James Shanes ist gut, wir haben aber auch Zach Wajtknecht, der sich auf der Speedway- und Grasbahn sehr gut schlägt. Ich helfe der britischen Föderation mit den jungen Fahrern, langsam wird es im UK besser.
Macht deine Rückkehr in den Rennsport aus finanzieller Sicht Sinn?
Nein, es ist verrückt. Was meine persönliche Befriedigung und meine Ziele betrifft, aber schon. Nach meinen Verletzungen und 23 Operationen zurückzukommen ist sehr schwer, aber gleichzeitig eine Herausforderung, die ich beinahe bewältigt habe – es war sehr schmerzhaft. Ich habe bewiesen, dass es zu schaffen ist!
Statistik von Paul Hurry:
Langbahn-Weltmeisterschaft:
1996: 18.
1997: 11.
1998: 16.
1999: 5.
2000: 4.
2001: 4.
2002: 8.
2003: 8.
2005: 3.
2007: 12.
Grasbahn-Europameisterschaft:
1994: 10.
1995: 4.
1996: 6.
2002: 4.
2004: 12.
2005: 1.
2009: 14.
2010: 6.