Richard Speiser: Eine beste Saison jagt die andere
Speiser würde auch gerne mal auf Gold beissen
Mit allem war der 24-jährige Börwanger dennoch nicht zufrieden. Im Interview erzählt Speiser von den Höhen der Saison, seinem Verbesserungspotenzial und seinen Zielen 2012.
2009 Neunter der Weltmeisterschaft als WM-Neuling, 2011 Vizeweltmeister. Wie siehst du den Aufstieg in die WM-Spitze?
Es freut mich natürlich ungemein, wie diese Saisons über die Bühne gegangen sind. Schon mit dem dritten Platz im vergangenen Jahr hat sich für mich ein Traum erfüllt. Dass es 2011 zum Vizetitel gereicht hat, ist fantastisch. Gepunktet habe ich, wie auch schon im Jahr zuvor, nicht durch spektakuläre Grand-Prix-Siege, sondern durch Konstanz. Bei den sechs WM-Läufen hatte ich nur einen technischen Ausfall und war fünf Mal im Finale der sechs Punktbesten.
2010 Dritter, 2011 WM-Zweiter: Lautet die Losung nun Weltmeister 2012?
Ich wäre nicht Rennsportler, wäre es nicht mein Ziel, Weltmeister zu werden. Allerdings darf man auch nicht vermessen sein: Ein solcher Titel lässt sich nicht einfach nur planen und umsetzen. Es braucht auch sehr viel Glück dafür und alles muss passen. Ich denke, ich habe in der Langbahn-WM eine gute Entwicklung gemacht. Am Ende des Weges bin ich noch lange nicht. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, Weltmeister Joonas Kylmäkorpi 2012 das Leben so schwer wie möglich zu mache. Aber ich befürchte: Dieses Ziel verfolgen auch andere. Beim Griff zu den Sternen muss man sich Jahr für Jahr auch immer wieder eines bewusst machen: Im Grunde genommen ist es auch schon perfekt, die WM unter den Top-5 zu beenden - und die Saison unfallfrei zu überstehen.
International warst du 2011 top. Bei der Deutschen Meisterschaft lief es nicht optimal.
Das ist richtig. In der Langbahn-DM wurde ich Sechster, bei der Speedway-Mannschaftsmeisterschaft mit Wolfslake Vizemeister - und auf die Deutsche Speedwaymeisterschaft habe ich verzichtet. Bei der Langbahn-DM in Herxheim war ich nicht schnell genug. Auf der kürzeren Speedwaybahn war ich in diesem Jahr zu selten unterwegs. Vier, fünf Rennen reichen nicht aus, um dort mit den Grossen des Sports mithalten zu können. Aber immerhin lief es zum Ende der Saison besser: Beim Goldenen Band in Olching konnte ich sogar einen fünften Gesamtrang einfahren.
Wird es irgendwann eine Spezialisierung zu Gunsten der Langbahn geben?
Im Moment ist das nicht geplant. Ganz im Gegenteil: Geht es nach mir, würde ich gerne wieder mehr Speedway fahren. In Deutschland ist das nicht möglich. Einsätze in ausländischen Ligen kollidieren leider sehr oft mit jenen in der Langbahn-WM. Man wird sehen. Derzeit laufen die Gespräche mit den Sponsoren. Ich strebe jetzt, nach Ende meines Studiums, eine Profikarriere an. Es ist aber noch nicht sicher, ob sich dies auch realisieren lässt.
25 Rennen und 40.000 Kilometer hast du hinter dich gebracht. An was erinnerst du dich ganz spontan beim Gedanken an die Saison 2011?
Dass wir dieses Jahr zwar in Norwegen, Dänemark, Finnland, Schweden, England, Holland, Frankreich und Deutschland zu Renneinsätzen gewesen sind, die Saison trotzdem wahnsinnig schnell, für mich schon fast zu schnell, vorbei gewesen ist.
Geht der Sommersportler nun in die ruhige Winterpause?
Winterpause: ja! Ruhig: nein! In den kommenden Wochen stehen zahlreiche Ehrungen an, meine Diplomarbeit muss diesen Winter geschrieben werden und man unterschätzt den Aufwand und die Vorlaufzeit, den und die es braucht, um die neue Saison wieder vorzubereiten. Trotzdem soll jetzt noch Zeit sein, um im Freundes- und Verwandtenkreis die Vize-Weltmeisterschaft und meine dritte Langbahn-Team-WM gebührend zu feiern.