Deutsche Tragödie: Lukas Tulovic weiter auf Jobsuche
Aus für die #3: Lukas Tulovic
Lange schien es, als hätte die Verbindung zur deutschen Intact-GP-Mannschaft aus Memmingen die Karriere der deutschen GP-Hoffnung Lukas Tulovic gerettet. Nach gescheiterten Anläufen in der Moto2-WM Fuß zu fassen – schon 2019 hatte «Tulo» seine erste volle Moto2-Saison mit Kiefer Racing absolviert und auf Rang 29 beendet – war der Deutsche zunächst im Fahrerlager der MotoE zu Hause.
Mit den bleischweren Stromrennern aus Italien kam Lukas Tulovic so gut zurecht, dass Intact-GP-Boss Jürgen Lingg einen Moto2-Neustart in der Europameisterschaft ausrief. Der Plan ging auf. Auf Platz 3 in der Saison 2021 folgte der Titel als Intact-Junior auf der Moto2-Kalex.
Als Europameister 2022 und mit frischem Selbstvertrauen ausgestattet, hatte sich die deutsche Einheit viel ausgerechnet für den WM-Neustart 2023. Doch auch im zweiten Anlauf zündete der Sprengsatz nicht mit der erhofften Wucht. Mit gerade einmal 12 WM-Zählern und Endrang 24 ging der Plan nicht auf, auch dank einer unglücklichen Verletzungsserie, die den Piloten aus Eberbach mehrere Rennen ausfallen ließ.
Wissend um den Speed des Deutschen auf den Einsatzgeräten der MotoE-WM entschied man sich, «Tulo» intern an die Seite des Spaniers Hector Garzo zu versetzen. Seinen Stammplatz auf der Moto2-Kalex musste Tulovic an den blutjungen Senna Agius aus Australien abtreten.
Nach einem hoffnungsvollen Start in die MotoE-WM – als Vierter verpasste der elektrische Reiter beim Auftakt nur knapp das Podium – mischte der 24-Jährige bis zur Mitte der kurzen Saison öfters in der Spitzengruppe mit. Eine wieder negative Wendung nahm die Karriere dann in Mugello. Beim Kampf um die Spitze war der Deutsche so kräftig von der MotoE-Ducati geflogen, dass es per Hubschrauber in Krankenhaus ging. Auch wenn der Intact-Racer nicht schwer verletzt wurde, nach dem Doppelausfall in Italien war es vorbei mit der Chance auf ein Topresultat.
Während Teamkollege Garzo in beeindruckender Manier zum Titel brauste, beendete Tulovic die WM-Saison 2024 auf Position 11. Immerhin hatten die zwölf Zielankünfte dazu beigetragen, dass die Krone der Team-Weltmeisterschaft der MotoE nach Memmingen ging.
Insgesamt blieb der Teamleitung um Jürgen Lingg aber nichts anderes übrig, als den Vertrag mit Lukas Tulovic zu beenden, nach vier wechselhaften Jahren haben sich die Wege getrennt. Nach dem Austausch durch Lorenzo Baldassarri hat sich die Anzahl der deutschen Fahrer wieder bei Null eingestellt. Aus deutschsprachiger Sicht ist der Schweizer Noah Dettwiler nun wieder Solist im GP-Fahrerlager.
Für Lukas Tulovic gibt es — Stand heute – keine sinnvolle Option, in der Weltmeisterschaft zu verbleiben – mit Ausnahme seiner Rolle als TV-Experte für die deutschsprachige Sparte des Bezahlsenders Sky.
Auch in der seriennahen WM sind mittlerweile die Türen zugefallen. Sowohl in der Superbike- als auch in der Supersport-WM gibt es für den Deutschen keine Möglichkeiten, einen bezahlten Job zu finden. Was bleibt, ist die Aussicht auf einen Platz in der nationalen Superbike-Szene.
Die deutsche Tragödie ist damit nur noch schwer zu steigern. Nach der Ansage von Stefan Bradl, keine Rennen als Wildcard-Pilot mehr zu bestreiten und dem WM-Aus für Lukas Tulovic steht Deutschland für 2025 nicht einmal mehr in der Startaufstellung.