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Sandro Cortese: «Auf dem Motorrad bin ich gesessen»

Von Günther Wiesinger
Sandro Cortese

Sandro Cortese

Sandro Cortese hat in fünf Moto2-Jahren nur drei Podestplätze erreicht. «Wir haben unsere Ziele verfehlt», gibt er zu. «Es passierten viele Stürze. Und auf dem Motorrad bin ich gesessen.»

Sandro Cortese, Moto3-Weltmeister 2012 auf Red Bull Ajo KTM, wusste schon im vergangenen Sommer nach der Dutch-TT in Assen, dass er sich nach fünf Moto2-Jahren ein neues Team suchen muss.

Sein Vertrag mit dem Dynavolt Intact-GP-Team sollte nicht verlängert werden.

Der Berkheimer sah sich überall um, auch bei Kiefer Racing, er blitzte dort aber genauso ab wie später bei CGBM und Forward.

Die meisten Teams wollten eine Mitgift von 500.000 oder 600.000 Euro.

Doch beim Österreich-GP im August 2017 traf Cortese den britischen Ex-Rennfahrer David Pickworth, danach wurde die Übernahme von Kiefer Racing eingefädelt.

Sandro Cortese weiß, dass 2018 für ihn die Stunde der Bewährung schlagen wird. Denn er hat in der Moto2-Klasse die Erwartungen nie erfüllt. Er hat in 88 Rennen nur drei Podestplätze erreicht: Er war 2014 Dritter in Brünn, 2015 im Regen von Motegi, 2016 auf Phillip Island.

Nur einmal schaffte der siebenfache GP-Sieger (2x 125 ccm, 5x Moto3) in der Gesamtwertung einen Top-Ten-Rang – als Neunter 2014. In den Jahren 2013, 2015, 2016 und 2017 beendete er die Moto2-WM auf den Rängen 19, 11, 15 und 18.

Sandro, du bist mit ganz anderen Vorstellungen in die Moto2-WM aufgestiegen. Du hattest als Moto3-Champion viel Selbstvertrauen und wolltest eigentlich nach zwei Jahren 2015 in die MotoGP-Klasse wechseln.

Ja, das war das Ziel. Das war der Plan. Ganz ehrlich. Das habe ich aber niemals ansatzweise erreicht.

Du bist im zweiten Moto2-Jahr WM-Neunter geworden und hast dann gesagt, 2015 zählt nur noch der Titelgewinn. Aber du bist schon in der Sommerpause weit von den anvisierten Zielen entfernt gewesen.

Wir sind jedes Jahr mit hohen Prognosen in die Saison gestartet.

Tatsache ist: Wenn wir nach fünf Jahren zurückblicken, haben wir die Ziele verfehlt.

Es hat jeder stets sein Bestes gegeben. Aber es hat nie gereicht, um am Ende vom Jahr um die Top-3 zu kämpfen; vom WM-Titel gar nicht zu reden.

Wenn man es sachlich betrachtet: Wir haben es auch verpennt, konstant in die Top-3-Ränge zu fahren.

Wir haben einzelne Highlights gesetzt mit einem Podium pro Jahr, manchmal waren wir in der ersten Startreihe. Aber die Konstanz hat gefehlt.

Was war die Ursache? Was war das Schwierigste für dich? Du bist sehr oft gestürzt. Meist hattest du keine Erklärung dafür. Jeder Sturz kostet Selbstvertrauen – und es kamen Verletzungen dazu.

Es sind viele Dinge zusammengekommen, die uns gehindert haben, die Ziele zu erreichen, die wir uns vorgestellt haben.

2013 war ein Lernjahr, es war eine Steigerung erkennbar, aber ich habe mir in Brünn im Rennen einen Handbruch zugezogen.

Ich bin dann vor der Saison 2014 super aus dem Winter rausgekommen. Ich bin bei jedem Test unter den ersten drei gewesen. Ich habe ein super Selbstvertrauen gehabt, auch in Doha.

Ich war in jedem Training unter den Top-3. Beim Katar-Qualifying war ich mit nur 0,02 Sekunden Rückstand Zweiter. Ich habe mich aber in meiner letzten Runde kurz vor Schluss am Sprungbein verletzt.

Das war eine sehr langjährige, zähe Verletzung. Ich habe mir im Winter 2015 genau die gleiche Verletzung wieder zugezogen – wieder ein Sprungbeinbruch an derselben Stelle.

Ich will keine Ausreden suchen. Aber wenn wir nach fünf Jahren mit einem weißen Blatt Papier Bilanz ziehen, dann habe ich immer sehr langwierige Verletzungen erlitten, sei es am Sprungbein oder am Kahnbein.

2016 habe ich dann einen Kreuzbandanriss erlitten.

Ende 2016 bin ich am Sprungbein operiert worden, aus den zwei Brüchen war inzwischen eine Folgeverletzung entstanden. Man hat die Bänder straffen müssen, am Schienbein musste ein Knochen entfernt werden, der weggestanden ist. Ich musste mich wieder zehn Wochen mit Krücken fortbewegen.

Es war wie ein Kreislauf. Ich war in der Moto2-Klasse oft sehr schnell. Dann passierten Stürze, ich habe mich teilweise dabei wieder verletzt. Das Selbstvertrauen ging ins Minus. Ich dachte dann, ich muss diese Rückschläge wieder mit Highlights ausgleichen.

Du warst im Intact-Team drei Jahre lang der einzige Fahrer. Ein Nachteil, wenn du es jetzt betrachtest?

Genau. Man hat alles versucht, aber man hat die Ziele nicht erreicht. Ich will keinem im Team einen Vorwurf machen.

Wir sind sehr gut aufgestellt gewesen, auch vom Material her. Aber es sind Dinge passiert, die einfach nicht zum Erfolg geführt haben.
Was dafür ausschlaggeben ist, ist schwer zu beurteilen.

Natürlich sind Stürze zustande gekommen. Und auf dem Motorrad bin natürlich letztendlich ich gesessen.

Ich habe dich oft gefragt, ob es an den Nerven lag. Du bist auch früher schon bei guten Startplätzen in den Rennen gleich in der Anfangsphase gestürzt.

Die Saison 2017 war für mich speziell schlimm und schwer, weil ich mich mit der Suter einfach sehr schwer getan habe. Obwohl ich immer wieder versucht habe, alles zu geben und alles rauszuholen.

Aber das ist mir mit der Kalex durchaus leichter gefallen.

Man kennt das aus anderen Sportarten: Wenn’s gut läuft, wenn man Selbstvertrauen hat und eine gewisse Lockerheit dazu kommt, stellt sich der Erfolg ein.

Wenn man sich nach Erfolgen sehnt, wenn man sich wünscht, dass es bergauf geht, wenn man pusht, dann passieren oft Stürze.

Aber wenn ein Sturz in einer Phase passiert, wo man schon ein Podium eingefahren oder schon Top-5-Ergebnisse eingefahren hat, steckt man das viel schneller weg.

Man fährt weiter – und sammelt bald wieder ein Erfolgserlebnis ein.

Wenn man aber aus der negativen Spirale nicht rausfindet, dann verschlimmert sich die Situation, dann kommt man sehr schwierig raus.

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