Kiefer Racing & Pickworth: Teamübernahme geplatzt
David Pickworth
Die ominöse Übernahme des Kiefer Racing Teams durch den
in Wien lebenden englischen Investmentbanker David Pickworth dürfte in letzter Minute geplatzt sein.
Schon am Montag fiel auf, dass sich Moto2-Fahrer Domi Aegerter der Möglichkeitsform bediente, als er seiner Hoffnung Ausdruck gab, die Unterzeichnung der Verträge werde am Donnerstag oder Freitag dieser Woche in Wien über die Bühne gehen.
Teambesitzer Jochen Kiefer wartet seit dem Valencia-GP auf eine Unterschrift, eigentlich sind die Eigentumsverhältnisse nach dem überraschenden Herzinfarkt und dem Tod von Stefan Kiefer (51) seit 16. November geklärt.
Pickworth zögerte aber die Unterschrift mit Jochen Kiefer von Woche zu Woche hinaus.
Deshalb trauten die Beteiligten dem Frieden schon länger nicht. Auch bei KTM hat sich Skepsis breitgemacht, obwohl der Vertrag mit Pickworth heute vor zwei Wochen unterschrieben wurde.
Aber weil die zugesagte Bankgarantie nicht hinterlegt wurde, kündigte KTM heute früh den Vertrag mit Pickworth uns seiner Schweizer Firma CCH Consularis AG in Trübbach (Kanton St. Gallen) auf.
Sandro Cortese, der den Deal mit Pickworth beim Österreich-GP eingefädelt hat, war vor einer Woche noch zuversichtlich. «Es ist alles am Laufen», versicherte der Moto3-Weltmeister von 2012 damals. «In der Woche vor Weihnachten werden wir uns alle das erste Mal in Wien treffen. Auch mein neuer Crew-Chief Pietro Caprara wird dabei sein.»
Doch heute Nachmittag fiel Cortese aus allen Wolken. Der ganze Kiefer-Deal entpuppt sich als Bluff.
«Ich weiß nicht, was Pickworth gemacht hat», grübelte Cortese. «Ich habe das auch erst vor einer Stunde erfahren. Ich kann vorläufig nicht viel dazu sagen. Ich habe gerade mit Domi telefoniert; der ist auch sprachlos, weil ein Plan B existiert auch für ihn nicht. Wir haben uns alle auf David verlassen. Seit er den Vertrag bei KTM unterschrieben hat, schien alles in die richtige Richtung zu laufen.»
Pickworth droht jetzt wegen Vertragsbruchs bei KTM eine Strafe von 100.000 Euro.
«Ich weiß im Moment ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt machen soll», sagt Cortese. «Das Kiefer-Team war meine einzige Hoffnung. Ich war eine Weile lang auch skeptisch. Doch als der KTM-Vertrag unterschrieben wurde, habe ich gedacht, das geht plangemäß weiter. David hat diese Informationen auch an Mike Trimby und Carlos Ezpeleta weitergegeben.»
Carlos Ezpeleta, der Sohn von Carmelo, der sich um die Teams der Klassen Moto3 und Moto2 kümmert, erklärte beim Malaysia-GP, dass das Geld für den Kauf von Kiefer Racing auf einem Treuhandkonto in den Niederlanden deponiert worden sei. Es sollte von russischen Investoren stammen.
Pickworth erklärte vor zwei Wochen, die 2,5 Millionen für den Rennbetrieb sollten grossteils von einem russischen Hauptsponsor kommen, das Team werde im Januar in Wien präsentiert, die ersten Testfahrten sollten in der ersten Februar-Woche in Valencia stattfinden.
Cortese fehlen die Worte. «Ich muss das zuerst einmal sacken lassen und dann schauen, dass ich wieder einen klaren Kopf bekomme.»
Jochen Kiefer verfügt zwar noch über die beiden Moto2-WM-Startplätze. Aber das Geld reicht nicht einmal für einen Fahrer – das wäre Aegerter. Der Schweizer müsste mit seinen Gönnern rund 1 Million Euro auftreiben – aussichtslos. Denn der KTM-Vertrag ist jetzt auch hinfällig. Und Suter Industries will und kann das Kiefer-Team nicht mehr so großzügig finanzieren wir in der Saison 2017.
«Ich bin nicht sicher, wie es weitergeht. Ich werde dich auf dem Laufenden halten», ließ sich David Pickworth heute am Nachmittag entlocken.