Dominique Aegerter: «Bin aus allen Wolken gefallen»
Domi Aegerter
Der Termin für die Sicherstellung der Bankgarantie für das KTM-Moto2-Material ist ergebnislos verstrichen. Deshalb hat KTM den Vertrag für ungültig erklärt.
Nicht nur im Motorsport ist es üblich, dass Motorradhersteller ihre Kunden (und Teams) zwingen, mit einer Bankgarantie ihre Zahlungsverpflichtungen abzusichern – zum Beispiel bei Offerten oder Vertragsunterzeichnungen.
Bei KTM hat Pickworth für die zwei Fahrer am 6. Dezember für 2018 ein Paket mit Rolling Chassis, also mit WP-Suspension, Abgasanlage und Rädern bestellt; der Gesamtbetrag dürfte sich in der Größenordnung von 500.000 Euro bewegt haben.
Aber bisher existiert nicht einmal ein Vertrag mit Teambesitzer Jochen Kiefer für die endgültige Teamübernahme. Auch der sollte jetzt am Freitag in Wien unterzeichnet werden.
«Pickworth wollte die zwei Startplätze, den Teamnamen, die Historie des Teams und den Briefkopf kaufen», erklärte Jochen Kiefer.
Was dieses Paket wert ist, lässt sich schwer schätzen – wir tippen auf rund 500.000 Euro. Dieses Geld sollten laut Pickworth russische Investoren bezahlen.
Momentan gehen alle Beteiligten davon aus, dass die Teamübernahme nicht zustande kommt.
Denn für den laufenden Betrieb müsste Pickworth noch einmal 2 bis 2,5 Millionen Euro aufbringen. Diesen Betrag sollten Sponsoren aufbringen, deren Identität bisher nicht gelüftet wurde.
«Ich habe erst vor zwei Stunden das E-Mail bekommen, in dem es heißt, dass KTM den Vertrag wegen der fehlenden Bankgarantie gekündigt hat», schilderte Aegerter im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich bin unterwegs gewesen und habe inzwischen ein paar Telefonate probiert. Aber ich habe niemanden erreicht. Ich weiß noch nichts Genaues.»
Aegerters Manager Dr. Robert Siegrist betont, er habe immer einen Plan B in der Tasche gehabt. Aber dieser Plan sah vor, die Saison bei Kiefer Racing mit KTM-Maschinen von privaten Gönnern finanzieren zu lassen.
Dazu wären allein für Domi mindestens 1,2 Millionen Euro nötig. Diese Summe lässt sich in dieser kurzen Zeit kaum auftreiben. Anfangs Februar müsste schon getestet werden...
«Über diesen Plan B denken wir schon seit einigen Wochen nach. Ich habe ja Ende November schon gedacht, dass aus dem Deal mit Pickworth nichts wird» gibt Aegerter zu. «Ich dachte, dieser Plan platzt, das ist eine Luftblase. Doch als David vor zwei Wochen den Vertrag mit KTM unterschrieben hat, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Ich meinte, jetzt sei alles unter Dach und Fach. Es wurde dann oft geschrieben, es sei jetzt alles okay. Aber ich hatte meinen Fahrervertrag immer noch nicht. Darum habe ich immer noch auf unser Treffen in Wien morgen und übermorgen gewartet. Als ich heute am Nachmittag das Mail bekommen habe, bin ich aus allen Wolken gefallen.»
Domi Aegerter ahnt, dass sich der Plan B nicht ohne weiteres in die Tat umsetzen lässt. «Eine Million für das Kiefer-Team zu finden ist nicht ganz einfach. Klar, ich habe gesagt, ich verzichte auf meine Fahrergage und opfere mein Erspartes. Robert Siegrist hat angeboten, mit Sponsoren zu verhandeln und ohne Honorar zu arbeiten. Auf diese Weise käme für die Saison 2018 schon einiges rein. Aber das Problem ist die Zeit.»
Denn bei KTM ist die Bestellfrist für die Moto2-Maschinen längst verstrichen. Und jetzt kommen die Weihnachtsferien.
«Bei KTM war der Bau der Bikes für Sandro und mich seit zwei Wochen eingeplant. Aber wir stehen jetzt wieder vor einer völlig anderen Situation. Wir müssen wieder mit Jochen Kiefer verhandeln. Und dann mit Jens Hainbach von KTM schauen, ob sich noch etwas machen lässt», sagt Domi.
Ein Umstieg in eine andere Rennserie wie Superbike-WM kommt für Aegerter, der beim 8h-WM-Lauf in Suzuka mit den 1000-ccm-Maschinen in vier Jahren dreimal auf dem Podest gelandet ist, nicht in Frage. «Nein, sicher nicht. Ich will in der Moto2 bleiben. Mit einem KTM-Chassis.»