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Moto2 mit 6 Herstellern: Endlich echter Wettbewerb?

Kolumne von Sharleena Wirsing
In Katar führten vier Kalex-Piloten das Moto2-Feld an

In Katar führten vier Kalex-Piloten das Moto2-Feld an

In der Saison 2018 treten sechs Chassis-Hersteller in der Moto2-Klasse gegeneinander an. An der Spitze werden jedoch nur Kalex und KTM kämpfen. «Jetzt herrscht echter Wettbewerb», freut sich Christian Korntner von KTM.

In der Moto2-Klasse herrscht 2018 ein Konkurrenzkampf von sechs Chassis-Herstellern: Kalex, KTM, Suter, Tech3, Speed Up und NTS. Eine Vielfalt, wie sie in den letzten Jahren so schmerzlich vermisst wurde. Doch nach dem ersten Saisonrennen 2018 zeichnete sich ein ähnliches Bild wie in den letzten Jahren, denn Kalex dominierte. Francesco Bagnaia aus dem VR46-Team siegte beim Saisonauftakt in Katar vor drei weiteren Kalex-Kollegen. Bester KTM-Pilot war Miguel Oliveira auf Platz 5.

«Wir haben die Lücke zu KTM geschlossen oder sie sogar überholt», stellte Kalex-Ass Francesco Bagnaia bereits vor dem Saisonstart 2018 fest. KTM schaffte es in Katar mit Oliveira und Binder in die Top-6, doch Lowes und Lecuona kamen nicht ins Ziel, Dominique Aegerter erreichte nur Platz 15.

In Katar zeigte sich deutlich: Trotz des Rückschlags beim ersten Grand Prix der Saison wird KTM 2018 der einzige wahre Gegner für den deutschen Chassisbauer Kalex sein.

Ex-Moto2-Europameister Steven Odendaal und Joe Roberts aus dem RW Racing Team schafften es mit Neueinsteiger NTS in Katar nicht einmal in die Punkteränge, Suter musste sich mit den Plätzen 26 und 30 abfinden. Mit Stefano Manzi und Moto2-Europameister Eric Granado aus dem krisengebeutelten Forward-Team gehen auch für die Schweizer nicht gerade die stärksten Fahrer an den Start.

Das neue Moto2-Chassis von NTS erhält jedoch Lob von Kalex-Chef Alex Baumgärtel: «Die Chassis-Qualität sieht gut aus, es ist schön verarbeitet. Ich wünsche ihnen viel Glück. Farbe hilft. Ein bisschen mehr Farbe im Paddock ist eine gute Sache.»

Speed Up tat sich durch die Experimente mit der Suspension von Kayaba (KYB) bei den Tests der Vorsaison keinen Gefallen. Vor dem zweiten IRTA-Test in Jerez setzten sie der Zusammenarbeit ein Ende und treten nun mit Öhlins-Federelementen an. Mit Fabio Quartararo und Ex-Moto3-Weltmeister Danny Kent engagierte Speed Up-Boss Luca Boscoscuro ohne Zweifel zwei sehr talentierte Fahrer, aber es wird wohl einige Rennen dauern, bis sie mit dem neuen Material in Fahrt kommen und zudem Kents neuer Fitnessplan Wirkung zeigt. «Dass hier nun sechs Hersteller antreten, ist fantastisch. Zumindest für mich. Wettbewerb belebt diese Klasse», freut sich Boscoscuro.

Tech3 gelingt es seit Jahren nicht, dauerhaft an die Spitze der Moto2-Klasse vorzudringen, obwohl Xavi Vierge 2017 mit seinem zweiten Platz in Japan für einen Ausreißer nach oben sorgte. Remy Gardner und Rookie Bo Bendsneyder zeigten in Katar mit den Plätzen 12 und 18 solide Leistungen, an der Moto2-Spitze ist 2018 mit den Mistral 610-Bikes mit KYB-Suspension aber nicht zu rechnen.

Ein echtes Kräftemessen an der Moto2-Spitze ist 2018 nur von Kalex und KTM zu erwarten. Obwohl KTM beim Saisonauftakt nicht die gewünschten Ergebnisse einfuhr, ist mit den Österreichern zu rechnen. «Ready to Race» ist für KTM nicht nur ein Werbeslogan, sondern ist in Leib und Seele der Verantwortlichen und der gesamten Rennabteilung übergegangen.

Mit Miguel Oliveira und Brad Binder haben sie zudem zwei der stärksten Moto2-Fahrer in ihren Reihen. Auch Sam Lowes könnte für Highlights sorgen.

«Jetzt herrscht echter Wettbewerb», freute sich Moto3- und Moto2-Projektleiter Christian Korntner vor dem Saisonstart. «Der Erfolg gegen Ende der letzten Saison hat gezeigt, dass wir schon fast dort sind, wo wir hinwollten. Darum liegt die Latte 2018 noch höher. Wir denken natürlich daran, um den Titel zu kämpfen. Darum sind wir hier. Das ist unser Ziel.»

Kalex hat KTM jedoch ebenfalls Top-Piloten wie Francesco Bagnaia, Alex Márquez oder Lorenzo Baldassarri aus starken Teams wie Sky VR46, Marc VDS oder Pons HP40 entgegenzusetzen. Weitere Piloten wie Mattia Pasini, Xavi Vierge und Marcel Schrötter zeigten sich ebenfalls als konkurrenzfähig. Ex-MotoGP-Pilot Héctor Barberá könnte für Top-Resultate sorgen, sobald er seinen Fahrstil noch besser an die Moto2-Klasse angepasst hat. Im Hinblick auf die Anzahl der Fahrer ist Kalex mit 19 überlegen. KTM bringt fünf Piloten an den Start.

Alex Baumgärtel von Kalex freut sich: «Ich glaube, dieser Wettbewerb ist gut für uns. Ich will es nicht Blindflug nennen, aber so etwas hatten wir die letzten drei Jahre nicht. Ohne Konkurrenz fällt dir nicht auf, wo du noch große oder kleine Schwächen hast. Diese hat uns KTM 2017 in den letzten drei Rennen dann aufgezeigt. Man sah, dass uns auf diesen Strecken im letzten Renndrittel etwas fehlte. Das half uns weiter. Es macht mit echter Konkurrenz auch mehr Spaß und sorgt für mehr Adrenalin. Allein durch die Fahrer wird uns 2018 wohl vor allem KTM herausfordern können. Der Pilot ist das Wichtigste in diesem Spiel. In dieser Hinsicht sind KTM und wir sehr gut aufgestellt.»

Um sich unter den 19 Kalex-Piloten im Moto2-Feld einen Vorteil zu verschaffen, versuchen manche Teams mit innovativer Technik zu glänzen. Dabei stach vor allem das SAG-Team heraus. Unter der Bezeichnung ISSR hat SAG-Teambesitzer Edi Perales eine innovative Technik entwickelt, die Chattering verringern soll. Ein mysteriöser Metallzylinder war schon bei den Tests am hinteren Teil der Schwinge von Jules Danilos Kalex zu sehen. Auch sein Teamkollege Isaac Viñales war damit unterwegs.

Es handelt sich wohl um eine Art Schwingungsdämpfer auf Ölbasis. Der Behälter ist also mit Öl und einem frei beweglichen Dämpfungskolben oder mit Gewichten, möglicherweise Kugeln aus Wolfram oder schlicht Stahl, gefüllt, die sich in diesem ölgefüllten Zylinder bewegen. Dieser Schwingungsdämpfer soll Massenträgheit im hochfrequentem Bereich erzeugen und so das lästige Chattering minimieren. Da es keinerlei Zuleitungen elektronischer oder hydraulischer Art gibt, muss man hier von einem rein mechanischen System ausgehen. Daher ist die Wirkungsweise wohl auch sehr eingeschränkt.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, wie hart der Konkurrenzkampf in der Moto2-Klasse ist. Durch starke Neueinsteiger wie KTM 2017 wird er weiter befeuert und liefert die Grundlage für die nervenzerreißenden Rennen, die die Moto2-Fans so lieben.

Für 2019 befindet sich die Moto2-Klasse erneut im Umbruch. Chassis-Hersteller und Teams bereiten sich schon auf den Wechsel von den 600-ccm-Honda-Triebwerken auf die neuen 765-ccm-Dreizylinder-Motoren von Triumph vor. Kalex testete die neue Maschine bereits erfolgreich mit Jesko Raffin in Valencia. 2019 werden also auch bei den Chassis-Herstellern die Karten neu gemischt. Die Vorfreude ist groß. Zudem verleiht das Ende der Honda-Ära dem Moto2-Titelkampf 2018 noch mehr Würze.

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