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Weshalb Kenan Sofuoglu in der Moto2-Klasse versagte

Von Ivo Schützbach
In der Supersport-WM hat der fünffache Weltmeister Kenan Sofuoglu mehr gewonnen als jeder andere. Weshalb er in der Moto2-WM unterging, erzählte der 33-Jährige SPEEDWEEK.com.

In Imola verkündete Kenan Sofuoglu Mitte Mai offiziell seinen Rücktritt, auf ein Abschiedsrennen verzichtete der 33-Jährige, obwohl er sich im Autodromo Enzo e Dino Ferrari als Dritter für die erste Startreihe qualifiziert hatte.

Die Erfolgsbilanz des fünffachen Weltmeisters in der Supersport-Klasse ist einmalig. Von 126 Rennen gewann er 43 und stand in 85 auf dem Podium. Sofuoglu startete in 101 Rennen aus der ersten Reihe, 34 Mal von der Pole-Position. Im Laufe seiner Karriere fuhr der Türke 2110 Rennrunden, davon 715 in Führung liegend.

Sofuoglu führt fast alle Statistiken der Supersport-WM an: Er holte die meisten Titel (5), fuhr die meisten Siege (43) ein und die meisten Hattricks (9). Er eroberte die meisten Podiumsplätze (85), schnellste Rennrunden (30) sowie die meisten Pole-Positions (34). Natürlich sammelte auch niemand mehr WM-Punkte als er (2049).

Seine internationale Karriere begann 2004 im Superstock-1000-Cup, in dem er 17 Rennen fuhr, elfmal auf dem Podium stand, zweimal gewann, vier Pole-Positions holte und zweimal die schnellste Rennrunde fuhr. 2004 wurde er Gesamtdritter, im Jahr darauf hinter Didier van Keymeulen Vizemeister.

2006 stieg Sofuoglu in die Supersport-WM um und wurde auf Anhieb WM-Dritter. Nach dem Titelgewinn im Jahr darauf fuhr er 2008 seine einzige Saison Superbike-WM – und ging komplett unter. In 23 Rennen schaffte er es nur dreimal in die Top-10, Platz 9 in Magny-Cours ist sein bestes Ergebnis.

«Die Ten-Kate-Honda war damals ein Desaster, das wusste jeder», dachte Sofuoglu im Gespräch mit SPEEDWEEK.com an diese Zeit zurück. «Dieses Motorrad hat auch die Karriere von Max Neukirchner zerstört. Das lag nicht am Team, die Honda war damals sehr schlecht. Mit diesem Motorrad kann man in der Superbike-WM nicht gewinnen, Jonathan Rea ist ein gutes Beispiel. Seit er für Kawasaki fährt, gewinnt er alles.»

Nach diesem desaströsen Jahr kehrte Kenan in die Supersport-WM zurück und holte 2009 und 2010 die Gesamtränge 3 und 1.

Empfehlung für die Moto2-WM

Bei zwei Wildcard-Einsätzen in Estoril und Valencia qualifizierte sich Sofuoglu 2010 auf den Rängen 4 und 6, in Estoril holte er für das Team Technomag-CIP Platz 6 und empfahl sich damit für die folgende Saison.

2011 absolvierte der Red-Bull-Athlet seine einzige volle Saison in der Moto2-WM, schaffte es aber nur als Zweiter in Assen aufs Podium und wurde lediglich WM-17.

«Das war eine der Fehlentscheidungen in meiner Karriere», hielt Kenan fest. «Ich hatte damals ein Angebot von Gresini, die mit Toni Elias Weltmeister waren. Als Supersport-Pilot hätte ich die Weltmeister-Maschine fahren können. Ich traf damals aber eine Herzensentscheidung. Das CIP-Team war auf der Suche nach einem Fahrer und ich eroberte bei meinen beiden Wildcard-Einsätzen 2010 sehr gute Resultate. Ich dachte, dass wäre das bessere Team für mich, ich mochte diese Leute. Aber in der Moto2-Klasse haben alle sehr ähnliches Material, da machen Details den Unterschied aus. Ich kam von Ten Kate, einem der besten Teams der Welt. Ich rede vom Team, nicht von der Honda. Dann ging ich zu einem kleinen Moto2-Team. Als keine guten Ergebnisse kamen, wurde meine Motivation immer weniger. Ich war am Boden zerstört und wartete darauf bis mein Vertrag abläuft, damit ich endlich gehen konnte. Dann bekam ich ein Angebot von Kawasaki für die Supersport-WM. Dieses anzunehmen, war die beste Entscheidung meines Lebens. Mit ihnen gewann ich drei WM-Titel, ich schätze sehr, was sie für mich getan haben.»

Dass er sich in der Moto2-WM für das in seinen Augen falsche Team entschied, schreibt Sofuoglu seiner damaligen Unerfahrenheit zu. «Ich hatte keinen Manager oder jemanden, der mir mit gutem Rat zur Seite stand. Niemand hat mir die Richtung gezeigt. Deshalb saß ich in neuen Klassen zur falschen Zeit auf dem falschen Motorrad. Das wird zukünftig mein Job mit den türkischen Nachwuchsfahrern sein. Ich werde Toprak Razgatlioglu und den Öncü-Zwillingen helfen. Ich werde bei einigen MotoGP- und einigen Superbike-Rennen vor Ort sein. Aber nicht bei allen, ich habe auch eine Familie, mit der ich Zeit verbringen möchte. Und ich möchte mein Leben in der Türkei genießen.»

Ziel: Ersten Türken in die MotoGP-Klasse bringen

Dass Kenan der Superport-Klasse immer verbunden blieb, hat historische Gründe. «Als ich vor 20 Jahren in der Türkei anfing, fuhr ich eine 600er», schilderte der Mann aus Adapazari, östlich von Istanbul. «Mein Traum war nie die MotoGP-Klasse, sie war viel zu weit entfernt für mich. Auch die Supersport-WM war weit weg, aber ich wusste, dass ich eine 600er fahren kann. Ich konnte meinen Traum verwirklichen und dadurch Türen öffnen. Jetzt sind die Türen für alle türkischen Talente offen. Jemand wird die Schritte machen, die mir nicht gelungen sind. Ich hoffe, dass Toprak eines Tages Superbike-Weltmeister wird. Den Zwillingen traue ich es zu, dass sie es in die MotoGP-WM schaffen. Schritt für Schritt werden wir die Karriere dieser jungen Fahrer aufbauen.»

Hättest du das Talent gehabt, um in der Moto2- oder MotoGP-WM ein Weltklassefahrer zu werden? «In Moto2 hätte ich es mit einem guten Motorrad schaffen können», ist der fünffache Weltmeister überzeugt. «Ich bin kein großartiges Talent, habe aber immer hart gearbeitet. So hätte ich es auch in Moto2 an die Spitze schaffen können. Um ein MotoGP-Fahrer werden zu können, hätte ich dieses Ziel von jungen Jahren an verfolgen müssen. Ich begann mit dem Rennsport erst mit 17 Jahren, in meinem ersten Profijahr war ich 19 oder 20 Jahre alt. Márquez war im gleichen Alter bereits MotoGP-Weltmeister. In der Superbike- und Moto2-WM hätte ich viel erreichen können, MotoGP ist eine andere Geschichte.»

Sofuoglu ist der einzige Türke, der fix in der Supersport- und Moto2-Weltmeisterschaft startete. Razgatlioglu hat es nach Sofuoglu als zweiter Türke in die Superbike-WM geschafft und ist dort als Gesamt-Achter, aktuell bester Fahrer auf einer Privatmaschine. Die 14-jährigen Öncü-Zwillinge Can und Deniz fahren derzeit im Red Bull Rookies Cup und belegen dort nach zwei von zwölf Läufen die Plätze 2 und 3.

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