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Streckenerkundung: Strenge neue Vorschriften

Von Günther Wiesinger
Marcel Schrötter: Mit dem Rennrad kann er jederzeit jede Piste erkunden

Marcel Schrötter: Mit dem Rennrad kann er jederzeit jede Piste erkunden

Wer eine «track familiarisation» machen, also eine GP-Strecke erkunden will, muss sich an strenge Vorschriften halten.

Manche GP-Fans fragen sich vielleicht, warum der deutsche Moto2-Rookie Lukas Tulovic aus dem Kiefer Racing-Team zu Ostern in Mugello bei seiner privaten «track familiarisation» mit einer Yamaha R1 gefahren ist und in dieser Woche bei der Erkundung des Sachsenrings mit einer Honda CBR 600RR. Er könnte ja mit einer 765er-Dreizylinder-Triumph fahren. Aber das ist erstens in der Serie ein nicht sonderlich sprtliches Naked Bike. Und zweitens muss sich LT#3 an das strenge neue Grand Prix-Reglement in Zusammenhang mit der «track familiarisation» halten.

So waren zum Beispiel Peter und Philipp Öttl im Herbst überzeugt, dass der deutsche Moto2-Rookie aus Ainring im folgenden Dezember und Januar trotz des Testverbots mit einer Moto2-KTM mit Honda-CBR600RR-Einheitsmotor auf allen möglichen Rennstrecken testen kann, um sich an die Moto2-Power zu gewöhnen. Weil dieses Bike nach der WM-Saison 2018 aussortiert und 2019 durch die Maschinen mit den neuen 765-ccm-Dreizylinder-Triebwerken von Triumph ersetzt wurd, sollte dieses Gefährt nicht unter das Testverbot für «track familiarisation» (so wird im Fachjargon das Kennenlernen der Strecken bezeichnet) fallen. Dachte man.

Doch beim Sepang-GP plädierte alle Teams bei einem Meeting der Teamvereinigung IRTA dafür, diese Bikes ins Museum zu stellen oder an CEV-Moto2-Teams zu verkaufen, um das Testverbot zu respektieren und die Teams und Rookies nicht mit verkappten Rennmaschinen den ganzen Winter üben zu lassen.

Moto3-Umsteiger Philipp Öttl musste sich also als KTM-Fahrer eine Yamaha R6 oder eine Honda CBR600RR besorgen, wenn er sich im Winter ans Fahren mit einem hubraumstärken Motorrad gewöhnen wollte – nach sechs Jahren auf der knapp 60 PS starken 250-ccm-Einzylinder-Moto3-KTM. Denn sogar mit der serienmäßigen 765 ccm Triumph Street Triple ist das Fahren während des Testverbots im Dezember und Januar strikt untersagt. Aber da handelt es sich sowieso um ein Naked-Bike, das Supersport-Modell von Triumph ist immer noch die Daytona 675.

«Beim Silverstone-GP 2018 habe ich Technical-Director Danny Aldridge dazu befragt, er hat Tests mit der 2018-Moto2-KTM im Dzember und Januar als reglementskonform bezeichnet. Aber dann wurden die Vorschriften geändert», stellte Peter Öttl fest. «Das war schade, denn wir haben von KTM das Moto2-Testmotorrad von 2018 bekommen, es wurde nach Valencia gebracht. Dort haben wir am 27./28. November mit dem Moto3-Team und Aron Canet zwei Tage lang damit getestet, da hat Philipp mit dieser Moto2-Maschine fahren können. Nachher hätten wir das Motorrad gern bei Julian Miralles in Valencia gelassen – und Philipp wäre ein paarmal im Winter runtergeflogen, um damit zu fahren. Plötzlich durfte er nur im November damit noch testen. Ab 1. Dezember war nur noch das Fahren mit einer 600er Supersport-Maschine erlaubt.»

Diese Vorschrift beeinträchtigte im Winter natürlich auch die anderen Moto2-Rookies wie Bezzecchi, Martin, Di Giannantonio, Bastianini und Tulovic sowie die bisherigen Moto2-WM-Fahrer.

«Wir wollten Philipp schon im Sommer 2018 mit der straßentauglichen Triumph Daytona 675 meines Bruders Hans in Rijeka fahren lassen», erzählte Peter Öttl. «Aber im Reglement steht, dass für so eine ‚track familiarisation’ der Unterschied zum GP-Bike des jeweiligen Fahrers mindestens 100 ccm betragen muss. In der Moto2 wurde in 2018 mit 600 ccm gefahren, also war der Unterschied zur 675er nicht groß genug.»

Diese Vorschriftt mit den 100 ccm Unterschied erlaubt allerdings 2019 allen Moto2-Rennfahrern die Verwendung von 600-ccm-Supersport-Maschinen, da die neuen Dreizylinder-Einheitsmotoren von Triumph 765 ccm aufweisen – also 165 ccm mehr als 600 ccm.

Die jeweilige ««track familiarisation» der Fahrer am Donnerstag vor dem FP1 darf übrigens seit 2018 nur noch zu Fuß oder mit dem Rennrad oder Mountainbike bewältigt werden, wiel es vorher oft zu nicht ungefährlichen Vollgas-Exzessen mit Scootern kam.

Es wurden allerdings bei diesem Anlaß auch schon Räder mit Elektro-Antrieb auf der GP-Piste gesichtet.

Übrigens: In den zwei Wochen vor dem Grand Prix sind alle Probefahrten auf den GP-Pisten untersagt. Toni Elias aus dem Gresini-Team verstieß 2010 in Misano gegen diese Vorschrift. Er durfte dann am ersten Trainingstag beim Misano-GP zur Strafe nicht fahren.

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