Marcel Schrötter: «Will wieder um das Podium fighten»
Ungewöhniche Gesellschaft in Assen: Schrötter (23) vor Di Giannantonio, Nagashima und Manzi
Marcel Schrötter hat in dieser Saison auf der Kalex des Dynavolt Intact-GP Teams bei den ersten acht Rennen bereits drei Pole-Positions und zwei Podestplätze erzielt, aber seitTexas im April nicht mehr. In der WM-Tabelle liegt der 26-jährige Bayer vor dem Heim-GP mit 36 Punkten Rückstand an siebter Position.
Aber der ehrgeizige Bayer aus Pflugdorf ist mit seiner Performance nicht restlos zufrieden. Denn seine Trainingsplatzierungen sind immer noch besser als seine Rennresultate. Bei seinem routinierten Teamkollegen Tom Lüthi sieht es gegenteilig aus. Ausserdem macht ihm der neue breite Hinterreifen schwer zu schaffen.
Marcel, du hast dir im Herbst des Vorjahrs noch vorgenommen, die ersten Rennrunden zu verbessern. Das ist zumindest bei den ersten drei Rennen gut gelungen. Was hast du verändert?
Schwierig zu sagen, woran das liegt. Natürlich versucht man sich zu verbessern, sich bei jedem Mal rausfahren, bei jedem Training und bei jedem Rennen, in jeder Runde arbeitet man an irgendwelchen Punkten. Ich versuche auch relativ viel mental zu arbeiten.
Ich habe eine zuhause eine Mentaltrainerin. Da geht es in erster Linie um Gedankenwege. Wie man eine gewisse Aufgabe angeht. An was man in gewissen Situationen denkt, und so weiter.
Aber es stimmt, ich habe mich am Beginn der Saison in den rennen manchmal gegenüber dem Quali verschlechtert, aber ich bin dreimal von der Pole gestartet und einmal vom zweiten Platz. In solchen Situationen kann man sich schon mal verschlechtern…
Natürlich möchte ich gewinnen. Aber ich habe vor dieser Saison erst ein Podium gehabt, deshalb war es am Jahresanfang wichtig, diese Podiumsplätze heimzubringen und nicht mit Ach und Krach auf Sieg zu fahren.
Aber das Problem ist: Seit Jerez tun wir uns sehr schwer.
Natürlich, ich habe mir den Fuß gebrochen. ich bin in Jerez mit dem gebrochenen Fuß gefahren, in Le Mans mit dem frisch operierten Fuß.
Diese zwei Rennen waren allein durch die Verletzung ziemlich zäh.
Dann kam der Mugello-GP; dort ging es mit dem Fuß schon einiges besser.
Aber seit Jerez gibt es diesen neuen breiteren Hinterreifen, und der macht mir sehr, sehr zu schaffen.
Technical Director Jürgen Lingg sagte in Mugello, ihr seid am Verzweifeln, das gesamte Set-up funktioniert nicht mehr wie vorher.
Genau. Weil das Motorrad wirklich so simpel zu fahren war. Ich konnte eigentlich machen, was ich wollte und war in jeder Situation in der Lage, in die Top-3 zu fahren.
Auf einmal tue ich mir schwer, in die Top-Ten zu kommen und verliere dazu in gewissen Situationen oft das Vertrauen zur Front.
Weil ich Rutscher habe, dir vorher nicht existiert haben. Ich kann nicht mehr so fahren wie vorher.
Und alle diese Probleme rühren nur vom breiteren Hinterreifen her? Wie kann man beim Set-up entgegenwirken?
Ja, er ist nur breiter.
Natürlich kam man versuchen, bei der Abstimmung ein bisschen entgegenzuwirken.
Aber wenn dieser Reifen jetzt beim Bremsen total anschiebt, kann man nicht einfach nur am Set-Up fürs Bremsen arbeiten, sonst funktioniert in den Kurven nichts mehr.
Oder du arbeitest am Set-up und dein Gefühl wird trotzdem nicht besser.
Das Hauptproblem war ein bisschen die Fahrweise, klar, aber in erster Linie das Vertrauen zur Front, das verschwunden ist. Und wenn dir dieses Vertrauen fehlt, kannst du auf diesem Niveau einfach nicht 101 Prozent geben. Du fährst dann einfach nur 95 Prozent. Du versuchst es zwar, du bemühst dich, aber diese 5 Prozent fehlen, also bist du sechs Zehntel zurück. Und wir wissen, wie viele Startpositionen sechs Zehntel ausmachen können.
Das Blöde war, dass seit Jerez alles zusammenkam, der Reifen und mein lädierter Fuß. Ich konnte also bei zwei Rennen nie so pushen, um wirklich an das Maximum zu kommen. In Mugello ging es mit dem Fuß besser, in Mugello war es beim Fahren eigentlich wieder 100 Prozent. Es war kein super Wochenende, aber wir waren im Qualifying nur noch vier Zehntel weg.
Im Rennen in Mugello bin ich wieder mit Brad Binder zusammengekommen. Ich bin dann von Platz 19 auf 6 vorgefahren; natürlich sind einige Fahrer ausgefallen. Aber ich habe einige super Überholmanöver gehabt und bis dahin ein gutes Rennen gezeigt. Auch von den Rundenzeiten her.
In den letzten sieben Runden müssen wir uns noch verbessern.
Vor Assen haben wir den Test in Barcelona gehabt, ich fühlte mich wieder ein bisschen besser auf dem Motorrad, aber die Dutch-TT lief nicht zufriedenstellen. Jetzt werden wir sehen, was uns auf dem Sachsehring gelingt. Das Ziel ist, dass wir wieder nach vorne auf das Podium kommen. In der WM sind wir immer noch in einer guten Position.
Aber wenn wir wirklich um die Weltmeisterschaft kämpfen wollen, wird es Zeit, dass wir wieder um das Podium fighten und mehr Punkte holen.
Moto2-WM-Gesamtstand nach 8 von 19 Rennen
1. Tom Lüthi (Dynavolt Intact GP) - 117 Punkte
2. Alex Márquez (EG 0,0 Marc VDS) - 111
3. Augusto Fernandez (FlexBox HP 40) - 92
4. Jorge Navarro (Beta Tools Speed Up) - 89
5. Lorenzo Baldassarri (Flexbox HP 40) - 88
6. Luca Marini (SKY Racing Team VR46) - 84
7. Marcel Schrötter (Dynavolt Intact GP) - 81
8. Brad Binder (Red Bull KTM Ajo) - 64
9. Enea Bastianini (Italtrans Racing) - 56
10. Remy Gardner ( Onexox TKKR) - 41