Anthony West: In Brasilien stark trotz Geldmangel
Anthony West: Auf der Suche nach Geldgebern
Eigentlich hatte sich Anthony West ja aus dem Motorrad-Rennsport zurückgezogen. Der 37-jährige Australier, der im September 2018 zum wiederholten Mal wegen Dopingvergehens vom Motorrad-Weltverband FIM gesperrt wurde, verabschiedete sich Anfang Juni mit einer Schimpftirade und betonte: «Ich bin durch mit diesem Sport!!! Ihr werdet mich in meinem ganzen Leben nie wieder auf einem Motorrad sehen. Ihr Hunde von der FIM, ihr habt gewonnen.»
Die FIM habe sein Leben zerstört und ihn in eine Depression getrieben, die sogar so weit ging, dass er den Tod herbeisehnte, erklärte «Westy» weiter. Doch der Rücktritt dauerte nicht lange, denn schon an diesem Wochenende gibt er beim vierten Treffen der Brasilianischen Superbike-Meisterschaft in Goiania wieder Gas – und das auf eigene Kosten.
«Leute von der FIM gingen zu Kawasaki Japan und haben dafür gesorgt, dass ich meine Sponsoring-Unterstützung verlor», erzählte der frühere GP-Pilot und 16-fache SBK-WM-Teilnehmer SPEEDWEEK.com, was die letzten Wochen vorging. «Deshalb bezahle ich für dieses Rennen selbst, nur um ihnen ‚fuck you‘ zu sagen. Sie haben versucht mich zu stoppen, seit ich in Brasilien fahre. Sie haben Briefe an mein Team geschrieben und der Meisterschaft gedroht. Aber die Meisterschaft will mich dabei haben.»
Aus gutem Grund, denn West, der in Brasilien mit einer ZX-10RR für das JC Racing Team antritt, beendete die ersten drei Events in Interlagos bei São Paulo er auf den Rängen 1, 3 und 3. In der Gesamtwertung führte er vor dem vierten Kräftemessen mit 57 Punkten vor dem ehemaligen Moto2-Europameister und Moto2-WM-Piloten Eric Granado (53) sowie Ex-GP-Star Alex Barros (49).
Auch auf dem Autódromo Internacional Ayrton Senna in Goiania ist West, der in 238 GP-Einsätzen zwei Mal in Assen im Regen siegte (2003 und 2014), gut unterwegs – obwohl er zum ersten Mal auf diesem Kurs antritt ist. Der zweifache GP-Sieger nutzte zum Auftakt die Gelegenheit, die Streckenführung auf gebrauchten Reifen kennen zu lernen, die ihm die Konkurrenz überlassen hatte.
«Vielen Dank an das andere Team, das mich die gebrauchten Reifen verwenden liess. Es war mein erstes Mal auf dieser Strecke und trotzdem war ich nur 0,5 Sekunden vom Streckenrekord entfernt», erklärte West auf Instagram. Der umstrittene Rennfahrer, der auf Sponsor-Suche ist und aus Kostengründen den gleichen Hinterreifen zum Ende des T3 sowie im T4 und T5 einsetzte. Ganze 41 Runden spulte er auf dem gleichen Gummi ab. Das entspricht beinahe der dreifachen GP-Distanz.
«Es ist grossartig, wieder auf einem Bike zu sein und es macht noch mehr Spass auf einer schnellen Strecke wie dieser hier in Goiania in Brasilien. Mit mehr als 300 km/h auf der langen Geraden unterwegs zu sein, zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Ich werde im Qualifying versuchen, noch schneller zu fahren», versprach der zweifache Supersport-WM-Laufsieger, der Wort hielt: Auf frischen Reifen ging er in die Superpole-Hatz und sicherte sich den zweiten Platz.