MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Stefan Pierer: «Ich möchte auch in der MotoGP siegen»

Von Günther Wiesinger
Stefan Pierer beim Team Speech Freitag 8.45 Uhr in Spielberg

Stefan Pierer beim Team Speech Freitag 8.45 Uhr in Spielberg

KTM hat sich den Rückzug als Chassis-Hersteller in der Moto2-WM nicht leicht gemacht. «Für so ein Projekt brauchst du 10 bis 15 Techniker. Die kann ich in der MotoGP gut brauchen», sagt Firmenchef Stefan Pierer.

Der österreichische KTM-Firmenchef Stefan Pierer macht sich nach dem Rückzug aus der Moto2-WM keine Sorgen, dass er eines Tages keinen Nachwuchs mehr für die beiden MotoGP-Rennställe von KTM findet. «Wir haben mittlerweile in den zwei kleinen WM-Klassen so viele Talente produziert, dass wir schon nimmer wissen, wo wir sie hinstecken sollen. Ich denke nur an Miguel Oliveira und Brad Binder, dazu haben wir Pol Espargaró. Und mit Jorge Martin reift bei Aki Ajo im Moto2-Team der nächste MotoGP-Fahrer heran. Er wird sicher kommen, das ist ein Supertalent, keine Frage», ist Stefan Pierer überzeugt.

«Ich sehe die Aufgabe der Moto2 nicht mehr als das, was wir am Anfang damit geplant hatten», ergänzte Pierer. «In den ersten zwei MotoGP-Jahren 2017 und 2018 hat uns diese Klasse wahnsinnig geholfen. Aber das Problem: Du kriegst keine Techniker in der Dimension, die du für so eine WM-Kategorie wie die Moto2 brauchst. Wenn du so eine Klasse professionell machst, benötigst du dafür zehn bis 15 gute Leute. Die kann ich aber in der MotoGP auch gut brauchen. Dort verlängern wir den Vertrag mit der Dorna bis Ende 2026. Und jetzt haben wir eine große Aufgabe: Ich möchte eigentlich in der MotoGP auch gewinnen.»

Bei Pierer klingt auch Kritik am Moto2-System durch. «Wir hatten für Binder ein neues Fahrgestell, er fuhr Bestzeiten, dann wurde etwas verändert. Aber nicht von unserer Seite… Außerdem: Wenn du neues Material hast, musst du testen können.»

Diese Bemerkungen dürften auf Reifenhersteller Dunlop gemünzt sein, der mitten in der Saison in Jerez einen neuen breiteren Hinterreifen lieferte, der viele Teams und Fahrer aus dem Konzept brachte. Und außerdem dürfen die Chassis-Hersteller 2019 keine Testteams mehr betreiben. Also lässt sich ein technischer Rückstand nicht aufholen.

«Die Moto2 war am Anfang für uns ein wichtiges Element, weil wir vom Stand weg mit Miguel Oliveira und Brad Binder im ersten Jahr 2017 Siege eingefahren sind, wir waren zweimal hintereinander Vizeweltmeister», gibt Pierer zu bedenken. «Das hat uns beim Aufbau des MotoGP-Projekts geholfen. Jetzt müssen wir in der MotoGP den letzten Schritt Richtung Podest tun, dafür brauchen wir unsere ganze Manpower. In der Moto2 können wir nur noch verlieren. Wenn wir siegen, heißt es: ‚Eh klar, das KTM-Werk gegen die kleine Firma Kalex.‘ Verlieren wir, sind wir die Idioten.»

Deshalb äußerte Pierer am Freitagvormittag in Spielberg erstmals die Möglichkeit eines Rückzugs als Moto2-Chassishersteller. Zu diesem Zeitpunkt war aber noch vorgesehen, Ajo Motorsport und Tech3 mit Kalex-Bikes und Red Bull-Sponsorship in die nächstjährige Moto2-WM zu schicken.

Aber dann wurde befürchtet, dass das Tech3-Team keine überragenden Fahrerkandidaten (Bezzecchi stand zur Diskussion) in Aussicht habe und man ohnedies genügend Nachschub für die MotoGP-Teams habe. Also wurde das Moto2-Aufgebot für 2020 auf Red Bull Ajo mit den Piloten Jorge Martin und Iker Lecuona reduziert und Tech3-Teamchef Hervé Poncharal überraschend die teilnahme an der Moto3-WM 2020 schmackhaft gemacht.

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