Domi Aegerter: «Habe 2019 mein Erspartes investiert»
Domi Aegerter
Der Schweizer Moto2-Pilot Dominique Aegerter hat in den letzten Jahren häufig das Team und die Motorradmarke gewechselt. Er siegte 2014 auf dem Sachsenring auf der Suter, steuerte dann zwei Jahre eine Kalex, wechselte 2017 wieder zu Suter, 2018 zu KTM und 2019 zu MV Agusta. Die WM-Endergebnisse änderten sich durch die Team- und Markenwechseln kaum.
Während Aegerter in den Jahren 2011 und 2012 noch als WM-Achter glänzte und dann 2013 und 2014 zweimal als WM-Fünfter, stehen seit 2015 folgende WM-Platzierungen zu Buche: 17., 12., 12., 17. – und aktuell liegt er nach 12 von 19 Rennen bei Forward auf dem 20. WM-Rang. Mit kargen zwölf Punkten.
«Ich bin ein guter Motorradfahrer», ist der 28-jährige Rohrbacher überzeugt, der schon 209 GP-Einsätze absolviert und bisher insgesamt sieben Podestplätze errungen hat. Den letzten übrigens 2015 in Mugello auf der Kalex.
Aegerter musste 2018 bei Kiefer Racing erstmals Geld abliefern, nachdem seine Karriere vorher im Schweizer CGBM-Team durch Unternehmer Olivier Métraux finanziert worden war – mit Firmen wie Technomag und CarXpert.
Seither gilt Aegerter in der Moto2-WM als «Paydriver». Er müsse bei Forward ca. 350.000. Euro im Jahr bezahlen, schilderte Aegerter vor einem Jahr beim Aragón-GP.
Aegerter: «Wir sind in eine blöde Situation gekommen, als Teamchef Stefan Kiefer im Oktober 2017 verstorben ist. Der Investor hat das Team nicht gekauft, und deshalb ist das Team für 2018 ohne Hauptsponsor dagestanden. Wir mussten das Kiefer-Team zur Hälfte selbst finanzieren, damit ich fahren konnte. Ich hatte super Sponsoren, die schon lange hinter mir standen und dazu noch das Crowdfunding, damit wir das Team bezahlen konnten. Auch bei Forward in diesem Jahr müssen wir wieder bezahlen. Ich habe das Glück, dass ich starke Sponsoren im Rücken habe, die mir helfen. Es ist aber nicht mein Ziel, dass ich dafür zahlen muss, damit ich Motorradfahren kann. Normal ist es umgekehrt.»
Ein Einmann-Team in der Moto2-WM kostet ca. 1,2 Millionen Euro. Forward Racing hat nur einen Fixplatz, der zweite ist ein «commercial entry», dadurch gehen dem finanzschwachen Team ca. 230.000 Euro pro Saison verloren.
Aegerter hat zwar einen Vertrag mit Forward für die Saison 2020, aber da er sich außerstande sieht, wieder rund 350.000 Euro («Ich habe kein Geld mehr») abzuliefern, sieht sich sein Manager Oliver Imfeld auch anderweitig um. Auch ein Umstieg in eine andere Meisterschaft wie in die Superbike-WM steht zur Diskussion.
«Das Motorradfahren ist mein Beruf und mein Hobby. Immer wenn ich auf das Motorrad steige, bin ich motiviert und habe Freude am Fahren. Ich sitze oft auf dem Motorrad und trainiere, das ist nicht ganz so einfach in der Schweiz, weil es keine Rennstrecke gibt. Deshalb fahre ich auch Offroad», schildert Aegerter.
Der MV-Agusta-Pilot macht sich ernsthafte Sorgen über die Saison 2020. «Es ist schwierig, da ich 2019 nicht so gute Resultate bringe. Gleichzeitig werde ich immer älter. Die Jungen drücken von unten immer mehr nach. Wir probieren natürlich, mit dem Forward-Team weiter zu machen. Wir sind nebenher noch mit zwei anderen Teams in der Moto2 im Gespräch. Aber es sieht schwierig aus, weil sie ziemlich viel Budget wollen, damit ich dort fahren kann. Wir sind deshalb noch in anderen Kategorien am Schauen. Zum Beispiel in der MotoE, was nicht so mein Metier ist oder Superbike oder Supersport. Wir haben schon ein paar Teams angefragt. Die meisten Plätze sind schon vergeben. Auch dort kommt keiner auf dich zu und sagt: ‚Wir wollen dich und zahlen dir 100.000 oder 200.000.' Es ist nicht so einfach, ein Team zu finden, das dich bezahlt oder bei dem du weißt, das du um Topplatzierungen fahren kannst.»
Ans Aufhören denkt Aegerter trotzdem nicht. «Ich möchte weiter Motorradrennen fahren», betonte der populäre Berner in der Schweizer TV-Sendung «Sportpanorama».
Aegerter: «Mein Ziel ist, damit auch Geld zu verdienen. Ich habe jetzt zwei Jahre lang mein ganzes Sponsorgeld ins Team stecken müssen. Diese Saison habe sogar mein eigenes Geld investiert, ich habe bei Forward das Ersparte abgeliefert. Es ist natürlich nicht einfach, wenn man so viel investiert und dann keine Resultate kommen. Daher ist unser Ziel, ein neues Team zu finden, damit ich wieder Resultate zeigen und mit dem Motorradfahren Geld verdienen kann.»