Jarno Janssen: «Für 2020 hat NTS viel verändert»
Das niederländische Team RW Racing GP mit Bo Bendsneyder und Jesko Raffin ist auch 2020 der einzige Rennstall, der in der Moto2-Klasse mit dem japanischen NTS-Chassis unterwegs ist. «Im November haben wir in Valencia zwei verschiedene Chassis getestet, das waren Prototypen», erzählte Teamchef Jarno Janssen. «Die Fahrer haben dort eine Entscheidung getroffen, in welche Richtung es gehen soll. Die Jungs in Japan haben dann alles analysiert und beim Jerez-Test im Februar sind wir schließlich mit etwas ganz Neuem gekommen.»
«Der große Unterschied liegt in der Steifigkeit. Das Chassis hat sich sehr stark verändert», ergänzte der Niederländer, der aber nicht näher ins Detail gehen wollte. «Wir haben im Vorjahr gesehen, dass wir in den ersten drei Überseerennen stark angefangen haben, aber dann haben wir mit den neuen Reifen doch Probleme bekommen. Das war nicht zu unserem Vorteil.»
Als Kalex-Pilot Lorenzo Baldassarri 2019 drei der ersten vier Grand Prix dominierte, schien die Weltmeisterschaft auch schon entschieden. Dann aber kam alles anders. «Ich glaube, er hatte mit dem neuen Reifen am Anfang auch Probleme. Nach Jerez ging ja plötzlich nichts mehr», meinte Janssen dazu.
NTS bereitete im Vorjahr aber nicht nur der breitere Dunlop-Hinterreifen Kopfzerbrechen. «Wir hatten keine stabile Fahrerpaarung. Nur Bendsneyder ist die ganze Saison über gefahren. Wir haben sehr viel gewechselt – Raffin, Odendaal, Corsi und dann wieder Raffin. Es war schwierig. Am Ende haben die Fahrer aber immer dasselbe Problem erkannt. Das war sehr wichtig für uns. Wir hoffen, dass wir jetzt ein bisschen besser sind», so der RW-Racing-Teammanager.
Worin waren sich alle Fahrer einig? «Das Motorrad hat sich sehr stabil angefühlt, in den schnellen Kurven war es sehr gut. Aber es war schwierig, die Richtungswechsel in den langsameren und engen Kurven vorzunehmen», verriet Janssen.
Alex De Angelis unterstützte die NTS-Truppe 2019 als Riding Coach, hatte er ähnliche Ansichten? «Ja, er ist auch selbst gefahren und hat bestätigt, dass das schwierig war.»
2020 seht ihr euch also auf einem guten Weg? «Wir hoffen es. Natürlich muss es nach vorne gehen», gab sich Janssen vorsichtig optimistisch. «Wir möchten einen Schritt machen. Aber für uns ist es natürlich immer schwierig, denn wir haben nur zwei Motorräder. Wir haben nur zwei Jungs, die uns sagen können, was wir ändern können. Sie haben aber schon eine richtig gute Leistung gebracht und schön gearbeitet. Es hat sich sehr viel verändert am Motorrad – optisch nicht, aber es gab die Veränderungen.»
Nach dem Rückzug von KTM aus der Moto2-Klasse stieg das Aspar Team von Jorge Martinez für die Saison 2020 auf Speed Up um. «Vielleicht bietet sich auch für uns die Möglichkeit, ein zweites Team auszurüsten, das wäre wichtig für uns. Es wird aber noch seine Zeit brauchen», glaubt Janssen. «Denn die Moto2 ist mittlerweile sehr schwierig geworden.»
Bendsneyder bewies sein Talent schon in der Moto3-Klasse (2016 stand er zweimal auf dem Podest) und überzeugte beim Moto2-Saisonauftakt vor einer Woche mit Platz 11. Zum Vergleich: In der gesamten Saison 2019 hatte der inzwischen 21-Jährige gerade einmal sieben WM-Punkte gesammelt.
Raffin, der in Losail im Vorjahr als Ersatzfahrer noch auf Rang 14 gefahren war, startete hingegen nur mit Platz 23 in die neue Saison. 2017 schaffte der Zürcher in Australien aber schon einen vierten Platz und ließ durchblicken, dass mehr in ihm steckt. «Ja, das ist sicher so», weiß auch Janssen. «Jesko ist ein sehr guter Fahrer und auch seine Aussagen sind sehr gut und hilfreich. Und man darf auch nicht vergessen: Es ist erst unsere dritte Saison.»