Intact GP: «Sind in einer privilegierten Situation»
Peter Baumann, Liqui Moly-Marketingdirektor, mit Stefan Keckeisen, Jürgen Lingg und Wolfgang Kuhn
Das deutsche Moto2-Team Liqui Moly Intact GP beschäftigt inklusive Fahrern (Lüthi und Schrötter) 15 Personen. Das veranschlagte Budget für die Saison 2020 lag bei drei Millionen Euro – bevor die Coronavirus-Pandemie auch die Motorrad-WM in eine Zwangspause drängte. Ob und wann die Saison fortgesetzt werden kann, ist unklar.
Die Ungewissheit stellt die GP-Teams vor eine Herausforderung, vor allem aus finanzieller Sicht. «Unser Problem ist im Moment, dass wir nicht wissen, wie es weiter geht, deshalb können wir auch keine Fakten schaffen und sagen, das ist die Situation, so machen wir weiter; das sind die Fixkosten für dieses Jahr, wie teilen wir das auf. Oder wie können uns unsere Sponsoren entgegenkommen oder wie machen wir im nächsten Jahr weiter», zählt Teamprinzipal Jürgen Lingg auf, der das Intact GP Team gemeinsam mit den Teamteilhabern Stefan Keckeisen (Inhaber der Firma Keckeisen Akkumulatoren) und Wolfgang Kuhn (Kuhn Bau AG) betreibt.
«Bei uns ist es so, dass wir mit unseren großen Sponsoren eigentlich immer langfristige Verträge haben. Da müsste eigentlich alles normal weiterlaufen. Das Problem ist, wie wir es in diesem Jahr abwickeln. Wie gesagt, wir haben ja auch laufende Kosten», unterstrich Lingg im Interview mit SPEEDWEEK.com.
Ein langfristiger Vertrag bringt aber nichts, wenn ein Sponsor sagen sollte, dass er nicht mehr zahlt. Dann kannst du klagen und bekommst vielleicht in fünf Jahren recht, das hilft kurzfristig auch nichts.
Ich muss sagen, wir haben gute Sponsoren und ein gutes Verhältnis zu ihnen. Mit den großen Sponsoren haben wir schon gesprochen. Ich glaube, da kommen wir klar.
Wie viele große Sponsoren sind es und wie viele kleine? Von denen gibt es ja eine ganze Reihe?
Das habe ich gar nicht im Kopf. Große Sponsoren sind es vier: Liqui Moly, IntAct, Triathlon, Dynavolt. Die haben uns schon signalisiert, dass sie uns entgegenkommen. Wir können im Moment aber nichts machen, weil wir weder wissen, welche Zuschüsse wir von der IRTA kriegen, noch wie es weiter geht. Deshalb ist es im Moment schwierig.
Wurde von Seiten der Teamvereinigung IRTA nachgefragt, welche finanziellen Zuschüsse ihr euch vorstellt? Oder wartest du einfach auf Informationen?
Mich hat niemand gefragt. Ich habe in der Vorwoche einmal Mike Trimby angerufen und ihm unsere Situation erklärt. Er hat es voll verstanden, er hat unsere Anfrage weitergegeben, aber wie viel wir letztendlich kriegen, wissen wir nicht. Das entscheidet die Dorna.
Wenn man von den Zuschüssen für die MotoGP-Privatteams ausgeht und für die Teams in der Klasse Moto3 ein Jahresbudget (für 2 Fahrer) von 1,2 bis 1,5 Mio Euro zugrunde legt und für die Moto2 von 2 bis 3 Mio, dann werden in der Moto3 ca. 25.000 bis 40.000.- Euro im Monat fällig werden, in der Moto2-Klasse ein monatlicher Betrag in der Höhe von ca. € 40.000.- bis 60.000.-
Ja, das haut schon ungefähr hin.
Bist du aber insofern in einer guten Situation, weil deine zwei Teamteilhaber, Keckeisen und Kuhn, selber Firmen besitzen und nicht wie Gresini und viele andere zu 100 Prozent vom Rennsport abhängig sind?
Ja, mit Sicherheit, wobei mein Ziel natürlich auch ist, dass die Rennfirma Intact GP unabhängig ist. Aber in solchen Fällen ist unsere Situation ein großes Privileg. Das ist ganz klar.