Aki Ajo (Red Bull): Gelungener Coup mit Nagashima
Teamchef Aki Ajo mit Tetsuta Nagashima
Der Finne Aki Ajo hat als Teambesitzer mit Mike di Meglio und Marc Márquez die 125er-WM gewonnen, dann die Moto3 mit Red Bull-KTM 2012 (Sandro Cortese) und 2016 (Brad Binder), dazu errang er 2015 und 2016 den Moto2-WM-Titel mit Johann Zarco und bildete zuletzt drei Jahre lang das Red Bull-KTM-Werksteam mit Fahrern wie Miguel Oliveira, Brad Binder und Jorge Martin. Die Fahrer von Ajo sorgten für 50 Prozent der bisher genau 100 Road Racing-GP-Siege von KTM.
Nach dem Rückzug von KTM als Moto2-Chassis-Hersteller bestreitet Ajo die Moto2-WM mit Kalex. Die Fahrer: Jorge Martin und Tetsuta Nagashima, der am 8. März seinen ersten sensationellen Sieg in Katar feierte. Der Japaner war schon 2016 für Ajo unterwegs – im Junior-Team in der Repsol-CEV-Moto2-Europameisterschaft.
Jetzt erlebt der Finne Aki Ajo im gesetzten Alter von 51 Jahren die größte Krise seiner Motorsport-Laufbahn. «Wir sind in Finnland bisher nicht so stark betroffen wie viele andere Länder in Europa», stellte Ajo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Aber unsere neue Regierungschefin Sanna Mirella Marin und ihre drei gleichaltrigen weiblichen Kabinettsmitglieder erleben wenige Monate nach ihrem Amtsantritt eine riesige Bewährungsprobe.»
Das Ajo-Team ist daran gewöhnt, eine Weltmeisterschaft anzuführen. Wie lange Katar-Sieger Nagashima jetzt Spitzenreiter in der Moto2-Klasse bleibt, ist nicht abzusehen.
Und die Konkurrenz war überrascht, wie rasch sich die Ajo-Techniker vom KTM-Chassis nach drei Jahren wieder an die Kalex-Bikes gewöhnt haben, zumal Ajo jetzt in der Moto2-WM 2020 erstmals mit Suspension-Produkten von Öhlins unterwegs ist. Denn als Johann Zarco im Ajo Motorsport-Team 2015 und 2016 die Moto2-WM gewann, steuerte er eine Kalex – mit WP Suspension.
«Wir sind unvoreingenommen in die neue Saison eingestiegen», sagt Ajo im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Denn natürlich haben wir jetzt ein anderes Chassis-Fabrikat, aber am Motor und an den Reifen hat sich zum Beispiel nichts geändert. Es war auch hilfreich, dass wir in der Vergangenheit bereits mit Kalex zusammengearbeitet haben und die Leute dort gut kennen. Das hat diese Übergangsphase und die Zusammenarbeit erleichtert. Aber natürlich ist die Kalex ein anderes Bike als die KTM, wir haben ein Alu-Chassis nach drei Jahren mit einem Stahlrahmen. Deshalb haben wir bei den Wintertests Erfahrung und viele Daten sammeln müssen.»
Trotzdem ging in Katar das Kalex-Moto2-Debüt von Titelanwärter Jorge Martin gründlich schief. Er zerstörte den Hinterreifen und fiel auf Platz 20 zurück. «Dabei hat er denselben Hinterreifen verwendet wie Nagashima», wundert sich Teamchef Aki Ajo.
Jedes Moto2-Team darf in diesem Jahr sieben private Testtage abwickeln, dazu kommen die sechs IRTA-Testtage in Jerez und Doha, die schon gelaufen sind. Ajo hat im November schon einen Testtag in Valencia erledigt, und zwei in der ersten Februar-Hälfte in Jerez.
Das Team hat also bis zum WM-Finale noch vier private Testtage zur Verfügung. Das Material befindet sich zwar bereits in Spanien.
Aber Pläne für private Tests können vorläufig nicht gemacht werden, solange alle Grenzen geschlossen sind und in Spanien weiter 399 Menschen am Tag an Corona sterben – wie gestern. Ajo Motorsport hat das Teamhauptquartier in der Nähe von Barcelona und würde deshalb bei einem Neustart am liebsten in Spanien testen. Der Skandinavier beschäftigt in seinem Team 31 Personen inklusive der Fahrer. Acht Finnen (darunter Sohn Niklas), 17 Spanier, zwei Italiener, zwei Japaner, einen Franzosen und einen Schweizer.
Kurios: Nagashima kam erst an Bord, weil Johann Zarco bei Red Bull KTM den zweiten Teil seines Zwei-Jahres-Vertrags für 2020 nicht erfüllen wollte. Dadurch musste Ajo seinen Schützling Iker Lecuona ans Tech3-MotoGP-KTM-Team abgeben – und Nagashima im Oktober als Notnagel verpflichten. Der 27-jährige Japaner hatte sich bereits wieder mit SAG geeinigt...
Doch Ajo kann inzwischen mit Nagashima statt Lecuona gut leben. «Natürlich habe ich im ersten Moment gedacht: ‘Schade, ich verliere mit Iker einen guten Moto2-Fahrer.' Aber solche Transfers sind Teil meines Jobs. Wir betreiben die 'Red Bull KTM Ajo Academy', und unsere Aufgabe ist es, vielversprechende Talente für das MotoGP-Werksteam von KTM aufzubauen. Mit Miguel Oliveira und Brad Binder habe ich schon zwei Fahrer in der Königsklasse abgeliefert. Das gehört zur Arbeit meines Teams, das Scouting und die Entwicklung junger Fahrer für Red Bull und KTM in der MotoGP; das ist Teil unseres Tagesgeschäfts. Zum Glück haben wir für Lecuona einen ebenbürtigen Ersatz gefunden. Nagashima hat sich schon 2019 stark verbessert. Tetsuta hat 2019 deutliche Fortschritte gemacht. Wir helfen ihm jetzt, sich weiter zu verbessern.»
WM-Stand Moto2 (nach 1 von 20 Rennen)
1.Nagashima, Kalex, 25 Punkte.
2. Baldassarri, Kalex, 20
3. Bastianini, Kalex, 16.
4. Roberts, Kalex, 13
5. Gardner, Kalex, 11.
6. Navarro, Speed Up, 10.
7. Schrötter, Kalex, 9
8. Canet, Speed Up 8
9. Vierge, Kalex, 7
10. Lüthi, Kalex, Kalex, 6
11. Bendsneyder, NTS, 5
12. Bezzecchi, Kalex, 4
13. Di Giannantonio, Speed Up, 3
14. Dixon, Kalex, 2
15. Manzi, MV Agusta, 1
WM-Stand Moto3 (nach 1 von 20 Rennen)
1. Arenas, KTM, 25 Punkte
2. McPhee, Honda, 20
3. Ogura, Honda, 16
4. Masia, Honda, 13
5. Suzuki, Honda, 11.
6. Rodrigo, Honda, 10
7. Alcoba, Honda, 9
8. Salac, Honda. 8
9. Foggia, Honda, 7
10. Raul Fernandez, KTM, 6
11. Sergio Garcia, Honda, 5
12. Deniz Öncü, KTM, 4
13. Lopez, Husqvarna., 3
14. Toba, KTM, 2
15. Arbolino, Honda, 1