Marcel Schrötter: Superbike? Supersport? Oder Moto2?
Beim Misano-GP vor zwei Wochen bat Michael Kories die Journalisten um Geduld. «Es wird bis zum Superbike-WM-Lauf in Barcelona dauern, bis wir wissen, in welcher Serie und in welchem Team Marcel 2023 fahren wird», stellte der Manager von Moto2-Pilot Marcel Schrötter fest.
Der Liqui-Moly-Intact-Pilot liebäugelt mit einem Aufstieg in die 1000-ccm-Weltmeisterschaft mit den seriennahen Superbikes, kann sich aber auch eine weitere Moto2-Sakson vorstellen, wenn die Voraussetzungen stimmen. Beim deutschen Team aus Memmingen stimmen sie offensichtlich nicht mehr, deshalb wurde in Misano nach sechs Jahren die Trennung per Saisonende verkündet.
Die Möglichkeiten in der Superbike-WM sind jedoch für den Bayern nicht besonders reizvoll. Außer bei MIE Honda und Pedercini Kawasaki sind keine Plätze frei, aber dort kann der Moto2-WM-Achte nur seinen Ruf ruinieren, obwohl Honda-Teamchef Leon Camier bei seinen GP-Besuchen in Spielberg und Misano versprach, das MIE-Honda-Team von Midori Moriwaki werde für 2023 technisch erheblich aufgerüstet.
Michael Kories hört sich deshalb inzwischen auch in der Supersport-WM um. Ab er auch in dieser Rennserie mit der komplizierten Balance-of Performance-Regel (es gibt Bikes mit 600 bis 955 ccm und mit zwei, drei und vier Zylindern) sind die meisten Spitzenteams längst besetzt. Bei Ten-Kate-Yamaha wird Jorge Navarro fahren statt Domi Aegerter, der mit einem Superbike-WM-Vertrag bei GRT-Yamaha rechnet.
Auch bei GMT94 Yamaha und Puccetti Kawasaki wird Schrötter keinen SSP-Platz bekommen.
Von den Ducati-SSP-Teams besteht für Schrötter nur eine Chance bei CM Racing; das ist das Team von Alessio Cavaliere. Crew-Chief ist dort Manuel Cappelletti. Der Österreicher Max Kofler fährt dort die 955-ccm-Panigale-V2.
Diese Mannschaft wollte 2022 mit Randy Krummenacher um den Supersport-WM-Titel fighten, aber der Schweizer hielt das Motorrad in der ersten SSP-Saison für nicht konkurrenzfähig. Inzwischen sind aber Bulega und Cariscasulo mit dem Ducati-Twin Podestkandidaten.
Eventuell könnte Marcel Schrötter in der Supersport-WM bei Dynavolt Triumph oder MV Agusta unterkommen. Ob er sich nach sechs Moto2-Jahren im finanzstarken Liqui-Moly-Team damit einen Gefallen täte, ist fraglich.
Bei der schwierigen Arbeitsplatzsuche könnte der 29-jährige Pflugdorfer, der jetzt in Diessen am Ammersee wohnt, auch in der Moto2-WM noch fündig werden. In der 765-ccm-Dreizylinder-Klasse sucht American Racing (Beaubier geht zurück in die USA) einen Fahrer, und bei RW Racing wurde bisher nur Zonta van den Goorbergh bestätigt. HP-40-Teamchef Sito Pons muss Ersatz für Jorge Navarro finden, aber dort werden Spanier bevorzugt. Und bei Forward MV Agusta und SAG (dort fuhr Schrötter schon 2013) herrscht chronische Geldknappheit. Dort müssen die Fahrer eine saftige Mitgift mitbringen.
«Es ist schwierig, ein vielversprechendes Superbike-Team zu finden», räumte Marcel Schrötter in Aragón ein. «Aber es gibt auch in der Moto2-Klasse einige Möglichkeiten. Mehr kann ich momentan nicht sagen.»
«Wir denken gerade intensiv nach», versicherte Manager Michael Kories gegenüber SPEEDWEEK.com. «American Racing könnte eine Option werden. Wir sind aber noch nicht so weit. Ich bearbeite in erster Linie Superbike und Supersport. Ende September sollten wir uns entscheiden, wie der beste Weg aussieht – auch für die Zukunft.»