MotoGP: Stefan Bradl fährt sein letztes Rennen

Pedro Acosta: Der rasante Aufstieg eines Supertalents

Von Nora Lantschner
Pedro Acosta (Red Bull KTM Ajo) löste Marc Márquez in Sepang als jüngsten Moto2-Champion der Geschichte ab, will aber lieber als «der neue Pedro Acosta» seine eigene Erfolgsgeschichte schreiben – bisher sehr erfolgreich.

Pedro Acosta wurde am 25. Mai 2004 in Mazarrón in der Region Murcia geboren, sein Vater ist ein Fischer – daher kommt auch sein Nickname, der «Hai von Mazarrón». Seinen ersten Titel holte er 2013 auf den Minibikes in Spanien, 2015 gewann er die «Cuna de Campeones» in der Klasse MiniGP 110, 2017 kürte er sich zum spanischen Meister in der PreMoto3-Klasse.

Bemerkenswert für einen Teenager: Sein großes Idol ist Kevin Schwantz, 500-ccm-Weltmeister von 1993. Dabei wurde Acosta erst zehneinhalb Jahre nach dem Titelgewinn der Suzuki-Legende geboren. Dennoch schaute sich Pedro mit seinem Vater immer wieder die Videos aus der Schwantz-Zeit an.

Im MotoGP-Paddock sorgte Acosta selbst spätestens 2020 für Furore, als er die ersten sechs Rennen im Red Bull MotoGP Rookies Cup ausnahmslos gewann und sich überlegen die Gesamtwertung sicherte. 2019 hatte er die «Road to MotoGP»-Nachwuchsserie hinter Carlos Tatay noch als Gesamtzweiter beendet.

Bester WM-Einstand aller Zeiten

2021 erfolgte der Traumstart in seine WM-Karriere: Pedro Acosta ist der erste Fahrer in der GP-Geschichte, der in seinen ersten vier WM-Rennen vier Mal in Serie auf dem Podest stand: Mit einem zweiten Platz und drei Siegen sammelte er zu Beginn seiner Rookie-Saison unglaubliche 95 aus 100 möglichen Punkten!

Seinen ersten GP-Sieg fixierte Acosta beim Doha-GP 2021, dem zweiten Part des Katar-Doppels und seinem erst zweiten WM-Rennen, sogar nach Start aus der Boxengasse. Acosta ist übrigens einer von nur drei Fahrern, die noch vor ihrem 17. Geburtstag drei oder mehr GP-Siege auf dem Konto hatten – neben Marco Melandri (3 Siege) und Maverick Viñales (4 Siege).

Mit seinem sechsten Saisonsieg kürte sich Acosta in Portimão schließlich zum Moto3-Weltmeister 2021. Damit tat es der Ajo-Jungstar Loris Capirossi gleich, der 1990 ebenfalls in seiner Rookie-Saison in der Klasse 125 ccm den Titel holte. Mit 17 Jahren und 166 Tagen war Acosta auch der zweitjüngste Weltmeister der Geschichte, Capirossi war bei seinem ersten Triumph um gerade einmal einen Tag jünger.

Jüngster Moto2-Sieger im Lehrjahr

Dementsprechend groß waren die Erwartungen, als das Supertalent aus dem Red Bull KTM Ajo Team 2022 in die zweithöchste Klasse aufstieg und gleich im ersten offiziellen Wintertest auf der Kalex die Bestzeit fuhr. Danach unterliefen Pedro einige Fehler, beim letztjährigen Italien-GP in Mugello stand er dann aber zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Moto2-Podest – noch dazu gleich als jüngster Sieger der seit 2010 bestehenden Kategorie. Im Alter von 18 Jahren und 4 Tagen löste er in dieser Bestenliste keinen geringeren als Marc Márquez ab.

Nach überstandenem Oberschenkelbruch im Sommer gelangen Acosta 2022 noch zwei weitere GP-Siege in Aragón und Valencia. Damit kürte er sich auch zum «Rookie of The Year». Beim Saisonstart 2023 in Portimão schloss er mit einem Auftaktsieg nahtlos an sein starkes Finish an. Allerdings fand er in Tony Arbolino einen starken Gegner, der zumindest in der ersten Phase der Saison dagegenhielt und die WM-Tabelle bis in den Sommer anführte, auch weil dem Ajo-Hoffnungsträger beim Frankreich-GP ein Rennsturz unterlaufen war.

Vergleichbar mit 2022 war die Situation laut Acosta selbst allerdings nie. «Im Vorjahr habe ich zu Beginn der Saison vielleicht viel daran gedacht, dass ich zeigen müsste, dass ich schnell bin – und deshalb habe ich viele Fehler gemacht. Ich war vielleicht zu jung und wollte etwas Ähnliches wie in der Moto3 zeigen, es war aber nicht der richtige Moment dafür. Ich wollte zu früh zu schnell sein», räumt er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com rückblickend ein.

«Aki Ajo will, dass ich etwas für das Leben lerne»

Trotz seiner erst 19 Jahre wirkt Pedro Acosta merklich gereift. «Ich habe verstanden, dass es manchmal passieren kann, dass du das Ergebnis, das du eigentlich wolltest, nicht erreichst. Wenn du 100 Prozent gegeben hast, kann dir niemand etwas vorwerfen», weiß Acosta heute. «So war es auch in Le Mans: Ich habe gekämpft, um Arbolino einzuholen, und bin gestürzt. Das ist alles, wir schlagen danach einfach ein neues Kapitel auf und schreiben die nächste Geschichte.»

Wichtige Bezugsperson in der Entwicklung des Supertalents war in den vergangenen drei Jahren Weltmeistermacher Aki Ajo: «Ich sage immer: Aki ist einer der wichtigsten Menschen, die in meine Karriere getreten sind. Es geht ihm darum, dass ich etwas für das Leben lerne. Er hat mir auch nach Le Mans gesagt: ‚Es passiert nichts, wenn du manchmal Fehler machst, das sind die Spielregeln des Lebens.‘ Ich arbeite bereits das dritte Jahr mit Aki und dieses Jahr haben wir beschlossen, bei null anzufangen und alle Fehler in eine Box zu verschließen. Es stimmt, dass wir auch in dieser Saison Fehler gemacht haben, wie in Le Mans und Australien. Nicht alles ist einfach, aber das Team hat super-gut gearbeitet.»

Red Bull-KTM-Ajo-Teamchef Aki Ajo lobte seinerseits von Anfang an Pedros «old style»-Verhalten, weil er dem Rennsport alles unterordnet, sehr fokussiert ist, alles Wissen begierig aufsaugt und sich wenig um die sozialen Netzwerke schert. «Er braucht gewisse unwichtige Dinge nicht, um sein Selbstvertrauen zu stärken.»

Das ist angesichts der Erfolgsbilanz des jungen Spaniers auch nicht nötig: Nach sieben Saisonsiegen reichte in Sepang Platz 2 und damit sein total 14. Podestplatz des Jahres (aus 18 Rennen!) zum vorzeitigen Titelgewinn.

Das nächste Kapitel in Pedros Erfolgsgeschichte

Mit 19 Jahren und 171 Tagen kürte sich Acosta am Sonntag in Malaysia zum jüngsten Weltmeister der seit 2010 bestehenden Moto2-Klasse und löste in dieser Statistik einmal mehr Marc Márquez ab. Insgesamt war bei einem Titelgewinn in der zweithöchsten GP-Klasse nur Dani Pedrosa 2004 mit 19 Jahren und 18 Tagen noch jünger als Pedro Acosta.

Längst als «der nächste Marc Márquez» gehandelt zu werden, versucht Pedro auszublenden. «Ich versuche nicht daran zu denken, denn letztendlich bin ich der neue Pedro Acosta, nicht der neue Marc Márquez. Es ist eine andere Ära, mit anderen Bikes, man kann solche Vergleiche nicht ziehen. Es ist schön, neben solchen Namen genannt zu werden, aber jetzt ist nicht der richtige Moment, um darüber nachzudenken. Jetzt geht es einfach darum, es auf dem Motorrad und im Paddock zu genießen und mit den Jungs, die hier arbeiten, Spaß zu haben. Jetzt ist nicht der Moment, um darüber nachzudenken, was ich geleistet habe und was ich noch machen will.»

Sicher ist: Als erst vierter Fahrer des 21. Jahrhunderts wird der «Hai von Mazarrón» als Weltmeister in zwei Klassen in die MotoGP kommen. 2024 gibt er im GASGAS Factory Racing Tech3 Team sein Debüt in der Königsklasse. Zu klären ist noch, ob Acosta einen Weg finden wird, um seinen alten und neuen Teamkollegen Augusto Fernández doch davon zu überzeugen, die gemeinsame Startnummer 37 abzutreten.

Ergebnis Moto2-Rennen, Sepang (12.11.):

1. Aldeguer, Boscoscuro, 17 Rdn in 36:04,378 min
2. Acosta, Kalex, + 7,128 sec
3. Ramirez, Kalex, + 9,558
4. Ogura, Kalex, + 9,992
5. Dixon, Kalex, + 11,652
6. Chantra, Kalex + 13,675
7. Lowes, Kalex, + 15,200
8. Roberts, Kalex, + 18,482
9. Arenas, Kalex, + 20,004
10. Arbolino, Kalex, + 20,990
11. Baltus, Kalex, + 21,570
12. Alcoba, Kalex, + 23,489
13. Escrig, Forward, + 25,791
14. Salac, Kalex, + 29,853
15.
Foggia, Kalex, + 29,923
16. Hada, Kalex, + 32,681
17. Bendsneyder, Kalex, + 33,361
18. Van den Goorbergh, Kalex, + 38,800
19. Kelly, Forward, + 41,799
20. Skinner, Kalex, + 44,758
21. Casadei, Kalex, + 53,217
22. López, Boscoscuro, + 58,554
23. Azman, Kalex, + 1:09,940 min
24. Tulovic, Kalex, + 1:20,633
25. Garcia, Kalex, 1 Runde zurück

Moto2-WM-Stand nach 18 von 20 Rennen:

1. Acosta, 320,5 Punkte (Weltmeister). 2. Arbolino 243,5. 3. Dixon 183. 4. Aldeguer 162. 5. Canet 159. 6. Chantra 153,5. 7. Lopez 127. 8. Gonzalez 122,5. 9. Ogura 119,5. 10. Salac 110. 11. Vietti 106. 12. Lowes 91. 13. Garcia 84. 14. Roberts 80,5. 15. Arenas 79. 16. Baltus 53. 17. Ramirez 49. 18. J. Alcoba 46,5. 19. D. Binder 32. 20. Bendsneyder 30. 21. Foggia 28. 22. Guevara 20. 23. Van den Goorbergh 17. 24. Tulovic 12. 25. Pasini 11. 26. Hada 4,5. 27. Escrig 3. 28. Skinner 2. 29. Kelly 1.

Konstrukteurs-WM:

1. Kalex, 422,5 Punkte (Weltmeister). 2. Boscoscuro 236. 3. Forward 4.

Team-WM:

1. Red Bull KTM Ajo 399,5 Punkte. 2. Elf Marc VDS Racing 334,5. 3. Beta Tools SpeedUp 289. 4. Idemitsu Honda Team Asia 273. 5. Pons Wegow Los40, 243. 6. Inde GASGAS Aspar 203. 7. QJMOTOR Gresini Moto2, 156,5. 8. Correos Prepago Yamaha VR46 Master Camp 122,5. 9. Italtrans Racing 108,5. 10. Fantic Racing 106. 11. Fieten Oli Racing GP 70. 12. Onlyfans American Racing Team 51. 13. Liqui Moly Husqvarna Intact GP Team 35. 14. Pertamina Mandalika SAG Team 34,5. 15. Forward Team 4.

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