Moto 2: Rauswurf und Kündigung

Moto2-Pilot Bo Bendsneyder: Rauswurf und Kündigung

Von Thomas Kuttruf
Das große MotoGP-Fahrerlager hat seinen ersten handfesten Skandal 2024: Minuten vor dem Start des Moto2-Rennens berichtete Bo Bendsneyder vor laufenden TV-Kameras von seinem letzten Rennen für Preicanos Racing.

Der Niederländer Bo Bendsneyder zählt zu den festen Größen im Fahrerlager der Motorrad-Straßenweltmeisterschaft. Seit 2016 ist Bendsyneder Fixtarter. Sein Eintrittsticket löste der Rennfahrer aus Rotterdam in überragender Manier: 2015 gewann Bendsneyder den hochkarätigen Red Bull Rookies Cup. Dass sein Wechsel in die Moto3-WM zu KTM-Ajo kein Flop war, bewiesen zwei Podestplätze im Premierenjahr.

Aufgrund seiner Statur – Bendsnyeder misst deutlich über 1,80 m ­– war ein schneller Wechsel in die Moto2 vorprogrammiert. 2018 gelang der Wechsel. Zunächst in der Struktur von Tech3, dann bei NTS-Racing und seit 2021 für das spanische SAG-Team von Eduardo Perales, bemühte sich der inzwischen 25-Jährige um den Anschluss an die Weltspitze. Außer einem dritten Platz beim US-GP 2023 verlief die Moto2-Karriere ohne Durchbruch.

Am heutigen Renntag in Misano zog Bo Bendsneyder die Reißleine. Nach unhaltbaren Vorgängen in seinem Rennstall sah die #64 keine andere Möglichkeit, als seinen Ausstieg aus dem Team Preicanos Racing zu verkünden. Vor laufenden Fernsehkameras des niederländischen Senders Ziggo Sport reichte Bendsyneder die Kündigung ein. «Ich fahre heute mein letztes Rennen für dieses Team – und vielleicht ist es das letzte Rennen überhaupt.»

Hintergrund: Ausgerechnet zum Heim-GP des Holländers in Assen hatte eine Umwandlung des von Pertamina finanzierten SAG-Team in Preicanos Racing stattgefunden. Perales übergab sein Inventar und alle Verantwortlichkeiten an den spanischen Geschäftsfreund Raul Castaneda.

Castaneda, der mit seiner juristischen Kanzelei, die spezialisiert auf große Rechtsstreits ist, in überschaubarer Zeit zu Wohlstand kam, krempelte in kürzester Zeit einiges um. Die größte Veränderung setzte Castaneda um, in dem er in der laufenden Saison über Wildcard-Einsätze den Spanier Daniel Munoz zu den Stammpiloten Bendsyneder und Masia ins Team holte. Da nur drei Einsätze per Wildcard pro Pilot möglich sind, Castaneda aber unbedingt mit dem Spanier Munoz weitermachen wollte – obwohl Munoz bei seinen Einsätzen den WM-Punkten fernblieb – entschied der neue Boss: Einer der Stammfahrer muss gehen

Wie in einem schlechten Rennsportfilm kam Castaneda mangels eigener Sachkenntnis auf die Idee, das Team per Abstimmung über den ausscheidenden Kandidaten entscheiden zu lassen. Die Preicanos-Mannschaft gehorchte und sprach sich klar für den Verbleib von Bo Bendsneyder aus.

Derweil hatte auch MotoGP-Rechteinhaber Dorna von dem Strukturwandel erfahren und den Hinweis platziert, dass die Entlassung des Moto3-Weltmeisters Jaume Masia in der laufenden Saison nicht erwünscht ist.

Darauf wurde Bo Bendsneyder mitgeteilt, dass er im Team bleiben kann – allerdings nur als Pilot der spanischen Moto2-Serie. Munoz gegen Bendsneyder, so die Kurzversion der neuen Teamstrategie.

Vor den Kopf geschlagen von uferloser Unprofessionalität in einem hochprofessionellen Leistungssport zog der Niederländer die sofortige Konsequenz und reichte von seiner Seite die Kündigung bei Preicanos Racing ein.

In seinem vorerst letzten Moto2-WM-Rennen erreichte ein zutiefst frustrierter Bo Bendsyneder Platz 20. Damit war immer noch bester Vertreter seiner Nation und bester Pilot des Teams. Moto3-Weltmeister Masia erreichte das Ziel auf Position 24.

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