Sandro Cortese: «Wir steigern und verbessern uns»
Mit Platz 11 im zweiten freien Freitag-Training erreichte Moto3-Weltmeister Sandro Cortese (23) sein bisher bestes Ergebnis in der Moto2-Klasse. Insgesamt liegt er jetzt an zwölfter Stelle, Rückstand auf Pol Espargaró nur 1,218 Sekunden. Die Dynavolt Intact GP-Teambesitzer Stefan Keckeisen und Wolfgang Kuhn wirkten zufrieden. «Es ist schön, wenn man sieht, wie es kontinuierlich aufwärts geht», bemerkte Intact-Chef Keckeisen.
Sandro, wie schwierig ist es, wenn du mit der Moto2-Kalex auf eine Strecke kommst, wo du noch nie getestet hast?
Ich war heute überrascht, denn Barcelona war mit der 125er und Moto3 für mich immer schwierig. Ich habe mich da nicht zurechtgefunden. Mit dem grösseren Motorrad ging es viel besser.
Am Jahresanfang habe ich mit der 600er immer bei den Spitzkehren und beim harten Anbremsen Probleme gehabt. Je schneller und flüssiger die Strecke ist, desto leichter fällt mir das Fahren mit der Moto2, desto schneller komme ich damit auf gute Rundenzeiten. Mittlerweise habe ich das Bremsen auch gelernt, wir steigern uns wirklich.
Ich bin mit der Arbeit zufrieden, die ich mit Crew-Chief Jürgen Lingg und mit Graeme Irvine von Öhlins mache. Wir arbeiten ruhig und sachlich, wenn es etwas zu verbessern gibt, wird es erledigt, wenn nicht, dann fährt man einfach und versucht, das Motorrad zu verstehen.
Wir machen keine verrückten Sachen, nur kleine Schritte. Wir haben zum Beispiel analysiert, warum ich in Mugello im Rennen anfangs Zeit verloren habe und dann beim Montag-Test daran gearbeitet. Wir haben jetzt ein positives Set-up gefunden, das mir beim Bremsen wirklich hilft. Es macht momentan einfach Spass, das gelernte umzusetzen.
Wenn du sagst, es wächst das Verständnis für das Motorrad: Wie ist das zu verstehen?
Wir finden erstens rascher ein gutes Set-up. Aussserdem spüre ich inzwischen, wo das Limit für den Vorderreifen und Hinterreifen ist. Wie hart kann ich bremsen, wie hart kann ich Gas geben, wenn das Hinterrad anfängt durchzudrehen, was muss ich machen, wie viel Schräglage kann ich fahren.
Dass das Hinterrad durchdreht, das sind so Sachen, die mit der Moto3 nie passiert sind. Auch das Verständnis dafür, mit dem abbauenden Reifen schnelle Runden zu fahren, wird grösser. Es ist immer schwierig an einem Rennwochenende, man kriegt ja nicht so viele Runden zusammen.
Schon in Mugello habe ich auch viel von den anderen Fahrern abschauen können. Ich drehe normal im Training allein meine Runden. Wenn es passiert, dass mich einer überholt wie heute der Kallio oder der Redding, dann schaue ich mal ein, zwei paar Kurven lang zu schauen, was die machen. Ich versuche dann einfach dranzubleiben.
Was kannst du von Redding noch lernen? Er hat momentan eine Menge Selbstvertrauen?
Ja, man sieht, dass bei ihm das Vertrauen auf mehr als 100 Prozent liegt. Wie er das Motorrad in die Ecken reinschiesst, da sieht man sich wie bei einem Spiegel, so wie ich es im Vorjahr in der Moto3 gemacht habe.
Aber das dauert. Ich ziehe es vor, lieber das Vertrauen Schritt für Schritt aufzubauen. Es bringt nichts, wenn ich einen Gegner im Qualifying verfolge und mich dann auf Startplatz 7 ziehen lasse. Dann freut man sich zwar, aber im Rennen fällt man womöglich zurück.
Kommen jetzt noch Ho-Ruck-Strecken, bei denen du dir Sorgen machst?
Le Mans war eigentlich bisher meine «Angststrecke», aber es ist dann positiv gelaufen, wir haben die ersten Punkte geholt. Jetzt kommen Assen, Sachsenring, Indy und Brünn, diese Pisten liegen mir alle. Eigentlich gibt es keine Piste, die mir nicht gefällt.
Du lernst auch deine Gegner immer besser kennen? Manche sind dir ja noch aus der 125er-Zeit oder aus der Moto3 ein Begriff?
Ja, es gibt im Moment immer neue Gegner, denn ich verbessere mich. In Mugello habe ich gegen Julián Simón gefightet, an so etwas konnte ich bei den ersten Rennen noch gar nicht denken. Auch Elias und Krummi, der ist im Moment oft dort, wo ich auch bin. Ich hoffe, dass ich jetzt noch einen Schritt nach vorne mache. Es ist immer schöner und besser, mit den schnelleren Fahrern zu kämpfen als gegen einen Axel Pons oder De Angelis, denen es egal ist, ob sie beim Überholen gemeinsam mit mir stürzen oder nicht.
Vorne wird mit mehr Kopf gefahren. Deshalb bemühe ich mich, mich im Training zu verbessern. Damit ich im Rennen noch mehr von den Vorderleuten lernen kann.