Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sandro Cortese: «Die Saison war oft frustrierend»

Von Günther Wiesinger
In seiner ersten Moto2-Saison blieb Sandro Cortese als WM-20. hinter den Erwartungen zurück. Doch es gab etliche Lichtblicke. «Ich habe die Hoffnung nie aufgegeben», betont Sandro.

Sandro Cortese (23) ging nach dem Moto3-Titelgewinn von 2012 mit grossen Erwartungen in seine erste Moto2-Saison. Er nahm sich Nico Terol als Vorbild, der seine erste Saison als Gesamtelfter abgeschlossen und sein beim Finale mit Platz und einem ersten Podestplatz gekrönt hat.

Auch Cortese nahm sich vor, in der zweiten Saisonhälfte «ein paar Highlights» zu setzen, das sollten vorzugsweise Top-3-Ränge sein.
Auch Fahrer wie Tom Lüthi setzte er sich als Messlatte.

Doch bei 17 Rennen gelang nur ein Top-Ten-Rang (Platz 10 in Aragón), der 20. Gesamtrang wird als Enttäuschung eingestuft.

Sandro, wenn dir jemand vor einem Jahr den 20. WM-Rang vorausgesagt hätte, wärst du sicher nicht einverstanden gewesen?

Ich habe genau gewusst, was auf mich zukommt. Und ich war bis Brünn auf einem guten Weg. Das Rennen dort hat es gezeigt. Die Handverletzung hat mich extrem nach hinten geworfen. Es war die Gashand...
Gerade in der Moto2 braucht man extrem viel Kraft. In der Moto3 wäre so ein Handbruch nicht so schlimm gewesen.
Wenn man das Motorrad dann eh das Motorrad noch nicht so fahren lässt, wie man es eigentlich sollte...

Du warst im Brünn-Qualifying Fünfter. Aber du hast bis dahin nur sieben Punkte eingesammelt. Du hattest schon fünf Nuller?

Ja, in Brünn habe ich um Platz 10 gekämpft. Ich war bis dahin noch nie so gut unterwegs. In Phillip Island und Motegi sind noch unglückliche Sachen bei der Technik bei Elektronik und Schaltautomat passiert. Aber das gehört dazu. Ich war dort wieder an der Spitzengruppe dran!
Zur Gesamtplatzierung: Es gibt nichts Schlimmeres für einen Fahrer, als sich so weit hinten anzustellen, noch dazu nach der vorigen Saison.
Aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben. Klar, es war sehr frustrierend für alle.

Was war in Australien und Japan genau los?

Wir haben in Australien den Motor gewechselt. Was dort genau passiert ist, kann ich nicht sagen – es war die Elektronik. In Motegi war ich gut unterwegs. Dann bin ich durchgereicht worden, als das Problem mit dem Schaltautomat aufgetreten ist.
Die Saison hat von den Ergebnissen nicht widergespiegelt, wie stark wir uns gesteigert haben. Die Saison war mit viel Pech verbunden.
Ich bin trotzdem überzeugt, dass wir uns sehr gesteigert haben. Ich habe es einfach in den Rennen nicht so zeigen können wie teilweise in den Qualifyings.

Malaysia war eine Enttäuschung. Cheftechniker Jürgen Lingg sprach dort sogar von Arbeitsverweigerung.

Ich muss da ganz ehrlich sein. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich bin beim ersten Rennen fast in den Sturz verwickelt worden. Diese Vorkommnisse haben mich stark mitgenommen... Ich wusste, wenn ich da reingefahren wäre... Ich habe ja beim Replay gesehen, was da alles passiert ist.
Ich war dann beim Re-start nicht so fokussiert wie üblich. Ich bin wie mit Handbremse gefahren. Ich habe dem Jürgen gesagt, ich habe alles versucht, aber es ging nicht. Ich war blockiert.
Ich habe in diesem Jahr alles miterlebt, was man miterleben kann.
Aber gerade beim letzten Test in Almeria haben wir gezeigt, dass wir alle an einem Strang ziehen.
Die Saison 2013 war für mich, für den Jürgen und für das Team oft sehr frustrierend. Wir müssen das akzeptieren. Es gibt jeder das Maximum, jeder will den Erfolg. Man geht ja nicht auf die Strecke und sagt: Mal gucken, was rauskommt.
Es sind Dinge passiert, auch Fehler von mir, die wir so nicht erwartet haben. Deshalb wurden wir mehrmals zurückgeworfen.

Du hast lange gesagt, du hast noch die letzte Saison im Kopf programmiert, wo du mit der Werks-KTM in den ersten Runden abwartend fahren konntest. So hast du in diesem Jahr nach guten Startplätzen in den ersten Runden mehrmals fünf oder zehn Plätze verloren. Inzwischen ist vorne der Zug abgefahren.

Ich denke, das habe ich in der zweiten Saisonhälfte abgelegt. Klar, ich habe nie nach dem Start zehn Plätze gutgemacht. Aber ich habe die Positionen gehalten, die ich bei den letzten drei, vier Rennen im Qualifying eingefahren habe. Vielleicht war ich dann im Rennen ein, zwei Plätze dahinter.

Aber das viel rauere Klima in der Moto2 hat dich anfangs ziemlich eingeschüchtert. In diesem Punkt hast du nicht gewusst, was auf dich zukommt. Nach dem Auftaktrennen in Doha warst du regelrecht erschüttert.

Es stimmt schon, dass ich mich in solchen Phasen schwerer tue als manch anderer Pilot, der vielleicht nicht so viel denkt. Ich gehe da vielleicht oft mit zuviel Kopf an die Sache.

Du warst manchmal in den ersten Runden in Gesellschaft von Corsi, der wurde dann Sechster, du 13. Dieses Draufgängertum geht vielfach gut. Bei Maverick Viñales auch. Es ist «part of the game».

Ja, es geht gut. Aber... Das sind halt vielleicht die Dinge, die die Unterschiede zwischen einem Spanier und einem Deutschen ausmachen. Speziell bei mir vielleicht.
Ich versuche vielleicht, das Ganze zu analytisch zu betrachten.
Aber ich bin auf einem guten Weg.
Wenn es einmal geklappt hat und ich weiss, wie es geht, dann klappt es auch beim nächsten Mal.

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