Miodrag Kotur (Leopard): «Wollen nicht anmaßend sein»
«Wir sind nicht anmaßend: Unser Ziel ist der Kampf um den Sieg in der Moto3-Weltmeisterschaft und ein Platz in den Top-5 der Moto2-Klasse. Wir sind uns bewusst, dass auch die gegnerischen Teams exzellente Fahrer haben, die wir sehr respektieren.» Miodrag Kotur, Chief Operating Officer von Leopard Racing, ist ein Franzose mit serbischen Wurzeln. «Ich zog mit sechs Jahren nach Paris und wuchs dort auf.»
Kotur spricht fließend italienisch, da er 15 Jahre bei Ferrari verbrachte, die meiste Zeit an der Seite von Jean Todt: «Von ihm habe ich eine sehr wichtige Regel gelernt: Du musst Fahrer knuddeln. Nimm ihnen jegliche Bedenken und lass ihnen nur eine Sache, über die sie sich Gedanken machen: Racing. Und Siege. Das war wichtig, als wir Danny Kent halfen, die schwierigen Momente seiner Karriere zu vergessen und den Titel zu erobern.»
Bei Leopard Racing ist Miodrag als «Chief Operations Officer» tätig. Die Italiener im Team nennen ihn Mio.
Herr Kotur, als Sie das Team auf der Bühne präsentierten, erklärten Sie, dass die Entscheidung des Teams, nun auch in der Moto2-Klasse anzutreten, Mitte 2015 fiel. Sie haben die damit verbundene Arbeit heruntergespielt. Diese Entscheidung muss schon früher gefallen sein, wenn man die Folgen einer solchen bedenkt.
Das ist korrekt. Wir haben diese Entscheidung schon sehr früh getroffen, aber ich habe nicht gelogen. Erst Mitte der Saison 2015 erkannten wir, dass der richtige Moment gekommen war und wir eine echte Chance haben.
Leopard Racing tritt in der Junioren-WM, der Moto3- und Moto2-WM an und verpflichtete einige der besten Fahrer. Eine große Investition.
Ja, größer als der Durchschnitt.
Für 2016 kam in der Moto3-WM der Wechsel von Honda zu KTM. Ein großer Schritt und auch ein unerwarteter, wenn man bedenkt, dass mit Honda der Titel gewonnen wurde.
Bitte, bedenke auch, dass sie – mit uns – den Titel gewonnen haben.
Richtig. Ihr habt ihn mit Honda gewonnen, sie haben ihn mit euch gewonnen. Also warum der Wechsel?
KTM scheint besser zu unserem Programm zu passen.
KTM könnte bald in die Moto2-Weltmeisterschaft kommen und bereitet bereits den MotoGP-Einstieg vor. Ihr habt das Budget, das Engagement und plant eure Schritt genau. Eure Programme, die laut Ihrer Aussage, besser zu KTM passen, sehen auch eine Partnerschaft in der mittleren Klasse vor? Und vielleicht den Schritt in die Königsklasse?
Wow. Naja, im Fall der Moto2 würden wir gerne mit KTM darüber sprechen. Sicher. Wir wissen, dass sie eng mit Red Bull verbunden sind, aber diese Marke steht nicht mit unserer in Konflikt. Zudem sind war davon überzeugt, dass ihr Einstieg dafür sorgen könnte, dass diese Klasse aus dem Schatten tritt, in dem sie, meiner Meinung nach unverdient, derzeit gefangen ist. Es ist möglich, dass KTMs Entscheidung auch anderen Herstellern die Möglichkeit eröffnet, denselben Weg zu gehen und sich in dieser Kategorie zu engagieren. Was die MotoGP-Klasse betrifft... Lass uns dieses Jahr überstehen, unser Potenzial prüfen und die zukünftigen Regeln betrachten. Ein erster Schritt könnte es sein, als Sponsor in die größte Klasse zu kommen. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein – allein schon bei den Gedanken an so eine Handlung, die so groß und anspruchsvoll wäre. Und wie ich schon sagte: Wir wollen nicht anmaßend sein.
Leopard engagierte erstklassige Fahrer. Quartararo zu überzeugen, den neuen Stern am Honda-Firmament, das Team zu wechseln und auf KTM umzusteigen, kann ebenfalls kaum in nur wenigen Monaten passiert sein.
Unser erster Versuch bei Fabio geschah schon 2014, aber zu dieser Zeit konnten wir ihm noch nicht die Garantien geben, die er wollte. Jeder talentierte Fahrer ist vor allem anderen daran interessiert, eine siegfähige Maschine zu haben. Das technische Angebot ist immer der Schlüsselfaktor. Wir sprachen 2014 auch bereits mit Oliveira.
Ihr habt nun fünf Fahrer in der Weltmeisterschaft: einen Briten, einen Franzosen, einen Spanier, einen Portugiesen und einen Italiener. Eine Art Europäische Union.
Das hat Marketing-Gründe. Leopard wurde als Getränk in Luxemburg eingeführt. Nun folgen die Länder, aus denen unsere Fahrer stammen.