Fausto Gresini: «Sieg entfesselt wahres Potenzial»
Für das Team von Fausto Gresini gehen 2017 in der Moto3-Klasse Fabio Di Giannantonio und Jorge Martin an den Start. Martin mischte im Kampf um die WM-Spitze mit, doch ein Bruch des rechten Fersenbeins zwang ihn zu einer Verletzungspause. Er liegt nun auf dem vierten WM-Rang – mit 76 Punkten Rückstand. Sein Del Conca-Gresini-Teamkollege Fabio Di Giannantonio liegt nur vier Punkte hinter ihm. Gemeinsam erzielten sie 2017 bereits sieben Podestplätze. Ein Sieg blieb jedoch aus.
Fausto, wie bewertest du die erste Saisonhälfte deines Moto3-Teams?
Wir erlebten einen positiven Start in die Saison mit Podestplätzen für beide Fahrer und Pole-Positions. Obwohl wir nicht siegen konnten, war die erste Saisonhälfte gut. Trotzdem hätte es noch besser laufen können, denn fünf der Top-7 haben ein Rennen gewonnen. Die zwei, denen es nicht gelang, waren unsere Fahrer, obwohl sie an fast jedem Sonntag vorne dabei waren. Beide Fahrer sind stark, aber ein Sieg kann ihr wahres Potenzial entfesseln. Wir haben nun die Struktur, um Fahrer bis ganz nach oben in die MotoGP-Klasse zu betreuen. Auf diesem Weg ist die Moto3-Klasse sehr wichtig. Es ist auch meine Klasse.
Was fehlt Fabio Di Giannantonio noch, um ein Siegfahrer zu werden?
Es sieht vielleicht so aus, als wäre er schon ein Veteran, aber es ist erst sein zweites WM-Jahr. Ich muss lachen, wenn ich darüber nachdenke. Meiner Meinung nach ist dieses Jahr schwieriger als seine Rookie-Saison, denn er hat schon 2016 sehr gute Leistungen gezeigt. Nun fehlt ihm aber noch etwas Entschlossenheit in den freien Trainings und ein bisschen Geschick im Rennen. Wir werden aber in der Zukunft noch viel von ihm hören. Er ist lustig, nett und ehrlich mit sich selbst und anderen.
Martin, der von Mahindra in dein Team und auf Honda wechselte, war eine angenehme Überraschung oder eine Bestätigung der guten Fahrerwahl für dieses Jahr?
Als unsere Partnerschaft mit Enea [Bastianini] endete, war es mein Ziel, wieder einen schnellen Fahrer neben Diggia zu platzieren. Es war eine einfache Entscheidung für mich, denn ich hatte schon ein Auge auf Martin geworfen. Es fehlte ihm nur noch, konstant an der Spitze mitzuhalten und ein Gefühl dafür aufzubauen. Ihn in die Hände von Crew-Chief Massimo Capanna zu geben, half ihm dabei, schneller zu wachsen. Die Resultate sind für jeden sichtbar.
Mit ein bisschen mehr Glück hätten Martin und «Diggia» um den Titel kämpfen können. Martins Rückstand liegt neun Rennen vor dem Saisonende aber bei 76 Punkten.
Ich denke, dass bei so vielen Rennen noch Zeit ist. Wir haben in vielen Jahren miterlebt, wie sich die Situation schnell verändern kann. Wir müssen versuchen, jeden Sonntag zu gewinnen. Jeden Sonntag sollten wir Spaß haben und nicht an den Titel denken. Mit der WM-Führung geht auch Druck einher. Wir müssen da sein, wenn etwas passiert. Natürlich hat Jorges Verletzung einiges verändert, aber wir hoffen, dass er so schnell wie möglich wieder völlig fit ist.
Martin und «Diggia» sind zwei sehr unterschiedliche Fahrer, was den Körper und den Fahrstil betrifft. Wenn du von jedem die beste Qualität auswählen müsstest, welche wäre es?
Von Fabio würde ich die Entschlossenheit während der Rennen wählen. An der Spitze schreckt er vor nichts zurück, macht wenig Fehler und teilt sich die Rennen gut ein. Über eine einzelne Runde ist Martin einfach nicht aufzuhalten. Das ist eine große Stärke von ihm, dass es so aggressiv ist. Er zwingt das Bike durch die Kurven, was schön anzusehen ist. Wenn er das auch während der Rennen schafft, dann befindet er sich auf einem anderen Planeten.