WM-Leader Albert Arenas (KTM): Mentale «Superkräfte»
Zwei Wochen nach der Verletzung fuhr Albert Arenas mit Superman-Helm zum Spielberg-Sieg
Nach sechs Rennen steht Albert Arenas bei drei Saisonsiegen, damit erarbeitete er sich in der sonst so unberechenbaren Moto3-Klasse einen beachtlichen Vorsprung von 25 Punkten auf den ersten Verfolger, Ai Ogura. John McPhee und Celestino Vietti folgen auf den WM-Rängen 3 und 4 mit 39 bzw. 40 Zählern Rückstand.
«Ich fühle mich großartig und bin sehr zufrieden mit der Arbeit, die wir bisher geleistet haben», fasste der KTM-Pilot aus dem Aspar Team zusammen. «Wenn wir eine Bilanz des ersten Abschnitts dieser merkwürdigen Saison ziehen, dann sehen wir, dass wir in Katar mit einem Sieg begonnen haben und dann – viele Monate später – in Jerez auf demselben Level wieder angefangen haben. Das war unglaublich. Dann kamen der Crash und die Verletzung, aber in Brünn und Österreich konnten wir mit noch mehr Kraft und Energie zurückschlagen. Zu sehen, dass wir weiter für unser Ziel arbeiten konnten, war ein gutes Gefühl.»
Zur Erinnerung: Im Andalusien-GP war Arenas im Kampf um einen weiteren Spitzenplatz heftig gestürzt und daraufhin humpelnd in das Medical Center gebracht worden. Ein Bruch im linken Fuß wurde zwar ausgeschlossen, der schwer verstauchte und stark geschwollene Knöchel bereitete dem 23-jährigen Spanier aber Probleme. Trotzdem stand er nur zwei Wochen später in Brünn wieder auf dem Podest und feierte anschließend auf dem Red Bull Ring beim ersten von zwei Grand Prix gleich wieder einen Sieg.
In diesem Jahr sehen wir einen gereiften Albert Arenas, der die Rennen besser kontrolliert und an einem Tag, an dem er nicht gewinnt, immer noch Fünfter wird – wie zuletzt beim Steiermark-GP. Was hat sich verändert? Wo hast du dich verbessert?
Albert Arenas: In diesem Jahr war mein Ziel und das des Teams, konstant zu sein. Ich habe im Winter daran gearbeitet: Ich bin viele Runden am Limit gefahren, um mich dabei wohl zu fühlen und es auch im Rennen umsetzen zu können. Es ist aber alles andere als einfach, denn die Moto3-Rennen sind sehr umkämpft – mit Überholmanövern am Limit. Dazu wird fast das ganze Rennen über auf der Bremse attackiert, als wäre es schon die letzte Runde. Es ist sehr schwierig, das zu managen. Aber es hilft, im freien Training und am Set-up zu arbeiten. Ich glaube, darin liegt die größte Verbesserung – und auch darin zu wissen, wann man riskieren kann und wann eben nicht.
Wie gehst du ein Moto3-Rennen an, wenn oft 23 Fahrer in einer Gruppe kämpfen?
Wir sehen es an jedem Wochenende, in der Moto3 ist es sehr schwierig, etwas zu managen, weil es so große Gruppen sind und so aggressiv überholt wird. Ich könnte nicht sagen, so macht man den Unterschied – jeder arbeitet daran und jeder verfolgt seinen eigenen Weg.
Du musst versuchen zu verstehen, wann du Risiko eingehen kannst und wann nicht. Das ist das Schwierige. Ich arbeite daran, im Training, um das Limit so schnell wie möglich zu finden, das Maximum in jedem Rennen herauszuholen und gute Ergebnisse einzufahren.
Im Andalusien-GP schien deine erfolgreiche Serie beendet, aber du hast dich in Brünn und Spielberg stark zurückgemeldet. Was kannst du uns zu diesen Wochen sagen? Hat sich der verletzte Knöchel auf deine Vorbereitung ausgewirkt?
Eine solche Serie zu haben kann dein Freund oder dein Feind sein, denn wenn sie reißt, kannst du vielleicht nicht mehr auf dasselbe Level kommen, wenn du besessen von der Vorstellung bist, dass es alles Teil einer «Glückssträhne» war. Ich gehe jedes Rennen unabhängig von den anderen an. Ich konzentriere mich darauf, bei jedem Grand Prix mein Bestes zu geben – ohne an irgendeine Serie zu denken.
Nach der Verletzung habe ich aber zehn Tage lang gelitten, es waren zehn Tage voller Schmerzen. Ich habe versucht, mich vor dem Grand Prix an jeden dieser schmerzvollen Moment zu erinnern und es auf der Strecke umzuwandeln, damit es das Ganze auch wert gewesen ist.
Klar, die Vorbereitung hat sich verändert und ist immer noch nicht wieder dieselbe. Ich musste meine Routine umstellen: In Brünn und Österreich musste ich die Streckenbegehung auslassen, ich konnte nicht aufs Rennrad, ich musste mich einfach anpassen. Das war eines meiner großen Ziele für diese Saison: Sich an jede Situation anzupassen und zu versuchen, flexibel zu sein.
Moto3-WM-Stand nach 6 von 15 Rennen: 1. Arenas, 106 Punkte. 2. Ogura, 81. 3. McPhee, 67. 4. Vietti, 66. 5. Arbolino, 60. 6. Suzuki, 59. 7. Raul Fernandez, 51. 8. Rodrigo, 48. 9. Masia, 41. 10. Foggia, 37. 11. Darryn Binder, 37. 12. Alcoba, 30. 13. Migno, 22. 14. Antonelli, 21. 15. Nepa, 20.
Konstrukteurs-WM: 1. KTM, 136 Punkte. 2. Honda, 130. 3. Husqvarna 17.