Ein Muskel im Gesicht von Ana Carrasco zuckt rhythmisch. Vielleicht ist sie nervös, und sie hätte allen Grund dazu. Sie ist vor wenigen Augenblicken mit ihrer KTM gestürzt, sie war auf dem besten Weg zu den ersten WM-Punkten der Karriere. "Nervös? Nein, überhaupt nicht", erklärte Ana Carrasco. "Dieses Zucklen in der Nähe des Ohres habe ich öfters." Miguel, ihre Helm-Service-Mann, schaut ihren Kopfschutz an. Er ist übel zugerichtet, aber er hat gute Dienste geleistet. War das der schlimmste Crash in dieser Saison, Ana? "Es war der erste Crash in dieser Saison, und ja, es war kein harmloser Sturz. Das Motorrad vor mir ist plötzlich stehen geblieben, der Motor schien abgestorben zu sein, ich konnte den Aufprall nicht verhindern. So was passiert... Ein Rennunfall." Es war Florian Alts Kalex-KTM, die vor der Spanierin plötzlich verlangsamte, Carrasco knallte dem Red-Bull-Rookies-Cupsieger von 2012 ins Heck. Wir fragen lieber nicht, ob sie Angst verspürt habe. So eine Frage stellt man ja auch einem männlichen Rennfahrer nicht. Und wir wollen Ana nicht verärgern. Aber die Calvo-Teamkollegin von Maverick Viñales hat sich bereits einen Namen in der Szene gemacht. Viele Fans wollen ein Foto mit der tapferen Moto3-Fahrerin haben. Sie lächelt freundlich in jede Kamera. Der Muskel zuckt noch immer, ihr Kopf ist nicht bei der Sache. Sie wird diese Punkte ein anderes Mal einsammeln. Früher oder später. Vielleicht sogar schon sehr bald.