KTM: Gut gerüstet für den Fight gegen Honda
KTM hat mit Jack Miller den Moto3-Saisonauftakt in Katar gewonnen und dem Erzrivalen Honda gezeigt, dass der dritte Titelgewinn hintereinander (nach Sandro Cortese und Maverick Viñales) das erklärte Ziel der Oberösterreicher ist.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Sebastian Risse unterhalten. Er ist Leiter der Test und Entwicklungsabteilung.
Sebastian, in der Saison 2014 dürfen nur noch sechs 250-ccm-Einzylinder-Motoren pro Fahrer und Saison verwendet werden. Gab es schon 2013 irgendeinen Fahrer, der mit sechs oder sieben statt der damals erlaubten acht KTM-Triebwerke durch das Jahr gekommen ist?
Wir haben die Laufzeit bereits innerhalb des vergangenen Jahres verbessert. Es gab dazu keine wirklichen technischen Änderungen, aber wir haben eine verbesserte Qualität bei einigen Oberflächen-Bauteilen erreicht. Das ist sich ganz gut ausgegangen.
Wenn wir Anfang des Jahres 2013 schon jene Motoren gehabt hätten, die wir dann Ende des Jahres eingesetzt haben, wären wir mit fünf Motoren über die Runden gekommen.
Wir mussten also für die Saison 2014 nicht mehr grossartig etwas ändern.
Honda hat bei den 2014-Motoren die Bohrung nach dem KTM-Muster auf 81 mm erhöht. Vorher hatten sie zwei Jahre lang 78 mm. Ihr habt bei den M32-Motoren konzeptionell für 2014 nichts ändern müssen? Ihr habt 2012 schon mit 81 mm Bohrung begonnen.
Ja, in unserem Fall liess sich die Laufzeit ohne grossen Aufwand verbessern. Es kommt halt darauf an, wo man konstruktiv steht. Wenn es eine konstruktive Schwachstelle gegeben hätte, hätten wir sicherlich nicht eine Laufzeit von 2000 km erreichen können.
Wie haben sich bei KTM die Laufzeiten vom Frühjahr zum Herbst 2013 unterschieden?
Es waren zu Saisonbeginn 1500 km pro Motor, am Schluss 2000.
Gab es Fahrer, die 2013 keinen siebten oder achten Motor eingesetzt haben?
Ja, aber wenn man die Motoren zur Verfügung, gekauft und bezahlt hat, ist es für die Teams natürlich auch reizvoll, sie einzusetzen. So gesehen haben am Schluss noch alle Teams den letzten Motor angefahren. Sie hätten es aber absolut nicht machen müssen.
Wir haben bei 2000 km Laufleistung auch dieselbe Motorleistung gehabt wie bei den Motoren, die 1500 km gehalten haben. Die standfesteren Motoren haben wir ab August, September ausgeliefert.
Gibt es momentan zwischen den Werks-KTM und den beiden Husqvarna von Danny Kent und Niklas Ajo irgendeinen technischen Unterschied? Oder wurden nur Rahmen und Räder anders lackiert?
Nein, es existieren bisher keine technischen Unterschiede. Wir hatten ein anderes Szenario angedacht. Gleichzeitig wollten wir ein verlässlicher Partner für unsere Kunden sein, die natürlich enttäuscht wären, wenn plötzlich eine andere Marke auftaucht, die technisch mit Änderungen glänzt. Andersherum haben wir uns auch mit der Teamvereinigung IRTA koordiniert, der es viel weniger recht gewesen wäre, wenn plötzlich irgendein neues Fabrikat auftaucht, das für Unruhe sorgt, auch bei den anderen Herstellern.
Du spielst darauf an, dass Honda zuerst für 2014 am liebsten nur zwei Werks-Prototypen einsetzen wollte, dann wurden es sechs. Husqvarna hätte mit zwei exklusive-Prototypen den Geist des Reglements aushebeln können.
Als sich die Wogen quasi geglättet haben, konnten wir auf das kundenfreundliche Konzept umsteigen.
Aber Firmenchef Stefan Pierer hat im November noch angekündigt, KTM und Husqvarna würden sich zumindest beim Ölsponsor und bein Auspuffhersteller unterscheiden. Aber Motorex und Akrapovic sind jetzt auch auf der Husqvarna zu sehen. Es war vom FMF-Auspuff aus Amerika die Rede?
Das ist im Moment alles gleich. Wir haben bisher keine Versuche mit anderen Auspuffanlagen gemacht. Akrapovic ist ein sehr guter Partner, mit sehr viel Knowhow und sehr guter Qualität.
Was denkt sich ein KTM-Techniker, wenn Honda als grösster Motorradhersteller plötzlich nach eineinhalb Jahren das KTM-Konzept mit zwei Auspuffen schamlos kopiert?
(Er lacht). Naja... Die zwei Auspüffe sind sicher nicht das Grundlegende. Jeder kann so viele Auspüffe haben, wie er haben will. Es ist natürlich schon interessant. Es ist momentan offenbar so, dass wir die Benchmark sind.
Du hast mir vor einem Jahr erklärt, was der Vorteil von zwei getrennten Auspüffen ist. Ich habe es vergessen, die Leser vielleicht auch...
Wir haben jetzt nicht mehr denselben Auspuff wie vor einem Jahr. Wir haben durch diese Lösung mit zwei Auspüffen mehr Leistung gefunden, das Gewicht ist natürlich höher geworden. Da wir selber den Anspruch hatten, nicht zu sehr an der Grenze der Lautstärke zu sein, nicht zu sehr in die Kritik zu kommen an dieser Stelle, auch wenn alles innerhalb der Toleranz war, sind wir mit dieser Lösung sehr zufrieden.
KTM konnte dadurch bei den Dämmstoffen sparen?
Genau. Bei unserer Anordnung ist es so, dass die Lautstärke an einem Auspuffrohr gemessen wird. Da wir aber zwei Auspuffrohre haben, die nicht nebeneinander liegen, kommt die Hälfte der Lautstärke aus einem Auspuff, der weiter weg ist. Dadurch muss ich beim selben gemessenen Pegel weniger dämpfen.
Das ist allerdings nicht prinzipiell bei zwei Rohren so. Wenn ich sie direkt nebeneinander mache, ist dieser Effekt eigentlich weg. Bei uns ist zumindest das Hinterrad noch dazwischen.
Der Weg für ein Rohr wird dann 20 Prozent länger. Das macht schon einen kleinen Unterschied.